Die Volatilität an den globalen Aktienmärkten hat seit Jahresanfang drastisch zugenommen. Viele Investoren neigen dazu, in volatilen Phasen panisch zu reagieren und Teile ihrer Kapitalanlage zu veräußern. Aus Sicht von Desiree Sauer, Investment-Strategin bei Lazard Asset Management, ein großer Fehler: Zeiten hoher Marktvolatilität sind meist der schlechteste Zeitpunkt, um über gravierende Portfolioumstrukturierungen nachzudenken.“

Die Historie zeige, dass sich die Märkte nach starken Abwärtsbewegungen (fast) immer wieder erholen. „Wenn die Märkte fallen, kann das beängstigend sein, aber ein voreiliger Verkauf kann noch mehr schaden, wenn dadurch die ‚guten Tage‘ verpasst werden“, sagt Desiree Sauer. Laut einer Studie der Investmentbank Baird betrug die jährliche Rendite des S&P 500 zwischen März 1995 und März 2020 etwa 7 Prozent. Wenn Anleger allerdings die zwanzig besten Tage verpassten, lag diese nur noch bei etwa 2 Prozent p. a. „Außerdem traten die besten Tage inmitten (oder in unmittelbarer Nähe) von Bärenmärkten auf“, so Sauer.

Korrekturen sind normal – und kommen häufig vor

Kleinere Einbrüche, sogenannte Pullbacks, und Korrekturen von 10 Prozent und mehr seien relativ häufig und etwas, das jeder Anleger in seinem Finanzleben von Zeit zu Zeit erlebe. „Zwar kann sich ein Einbruch von bis zu 5 Prozent beunruhigend anfühlen, aber er tritt im Durchschnitt dreimal pro Jahr auf“, so Sauer. Marktkorrekturen von 10 Prozent oder mehr kommen ebenfalls erstaunlich häufig, im Schnitt einmal pro Jahr vor. Bärenmärkte treten hingegen viel seltener auf, in etwa nur alle sechs Jahre. 

Ein langfristiger Anlagehorizont könne Anlegern helfen, Bärenmärkte zu relativieren. Seit 1926 gab es beim S&P 500 14 Zeiträume mit Einbrüchen von über 20 Prozent. „Natürlich ist der durchschnittliche Bärenmarkteinbruch von 41 Prozent schmerzhaft, aber noch schmerzhafter ist es, die Bullenmärkte zu verpassen, die im Schnitt eine Performance von 162 Prozent lieferten“, gibt Sauer zu bedenken.

Langfristanleger haben die größten Chancen auf positive Erträge

Zwar gebe es immer wieder kürzere bis mittlere Zeiträume, in denen der Aktienmarkt stark korrigiert und der Aktienanleger (vorübergehend) massive Verluste erleiden kann. Zwei Gründe sprechen aus Sicht Sauers dennoch dafür, am Aktieninvestment festzuhalten: „Erstens bietet die Aktienanlage auf ganz lange Sicht (sagen wir fünfzig Jahre) den höchsten jährlichen Ertrag aller liquiden Assetklassen. Zweitens ist die Wahrscheinlichkeit, über ein längeres Zeitfenster (sagen wir zehn Jahre) einen Verlust zu erleiden, relativ gering.“ Die Expertin hält fest: „Je länger der Anlagehorizont, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, einen positiven Ertrag zu erwirtschaften.“

Betrachte man beispielsweise die Entwicklung des S&P 500 von 1980 bis heute, so zeigt sich: Trotz eines maximalen Drawdowns von durchschnittlich 14 Prozent innerhalb eines Jahres waren die jährlichen Renditen in 32 von 42 Jahren positiv. „Aktienmärkte haben ihre Höhen und Tiefen. Als Anleger muss man lernen, damit zu leben“, so Sauer.

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