Petra Laibach: Energie-Einsparpotenziale sind ausgeschöpft
So wie Petra Laibach. Sie ist Geschäftsführerin der „Laibach GmbH Karosserie und Lack“ in Radolfzell und hat sich bereits viele Gedanken über Lösungen gemacht, denn den Kopf in den Sand zu stecken, ist für sie keine Option. Für die Lackierkabinen benötigt das Unternehmen jede Menge Energie und die Kosten hierfür schnellen derzeit bekanntermaßen in die Höhe. Das Unternehmen hat bereits Einsparungen vorgenommen: „Wir schauen, dass die Kabinen nicht den ganzen Tag genutzt werden und wir die Arbeiten blockweise erledigen. Wir verwenden auch schon Materialien, die nicht so hohe Temperaturen benötigen. Trotzdem haben sich unsere Energiekosten im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht.“ Im Herbst und Winter kämen nun noch die Heizkosten für die übrigen Räume hinzu.
Entlastung nur für die Großen
Als die Entlastungspakete der Regierung veröffentlicht wurden, setzte sich Petra Laibach sofort an den Antrag, nur um dann feststellen zu müssen, dass sie mit dem Unternehmen nicht die Förderkriterien erfüllte.
„Da arbeitet man sich stundenlang durch Online-Portale, nur um am Ende festzustellen, dass man für eine Entlastungsmaßnahme gar nicht in Frage kommt. Als wären kleine und mittlere Unternehmen von der Krise gar nicht betroffen.“
Doch damit nicht genug: Neben den explodierenden Energiekosten gibt es weitere Herausforderungen wie Lieferengpässe für dringend benötigte Ersatzteile. „Wir sind von der Versicherungswirtschaft abhängig, die erst zahlt, wenn ein Auto fertig repariert ist.“ Da kommt es durchaus vor, dass sie für die Reparatur eines PKWs monatelang auf Ersatzteile wartet, für die sie bereits in Vorleistung gehen musste.
Politik ist gefordert
„Wir haben gerade einfach viele Herausforderungen auf allen Ebenen“, resümiert Petra Laibach. Wichtig sei, dass jetzt alle zusammenhalten und keine Branche vergessen wird: „Wir schaffen das nur gemeinsam. In der Wirtschaft ist niemand autark, alles hängt in einem großen Kreislauf miteinander zusammen, wie in einem Uhrwerk. Wenn da ein Zahnrad wegfällt, funktioniert die ganze Uhr nicht mehr. Dass wenige in der Krise bevorzugt werden oder sogar daran verdienen und viele andere darunter leiden, muss aufhören. Die Verteilung muss wieder stimmen. Da ist die Politik gefordert – jetzt.“
Bäckerei Krachenfels: Energiekosten nicht mehr kalkulierbar
„Wir versuchen positiv zu bleiben, aber im Moment ist das wirklich schwierig. Wir machen die ganze Woche nichts Anderes als andere zu bitten, sich für uns und unsere Branche einzusetzen“, sagt Konditormeisterin Susanne Dichtl-Krachenfels. Ihr Mann, Bäckermeister Georg Krachenfels, betreibt 40 Bäckereifilialen und eine große Produktion in Mönchweiler, sie selbst hat zwei Betriebe in Augsburg. „Wir sind für mehr als 300 Mitarbeiter verantwortlich“, betont sie und schildert die Entwicklungen der vergangenen Monate. Zum Mitarbeitermangel, der bereits seit geraumer Zeit dafür sorgt, dass zwei Filialen bereits komplett und weitere teilweise geschlossen haben, und den enorm gestiegenen Rohstoffpreisen, kommen nun die Energiekosten.
„Wir haben im Zeitraum von Januar bis Juli im Schnitt 92 000 Kilowattsunden Strom benötigt. Die Öfen laufen teils mit Heizöl, teils elektrisch. Nach einem Anbieterwechsel lag unser monatlicher Abschlag im Januar bei 30 000 Euro“, so Dichtl-Krachenfels. Und bereits hier habe der Betrieb im Monat drauf eine Abrechnung mit einer Nachzahlung in Höhe von 10 000 Euro erhalten. Im Juli waren es dann 17 000 Euro Nachzahlung – „also insgesamt 47 000 Euro für Strom. Ich bin total erschrocken, aber das ist noch nicht alles“. Denn mit der Abrechnung habe der Anbieter bereits die Anpassung der Abschlagszahlungen angekündigt, die wenige Stunden später ins Haus flatterte und der Familie Krachenfels nahezu die Tränen in die Augen trieb. Denn ab September muss der Betrieb 80 000 Euro Abschlag bezahlen. „Uns war es ganz schlecht, denn der Abschlag bezieht sich nur auf unsere Produktion“, sagt die Konditormeisterin. Insgesamt bezahle sie jetzt im Monat 220 000 Euro, zu 90 000 Euro im Vorjahr. „Keine Kalkulation ist auf so eine Energiekosten-Explosion ausgelegt“.
Nicht nur für die Öfen – auch in den Filialen –, sondern zudem für die Kühlhäuser benötigt der Betrieb viel Energie Erst vor wenigen Tagen hätten sie dann auch noch für 27 000 Euro Heizöl kaufen müssen, hinzu kommen noch die Kosten für die Lastwagen. „Überall bissel was dazu, das läppert sich heftig“, sagt sie, auch mit Blick auf die hohen Rohstoffpreise. „Und wir haben keine Möglichkeit auf eine Mischkalkulation wie die Discounter“. Man könne auch nicht auf irgendwelche Zutaten verzichten, das passe mit der Philosophie des Betriebs nicht zusammen. „Es muss auch schmecken“, so Susanne Dichtl-Krachenfels.
Petition gestartet
Sie und ihr Mann haben beschlossen nicht länger abzuwarten, bis ihnen vielleicht jemand hilft, sondern haben jetzt selbst Initiative ergriffen. „Wir haben bereits schon bei den Kammern vorgesprochen und uns bei den Abgeordneten gemeldet“. Der CDU-Landtagsabgeordnete Guido Wolf aus dem Wahlkreis Donaueschingen-Tuttlingen hat die Produktion in Mönchweiler bereits besucht und sich die Situation schildern lassen. Aber nicht nur das. Er habe auch sofort an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einen Brandbrief mit dem Tenor „lassen Sie das Bäckerhandwerk nicht im Stich“, geschrieben. Eine Antwort steht noch aus. In den nächsten Tagen gibt es auch ein Telefongespräch mit dem CDU-Bundestagsmitglied Torsten Frei.
Auch eine Online-Petition wurde schon gestartet: Unter dem Motto „Energie und Brot für alle“ fordert Georg Krachenfels einen Energiepreisdeckel für Privathaushalte und den Mittelstand. Der Grundbedarf müsse gedeckt sein, um Haushalte und Mittelständler vor einer Versorgungskrise zu bewahren“, so der Inhaber der Bäckerei. Auch die Bäcker-Innung Tuttlingen-Rottweil unterstützt die Petition. „Die Petition ist lobenswert“, betont Obermeister Daniel Link aus Trossingen. Bislang haben knapp 550 Unterstützer unterschrieben. Damit die Petition allerdings in den Petitionsausschuss des Landtages gelangt, benötigt Krachenfels 21 000 Unterschriften.
Das Handwerk ist mit seinen vielen kleinen und mittleren Betrieben das Herz der deutschen Wirtschaft. Zum Bezirk der Handwerkskammer Konstanz, der die Landkreise Konstanz, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen, Rottweil und Waldshut umfasst, gehören annähernd 13.000 Handwerksunternehmen mit etwa 70.000 Beschäftigten und über 4.000 Auszubildenden.
Die Handwerkskammer vertritt nicht nur die Interessen ihrer Mitglieder, sondern bietet ihnen auch eine umfassende Beratung an, etwa zur Fachkräftesicherung, Aus- und Weiterbildung, Betriebswirtschaft, Unternehmensführung, Recht, Umweltschutz und Technologie.
Außerdem ist die Handwerkskammer ein großer Bildungsanbieter mit Bildungsakademien in Singen, Rottweil und Waldshut sowie der gemeinsam mit der IHK betriebenen Beruflichen Bildungsstätte in Tuttlingen.
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