Gestern Abend haben ihr viele zugeschaut und emotional Anteil genommen: Katharina Bruckner alias Corinna Harfouch als Frau vom Jugendamt, die für den kleinen Joe und seine Mutter die Weichen für eine bessere Zukunft stellt. Katharina Bruckner steht für viele in dieser Gesellschaft. Bundesweit sind mehr als 17.000 Bezirkssozialarbeiter in den Allgemeinen Sozialen Diensten der Jugendämter beschäftigt – allein 15 davon im Vogelsbergkreis.

Häufig redet man in der Öffentlichkeit nur dann über ihren Beruf, wenn es schlecht läuft, wenn Kinder trotz Hilfen zu Schaden kommen. Damit gerät aus dem Blick, welch vielfältige und oft erfolgreiche Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Familien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) leisten. Sie beraten Mütter, Väter und alle Personen mit Erziehungsfragen, sie organisieren Hilfen und Entlastung für Familien, sie fördern Kinder in ihrer Entwicklung – oder sorgen im Zweifelsfall wie bei Joe zeitweilig auch für den notwendigen Schutz von Kindern. Das Spektrum an Problemen, auf die der ASD tagtäglich Antworten sucht, ist dabei breit: ratlose Eltern, Familienkrisen, Schulprobleme, Gewalt, Alkohol- und Drogensucht.

„Problemlagen sind oft vielschichtig und komplex. Dies bedeutet hohe Anforderungen an die Familien, die betroffen sind, und ebenso an die Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst. Alle Eltern wollen nach ihrem Verständnis das Beste für ihre Kinder und kommen dabei manchmal an Grenzen. Mit vielfältigen und flexiblen Unterstützungs- und Hilfsmöglichkeiten der Jugendhilfe kann es gelingen, schwierige Lebenssituationen zu verändern und für die Familien wieder positiv zu gestalten“, erläutert Nicole Klemm, die den Allgemeinen Sozialen Dienst im Vogelsbergkreis leitet.

Die Sozialen Dienste der Jugendämter haben die Aufgabe, Eltern und ihre Kinder dort zu

unterstützen, wo Hilfe notwendig ist. Dies erfolgt vor allem durch beratende und unterstützende Hilfen bei der Erziehung, wie etwa in Form einer ambulanten Familienhilfe. Auf diese Hilfe sind zunehmend mehr Familien angewiesen: Rund 963.000 Hilfen zur Erziehung haben die Jugendämter 2020 bundesweit geleistet, elf Prozent mehr als noch 2010. Auch in der Pandemie wurden diese tendenziell eher fortgeführt als beendet. 

Wann aber sind Unterstützung und Hilfe in der Familie noch aussichtsreich? Und wann ist der Punkt erreicht, wo Sicherheit und Schutz des Kindes eine zumindest vorübergehende Trennung von den Eltern erfordern? Und welche Risiken wiederum bringt die Trennung von den Eltern für den weiteren Lebensweg des Kindes?

Alle sind sich einig: Kinder und Jugendliche bedürfen des Schutzes durch die Gesellschaft. Doch welcher Weg im Einzelfall der richtige ist, diese Frage verlangt den Sozialarbeitern im Jugendamt im Einzelfall schwierige Abwägungsprozesse ab. Kinderschutz ist eben kein Kinderspiel!  „Jeder Einzelfall im Kinderschutz wird immer im Zusammenwirken mehrerer Fachkräfte betrachtet und das Gefährdungsrisiko eingeschätzt. Hieraus ergibt sich, welche Maßnahmen zum Schutz des Kindes erforderlich sind – im Einzelfall kann dies die Herausnahme des Kindes aus der Familie sein. Der Tragweite und Verantwortung dieser Entscheidungen ist sich jeder im ASD bewusst, insbesondere mit Blick darauf, was dies für die betroffenen Kinder und Eltern bedeutet. Um diese verantwortungsvolle Aufgabe zum Wohl der Kinder umzusetzen, sind wir neben der eigenen Fachlichkeit auf eine aufmerksame Gesellschaft und das Zusammenwirken mit unterschiedlichen Professionen und Institutionen angewiesen“ erläutert Nicole Klemm.

Und auch hier erhöhen steigende Fallzahlen die Belastungen für die Fachkräfte der Allgemeinen Sozialen Dienste. Was braucht der ASD, um diese schwierige Arbeit so erfolgreich schultern zu können wie Katharina Bruckner? Nicole Klemm hat darauf eine klare Antwort: „Wir brauchen einen personell und fachlich gut aufgestellten Allgemeinen Sozialen Dienst. Wesentlich ist ein gut funktionierendes Team. Standards wie Supervision, kontinuierliche Fortbildungen sind Voraussetzung für die Arbeit, ebenso bedarf es Anerkennung. Die Mitarbeiter leisten täglich diese enorm wichtige Arbeit mit Familien immer mit dem Fokus auf die Kinder. Die Bereitschaft der betroffenen Familien, sich auf Hilfe einzulassen, ist unerlässlich, um schwierige Lebenssituationen, die jeden betreffen können, zu bewältigen.“

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