Die Energiepreise haben einen erheblichen Einfluss auf die Kosten von Rechenzentren und anderen Gebäuden. Infolgedessen wird wahrscheinlich mehr Arbeit ins Homeoffice verlagert werden, um den Energieverbrauch in Unternehmensgebäuden zu senken. Mit Blick auf Rechenzentren beobachten wir bereits einen weiter zunehmenden Trend zum Cloud Computing und dort insbesondere zu den großen Hyperscalern. Sie verfügen in der Regel über besonders kostengünstige Rechenressourcen und weisen eine vergleichsweise gute Klimabilanz auf. Allerdings ist eine solche Umstellung von Rechenaufgaben und -kapazitäten komplex. Deshalb befürchten wir, dass Kunden ihre Technologieausgaben für Aufgaben mit geringerer Priorität zurückfahren werden. Es wird wahrscheinlich ein langer Winter werden. Aber wenn wir davon ausgehen, dass die größten Energieprobleme im Laufe des Frühjahrs 2023 gelöst sind, dürfte es keine massiven Störungen für den IT-Sektor als Ganzes geben.
Was ist der Grund für diese Krise?
Für die aktuelle Krise gibt es mehrere Gründe. Die Abschaltung der Nord Stream 1-Pipeline infolge des Krieges in der Ukraine wirkt sich deutlich auf die weltweiten Erdgasströme aus. Darüber hinaus wird die jüngste Ankündigung der OPEC, die Ölproduktion um zwei Millionen Barrel pro Tag zu senken, den Kostendruck weiter verschärfen. Und der Druck, die CO2-Emissionen zu verringern, macht die Situation noch komplexer. In vielen Bereichen gibt es nicht ausreichend grüne Energie, um den Strombedarf von Rechenzentren zu decken. Viele Unternehmen greifen deshalb auf die großen Cloudanbieter zurück, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, zumal die Nachfrage nach Speicher- und Rechenleistung so hoch wie nie zuvor ist. Denn die durch die Pandemie noch einmal beschleunigte Digitalisierung der Wirtschaft, führt zu einem wachsenden Bedarf an neuen, digital ausgerichteten Geschäftsmodellen und Anwendungen.
Welche Unternehmen sind besonders betroffen?
Unternehmen mit eigenen, ineffizienten Rechenzentren werden am stärksten betroffen sein. Unternehmen, die diese bereits ausgelagert haben oder auf die Cloud umgestiegen sind, hingegen weniger – obwohl auch sie zu einem geringeren Grad mit Kostenerhöhungen kämpfen werden.
Was wird derzeit unternommen, um die negativen Auswirkungen klein zu halten?
Aus IT-Sicht versuchen die Unternehmen derzeit vor allem, Kosten zu verlagern, um mit den steigenden Energiepreisen klarzukommen. Zudem gehen wir davon aus, dass die während der Pandemie eingeführten Richtlinien für hybrides Arbeiten und das Homeoffice ausgeweitet werden, um Büro- und Gebäudekosten zu senken.
Wie wird die Energiekrise am Ende gelöst werden?
Langfristig gesehen müssen alle Rechenzentren mit grüner Energie betrieben werden, und die Rechenleistungen werden in der Public Cloud stattfinden. Doch wird es einige Jahre dauern, bis dies erreicht ist, so dass die Kosten wahrscheinlich erst einmal steigen. Da diese an die Endverbraucher weitergegeben werden, treibt dies wiederum die Kosten für Waren und Dienstleistungen nach oben, der Inflationsdruck nimmt zu und erzeugt damit wahrscheinlich auch einen anhaltenden Lohndruck. In vielen Fällen werden große Unternehmen ihre Kosten in anderen Bereichen senken, um den Anstieg der Energiekosten auszugleichen.
Wird die Nachfrage nach IT-Services wegen der Energiekrise zurückgehen?
Die Nachfrage nach IT-Technologien ist so hoch wie nie zuvor. Unternehmen aller Branchen haben zuletzt ihre Geschäftsmodelle geändert, um über digitale Kanäle besser mit Lieferanten, Partnern, Kunden und anderen Business-Akteuren interagieren zu können. Blockchain, NFTs und Web3 werden weiter an Relevanz gewinnen und damit auch mehr Rechenressourcen und Energie verbrauchen. ISG geht nicht davon aus, dass die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen generell zurückgehen wird. In den kommenden Quartalen könnte es hie und da leichte Einbußen geben, aber insgesamt wird sich die Marktdynamik weiter beschleunigen.
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