Der Vergabeausschuss für die FFF Film- und Fernsehförderung hat gestern 22 Projekte zur Förderung empfohlen. Die Höhe der Fördersumme beträgt 3,7 Mio. Euro. Der FFF Bayern unterstützt u.a. die neuen Projekte von Dani Levy, Franz Xaver Gernstl, Isabel Braak, Pia Hellenthal, Bin-Han To, Vera Brückner, Erec Brehmer, Marina Hufnagel und Can Merdan Dogan. Zwei Projekte befassen sich mit häuslicher Gewalt, zwei mit dem Zwischenreich und eins mit den Hikikomori – Menschen, die sich in Japan extrem isolieren und mit Roboter-Avataren zwischenmenschliche Beziehungen neu lernen.

ZU ALLEN PROJEKTEN
Bayerns Digitalministerin und FFF Aufsichtsratsvorsitzende Judith Gerlach: „Lachen und Weinen liegen oft ganz nah zusammen. Gerade im Kino ist das eine starke Verbindung. So wie in der neuen Tragikomödie Kochschule Schwarz von Erfolgsregisseur Dani Levy. Solche Geschichten braucht das bayerische Kino. Und es freut mich, dass wir mit dem FilmFernsehFonds Bayern erneut so tolle Projekte unterstützen können.“

Produktion Kinofilm

Einen Spielfilm und zwei Dokumentarfilme für die große Leinwand fördert der FFF Bayern mit insgesamt 1,13 Mio. Euro. Unter den Einreichungen befand sich kein Projekt mit weiblicher Regie oder Autorschaft.

Eine wahre, aber bisher weitgehend unbekannte Geschichte, die sich in München zugetragen hat: Kurz vor Kriegsausbruch ermöglichen ein Anwalt und ein Koch den Münchner Jüdinnen und Juden eine letzte Chance zur Flucht – mit Koch- und Backkursen. Davon wird der Kinofilm Kochschule Schwarz erzählen, inszeniert von Dani Levy. Der Regisseur hat auch am Drehbuch der HFF München-Absolventen Alexander Costea und Tristan Fiedler mitgewirkt. Der Großteil der Dreharbeiten wird in Bayern stattfinden. Das Projekt der Münchner Firma new!move films fördert der FFF Bayern mit 900.000 Euro, nachdem er Kochschule Schwarz bereits in den Phasen der Stoff- und Projektentwicklung´unterstützt hat. 

Wie leben wir richtig? Nach der Antwort auf diese Frage suchen Franz Xaver Gernstl, Hans-Peter Fischer und Stefan Ravasz seit vier Jahrzehnten in Gernstls Reisen. Nun arbeitet die Produktionsfirma megaherz an einer Neuauflage des Kinofilms. Gernstls Reisen – Auf der Suche nach dem Glück sahen 2006 mehr als 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Kino. Für Drehbuch und Regie sind im neuen Kinofilm Gernstls Reisen – Auf der Suche nach irgendwas Franz Xaver Gernstl und Jonas Gernstl verantwortlich. Der FFF Bayern fördert das Projekt mit 150.000 Euro.

Daumenkinograph Volker Gerling geht zu Fuß durch Europa und lebt von den Einnahmen seiner Wanderausstellung: Sechs fotografische Daumenkinos auf einem Bauchladen. Aus zufälligen Bekanntschaften entstehen neue Werke. Seine Arbeit huldigt der Vielfalt des Lebens, der Magie des Augenblicks und der Urform des Kinos. Von ihm und seinem Werk handelt das neue Dokumentarfilmprojekt Zeit zwischen den Fingern von Autor und Regisseur Jens Schanze. Der FFF Bayern fördert die Produktion von Mascha Film mit 80.000 Euro.

Produktion Fernsehfilm und -serie

1,6 Mio. Euro gehen in die Produktion von drei Serien, darunter eine Animationsserie. Alle drei Projekte werden von Münchner Produktionsfirmen realisiert.

Zwei Kommissarinnen geben alles, um Opfer häuslicher Gewalt aus ihrem gefährlichen Umfeld zu befreien. Dabei werden sie selbst zur tickenden Zeitbombe. Darum geht es in der Drama-Crime-Serie Toxisch. PSSST! Film wird die sechs Episoden für das ZDF realisieren. Die Drehbücher stammen von Lisa Reich und Josef Zeller nach einer Idee von Carolin Otto, Regie führen wird Isabel Braak. Die Dreharbeiten finden nahezu komplett in Bayern statt. Der FFF Bayern fördert die Serie mit 850.000 Euro. 

Die junge Münchner Produktionsfirma Trimafilm, die mit Fett und Fett eine Serie mit Kultcharakter geschaffen hat, arbeitet an einer neuen Serie für den SWR. Lust erzählt im Stil einer melancholischen Komödie von zwei Dreißigjährigen, die nach 15 Jahren Liebe und Beziehung kläglich versuchen, miteinander Schluss zu machen, obwohl sie perfekt zueinander passen. Die Drehbücher stammen von Mercedes Lauenstein, Karla Cristobal, Carolina Zimmermann, Berthold Wahjudi und Bartosz Grudziecki, der als Head Autor und auch als Showrunner fungiert und neben Pia Hellenthal Regie führt. Der FFF Bayern fördert Lust mit 450.000 Euro.

Chill mal, Zeus! heißt ein neues Projektvorhaben der Firma die film GmbH für die ARD: eine Animationsserie für die ganze Familie, die in 52×13 Minuten humorvoll, actionreich und unterhaltsam von der griechischen Mythologie erzählt. Regie führen wird Bin-Han To nach Drehbüchern von David Ungureit, Wiebke Jaspersen und Andreas Karlström. Der FFF Bayern, der das Projekt bereits in der Entwicklung förderte, unterstützt die Produktion mit 300.000 Euro. 

Produktion Nachwuchsfilm

Sieben Projekte junger Talente fördert der FFF Bayern mit insgesamt 490.000 Euro, darunter den Debütfilm von Vera Brückner und einen kombinierten Abschluss-/ Erstlingsfilm, den BerghausWöbke produzieren wird. Drei Projekte von Quereinsteiger*innen befassen sich mit dem Thema Tod, zwei davon mit dem Zwischenreich.

Mit einer Film-Anthologie wird Autor und Regisseur Nicolai Zeitler seinen Abschluss an der HFF München und gleichzeitig sein Debüt vorlegen. Gemeinsam mit Co-Autorin und Co-Regisseurin Marlene Bischof erzählt er von sieben Menschen, die mit dem Druck und dem Chaos unserer Zeit kämpfen. Wir erleben ihre Gedanken, Tagträume und Fantasien, während sie versuchen, in einer überfordernden Welt nicht unterzugehen. Realisieren wird den Episodenfilm I am the Greatest die Münchner BerghausWöbke Filmproduktion, die in den letzten Jahren auch die Filme der Nachwuchsstars Tim Fehlbaum, Mariko Minoguchi und Mareille Klein produziert hat. Der FFF Bayern fördert das Projekt mit 165.000 Euro.

Mit ihrem HFF München-Abschlussfilm Sorry Genosse über eine abenteuerliche Flucht aus der DDR feierte Autorin und Regisseurin Vera Brückner Premiere bei der Berlinale 2022. Musikalisch untermalt wurde der Dokumentarfilm von Florian Paul und seiner "Kapelle der letzten Hoffnung". Nun arbeitet Vera Brückner an Endlich unsterblich, ihrem Debütfilm, in dem sie ebendiese Musiker begleitet: Florian Paul und die Kapelle der letzten Hoffnung wollen ganz nach oben – in Zeiten von Pandemie und Krieg. Der FFF Bayern fördert den Dokumentarfilm über das Finden von Musik und die Bedeutung des Daseins als Musiker, den die Südkino Filmproduktion realisieren wird, mit 100.000 Euro.

Der Provinzverein TTC Neu-Ulm ist plötzlich Top-Favorit in der Tischtennis Champions League – durch den Krieg in der Ukraine und einem Irrtum, der mit der Sperrung russischer Athleten in Zusammenhang steht. Mit den Weltranglistenplätzen 4, 6, 7 und 9 will der Tischtennisclub nun den Titel holen und sich im europäischen Profi-Tischtennis etablieren. Autor und Regisseur Jonas Egert wird in seinem Dokumentarfilm Ping Pong vom Versuch erzählen, die unterschiedlichen Vorstellungen von einer erfolgreichen Saison unter einen Hut zu bringen. Der FFF fördert den HFF München-Abschlussfilm, den die Firma madfilms Cruiziat & Egert produziert, mit 65.000 Euro.

Drei gestern empfohlene Kurzfilmvorhaben von Quereinsteiger*innen beschäftigen sich mit Leben und Tod, zwei davon mit der Zwischenwelt. In Maria Mutter Gottes wird die jugendliche Tochter einer dogmatischen Abtreibungsgegnerin schwanger und ringt mit der Entscheidung um einen Abbruch. Regie führen wird Johannes Fröhlich, der das Drehbuch mit Philipp Altmann verfasste; beide waren bisher unter anderem als Regie-Assistenten tätig. Der FFF fördert die Produktion der Farbsturm Film mit 32.500 Euro. Im Stummfilm Der Tod der Stille holt der einsame Tod eine junge Frau im Koma zu sich in die Zwischenwelt. Aber alle Annäherungsversuche scheitern, die Frau sucht verzweifelt einen Weg zurück in ihr altes Leben. Sascha Fersch führt Regie nach eigenem Drehbuch, der FFF fördert die Produktion der Deerhouse Film ebenfalls mit 32.500 Euro. Auch Obolus von Autorin und Regisseurin Kim Fabienne Hertinger, ausgebildete Psychologin und preisgekrönt für ihre bisherigen Kurzfilme, spielt im Genre des Roadtrips in der Zwischenwelt. Der FFF fördert die Produktion von KFH Media aus Margetshöchheim bei Würzburg mit 30.000 Euro.

Projektentwicklung

Die Münchner Firma Caligari Film und Fernsehproduktion entwickelt eine Animationsserie. The Secret of Dr. Dolittle wird nach Drehbüchern von Jonathan Evans in 10×22 Minuten davon erzählen, wie eine Gruppe Tiere sich auf den Weg macht zum berühmten Dr. Dolittle, der sie heilen soll. Aber sie finden nur Dolittles Ur-Enkel Dougie, der von sprechenden Tieren überhaupt nichts wissen will. Die Tiere beschließen, Dougie zu seiner wahren Bestimmung zu verhelfen – mit allen Mitteln. Der FFF Bayern fördert die Entwicklung mit 70.000 Euro.

Stoffentwicklung

Insgesamt 145.000 Euro FFF Fördermittel fließen in fünf Stoffentwicklungen: in vier Spielfilme und einen Dokumentarfilm für das Kino.

Erec Brehmer, der mit La Palma und Wer wir gewesen sein werden zwei vielbeachtete Filme vorgelegt hat, plant mit Das Leichte und das Schwere seinen nächsten Kinostoff: Die Sehnsucht nach ihrer Vergangenheit führt zwei durch einen Schicksalsschlag verbundene Fremde dazu, einen gemeinsamen Neuanfang ins Leben zu wagen (Maverick Film, 30.000 Euro). Can Merdan Dogan entwickelt mit Backstage ein Psychodrama über eine Backgroundsängerin, die sich kurz vor ihrem ersten Auftritt als Leadsängerin in den Gängen des Backstage verliert. Realität und Fantastie vermischen sich miteinander, und als sie aufwacht, findet sie sich auf dem Operationstisch wieder (Gustav Film, 30.000 Euro). Marina Hufnagel, deren hybrider Dokumenterafilm Solastalgia in diesem Jahr die Reihe Neues Deutsches Kino beim Filmfest München eröffnet hat, entwickelt als nächstes den Stoff für einen fiktionalen Kinofilm über eine Frau, die häusliche Gewalt erlebt: Nach acht Jahren Demütigung geht sie und nimmt ihre Tochter mit. Aber nun beginnt der eigentliche Alptraum. Der Vater beantragt das Sorgerecht. Sie beteuert, dass er gefährlich sei, dass sie Angst vor ihm hat – und Angst um ihr Kind. Das Gericht glaubt ihr nicht und gibt ihm Recht. Aber sie kämpft – für ihre Tochter, für sich, für ein selbstbestimmtes Leben (Michael Kalb Filmproduktion, 30.000 Euro). Der geförderte Dokumentarfilmstoff von Anna-Sophia Richard und Dominik Eder widmet sich den Hikikomori, Menschen in Japan, die zurückgezogen in ihre Wohnungen den Kontakt zu anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren. Einige von ihnen tauchen auf der Suche nach sozialen Kontakten immer tiefer in die digitale Welt ein und versuchen, durch virtuelle Stellvertreter*innen und Roboter-Avatare zwischenmenschliche Beziehungen neu zu lernen. Der Film wird sie bei ihrer Suche nach menschlicher Nähe im digitalen Raum begleiten (OKSUPERDANKE Filmproduktion, 25.000 Euro). 

Verleih und Vertrieb

Drei Filme starten mit FFF Verleihförderung in Höhe von insgesamt 300.000 Euro in den deutschen Kinos: Die Drei ??? – Erbe des Drachen und One for the Road (beide Sony Pictures Entertainment) sowie Oskars Kleid (Warner Bros. Entertainment).

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