Diess führte den VW-Konzern mit seiner Machtübernahme 2018 mit Volldampf in Richtung Elektromobilität – schon da stockte Manchem der Atem. Ein Volumenhersteller, der sich nur noch auf strombasierte Antriebe konzentriert? Keine E-Fuels als Alternative? Keine Brennstoffzelle? Kleine Kompetenzzentren zum Thema Wasserstoff bei Audi in Neckarsulm wurden weggetreten. Doch nicht nur die eindimensionale Konzentration eines weltweit agierenden Konzerns auf eine Antriebstechnologie sowie zunehmende Probleme im so wichtigen chinesischen Markt riefen Kritiker auf den Plan. Es waren auch die Verluste alter VW-Kerntugenden, die in den letzten zwei bis drei Jahren immer greifbarer wurden. Lange setzte VW Maßstäbe bei der Verarbeitungsqualität. Doch über die Mängel, die auto motor und sport beim ersten Test des ID.3 im Jahr 2020 feststellte, berichtete im Anschluss sogar die New York Times. Und heute? Gehören Schwächen in Sachen Qualität und Bedienung gepaart mit immer wieder auftretenden Softwareproblemen zum Redaktionsalltag. Ausgerechnet Diess, der Elon Musk so sehr dafür bewundert, aus Autos rollende Computer zu machen, bekam diese Sorgen nicht in den Griff. Porsche machte aus seiner Verärgerung darüber keinen Hehl mehr. Der Verdienst von Herbert Diess wird es rückwirkend betrachtet sein, den Konzern fit für die Elektromobilität gemacht zu haben. Aber das System Volkswagen, das schon unter der Führungskultur von Vorgänger Martin Winterkorn gelitten hat, bedarf dringend der Reform. Porsche-Chef Oliver Blume kennt das System in- und auswendig. Gerade deshalb hat er so lange gezögert, dem Ruf nach Wolfsburg zu folgen. Aber wenn es einer schafft, den Führungskreis neu zu formen, dann er.
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