Was wissen wir über den Klimawandel in der Ostsee? Welche Lösungsansätze lassen sich im Umgang mit der Klimakrise für diese Region erarbeiten? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die internationale „Baltic Stakeholder Conference 2022 on Climate Change in the Baltic Sea (BSC2022)“.  Die Konferenz findet online am 26. und 27. September 2022 statt. Gemeinsame Gastgeber sind das Ostseeforschungsnetzwerk Baltic Earth, das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Umweltbundesamt (UBA).

Eine Diskussionsgrundlage der Konferenz liefert unter anderem das 2021 herausgegebene Faktenblatt „Climate Change in the Baltic Sea“ von Baltic Earth und der Helsinki-Kommission für den Schutz der Meeresumwelt der Ostsee (HELCOM). Es fasst neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel in der Ostsee von rund 100 Forschendenübersichtlich zusammen. Markus Meier vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Vorsitzender der Baltic Earth Steuerungsgruppe, hat die Erstellung dieser Publikation koordiniert, die seit 2022 auch in deutscher Sprache vorliegt.

„Die Wassertemperaturen in der Ostsee steigen seit 100 Jahren und das wird auch in diesem Jahrhundert weitergehen. Klimaprojektionen zeigen, dass die Ostsee während normaler Winter am Ende des Jahrhunderts größtenteils eisfrei sein wird – eine Veränderung mit weitreichenden Konsequenzen für das marine Ökosystem ebenso wie für klimatische Rückkopplungseffekte“, erläutert Meier eine der wichtigen Klimawandelfolgen in der Ostsee, die das Faktenblatt thematisiert. „Mit der deutschen Übersetzung sollen nun auch hierzulande lokale Entscheider und die allgemeine Öffentlichkeit erreicht werden, die nicht im englischsprachigen Wissenschaftsbetrieb zuhause sind“, fügt Marcus Reckermann, Leiter des internationalen Baltic Earth-Sekretariats am Helmholtz-Zentrum Hereon, an.

Insgesamt haben die klimawandelbedingten Veränderungen weitreichende Folgen für Tiere und Pflanzen in der Ostsee, ihre Lebensräume und schlussendlich auch für die Menschen, die in der Region leben. BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm sagt zum Fokus der BSC2022-Konferenz: „Wir brauchen vor allem Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise und müssen ausloten, wie wir dies in guter Kooperation mit unseren Nachbarstaaten an den Meeren vor unser Haustüre angehen. Der aktuelle Austausch mit den Stakeholdern zu den Herausforderungen der Klimakrise soll diese Maßnahmen unterstützen.“

Auch Lilian Busse, Vizepräsidentin des UBA, betont: „Den Belastungen durch Klimawandel und den Menschen kann die Ostsee nur standhalten, wenn wir sie wieder widerstandsfähig machen. Es dürfen möglichst keine langlebigen Schadstoffe ins Meer gelangen und viel weniger Nährstoffe aus der Landwirtschaft. Das kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam und sektorübergreifend daran mitwirken.“ Konsequenterweise enthält der bei der HELCOM- Ministerkonferenz im Oktober 2021 in Lübeck verabschiedete Ostseeaktionsplan 199 Maßnahmen, die zur Verbesserung der Ostsee beitragen sollen.

Für Klima- und Meeresschutz kann das Potenzial und die Relevanz von Ökosystemen als natürliche Kohlenstoffsenke („Blue Carbon“) eine zentrale Rolle spielen. „Der Ostseeaktionsplan ist das zentrale Instrument zur Verbesserung des Zustandes der Ostsee. Mit der Meeresoffensive der Bundesregierung und dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz wird Deutschland seine Beiträge für den Meeresschutz weiter intensivieren“, sagt Sebastian Unger, Leiter der Unterabteilung Meeresschutz im BMUV und neuer Meeresbeauftragter der Bundesregierung zur Eröffnung der Konferenz.

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