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Eröffnung: 14. September 2022, 18 Uhr
15. September – 11. November 2022
Dienstag–Freitag 12–18 Uhr / Donnerstag 12–20 Uhr *
* Anlässlich der Berlin Art Week ist der Showroom am Samstag, den 17. September,
und Sonntag, den 18. September 2022 von 12–18 Uhr geöffnet.

Kuratorinnen: Layla Burger-Lichtenstein, Krisztina Hunya

Aristide Antonas entwirft imaginäre Orte im urbanen Raum, welche die sozialen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit adressieren und kommunale Ansätze verfolgen. Als Kombinationen aus Texten, Fotografien, Videos und digitalen Simulationen sowie mithilfe von archäologischen Verfahren und juristischen Bezügen nehmen seine Werke oft die Form von collageartig zusammengesetzten Architekturmodellen an. Es sind Gedankenexperimente an der Schnittstelle von Theorie und Praxis, die ausgehend von konkreten städtischen Situationen die Folgen neoliberaler Marktmechanismen für den privaten wie öffentlichen Raum untersuchen.

In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland führt Antonas seine Kritik an der zunehmenden Privatisierung urbaner Infrastrukturen fort. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist das immer dichtere Netzwerk von Online-Händlern, Lieferservices und Co-Working-Einrichtungen, das die Illusion der privaten Wohnung als „autonome Zelle“ fördert. Waren scheinen jederzeit direkt verfügbar, Wohnräume müssen kaum mehr verlassen und zugleich nur noch mit dem nötigsten ausgestattet werden.

Diese isolierte Häuslichkeit prägt neue Architekturen der Verdichtung, die Kaufhäuser, Ausgehviertel und Bürogebäude – charakteristisch für das Zentrum der kapitalistischen Stadt – allmählich ersetzen.
Von dieser Entwicklung profitieren nicht zuletzt Immobilienunternehmen in urbanen Ballungsräumen, die komprimierte Wohneinheiten für eine zahlungskräftige Mieter*innenschaft verwerten. Die Ausstellung The Pulp of Things hinterfragt die urbane Infrastruktur der Gegenwart, die laut Antonas zunehmend wie um ein „erweitertes Bett“ herum organisiert ist.

Antonas ist kein Stadtplaner, der Lösungen oder Masterpläne offeriert; stattdessen präsentiert er Kommentare auf Situationen und lose, narrative Anweisungen für Abläufe, die sich über die Zeit im Raum entfalten. Zentral für seine von Philosophie und Kritischer Theorie geprägte Praxis ist die Idee des „Urbanen Protokolls“ – ein Konzept, das er in der Publikation The Archipelago of the Protocols (2016) theoretisch fundierte. Antonas beschreibt hier seine Strategie, die in verlassenen Stadtzentren legale temporäre Besetzungen vorsieht, die von einer öffentlichen Behörde akzeptiert und verwaltet werden, um so mikro-legislative Strukturen mit kommunalen Funktionen zu etablieren. Die Protokolle ähneln Regiebüchern, sie skizzieren einzelne Details sowie Situationen, die auf bestimmte Aktivitäten verweisen, deren Umsetzung jedoch den Stadtbewohner*innen überlassen bleibt.

Aristide Antonas (*1963 in Athen) ist Architekt, Philosoph, Schriftsteller und bildender Künstler, er lebt und arbeitet in Athen und Berlin. Seit 2012 hat er eine Professur für Architekturdesign und -theorie an der Universität Thessalien / Griechenland inne und lehrt seit 2022 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Antonas veröffentlichte Romane, Kurzgeschichten, Essays und Drehbücher, darunter The Archipelago of the Protocols (2016) und Urban Planning for Murder (2015). Präsentationen seines Werks zuletzt u. a.: Architekturbiennale Venedig (2021); Frac Centre-Val de Loire, Orléans / Frankreich (Solo, 2018); documenta, Athen und Kassel (2017); Vorarlberger Architektur Institut, Dornbirn / Österreich (Solo, 2016); Schweizerisches Architekturmuseum, Basel (Solo, 2015).

Online-Diskursprogramm

Dienstag, 8. November 2022
Ausstellungsgespräch
Mit Aristide Antonas und Adam Szymczyk (Künstlerischer Leiter documenta 14, Athen und Kassel, 2017; Verein by Association, Zürich)
In englischer Sprache

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