am Dienstag, dem 26. Juli 2022, um 19 Uhr
im Universitätshauptgebäude, A 125, Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München

Prof. Dr. Shulamit Volkov (Tel Aviv)
im Gespräch mit PD Dr. Philipp Lenhard (München)Einführung: Prof. Dr. Kiran Patel (München)

Juden in Deutschland haben Revolutionen und Kriege, nationale und demokratische Bewegungen, Reichsgründung und Wiedervereinigung oft anders erlebt als ihre nichtjüdischen Zeitgenossen. Umso wichtiger ist es, die deutsche Geschichte auch aus jüdischer Sicht zu betrachten. In Shulamit Volkovs neuem Buch, einer Überblicksdarstellung der deutschen Geschichte von der Aufklärung bis zur Gegenwart, kommen deshalb vor allem jüdische Stimmen zu Wort. Meisterhaft verwebt sie verschiedene jüdische Perspektiven auf Revolutionen und Kriege, politische Bewegungen und Ideologien, soziale und wirtschaftliche Verhältnisse zu einem neuen Bild von der deutschen Geschichte. Sie lässt uns die Aufklärung mit den Augen Moses Mendelssohns sehen, den Wiener Kongress aus der Perspektive jüdischer Delegationen und die Revolution von 1848 aus Sicht der Opfer antijüdischer Ausschreitungen. Die Familien Liebermann und Rathenau haben Kaiserzeit, Ersten Weltkrieg und den Beginn der Weimarer Zeit anders erlebt als nichtjüdische Deutsche. Bertha Pappenheim, Käte Frankenthal und Hannah Arendt geben der Zwischenkriegszeit eigene Konturen. Besonderes Augenmerk gilt dem Holocaust, dem Zweiten Weltkrieg und den Jahrzehnten danach, in denen Fritz Bauer oder Ignatz Bubis kritisch auf die Zeit von Wirtschaftswunder und deutscher Einheit blickten. Auf diese Weise führt Volkov die deutsche und die deutsch-jüdische Geschichte so zusammen, dass sie am Ende untrennbar erscheinen.

Shulamit Volkov ist emeritierte Professorin für moderne Europäische Geschichte an der Universität Tel Aviv. Ihre Essaybände Jüdisches Leben und Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert und Das Jüdische Projekt der Moderne (C.H.Beck, 1990 und 2001) zählen zu den Standardwerken der deutsch-jüdischen Geschichtsschreibung und der Antisemitismusforschung. 2012 veröffentlichte Volkov die Biographie Walther Rathenau. Ein jüdisches Leben in Deutschland 1867–1922 (C.H.Beck). Neben vielen Auszeichnungen und Gastprofessuren wurde ihr dieses Jahr der renommierte Moses Mendelssohn Preis des Leo Baeck Instituts New York/Berlin verliehen.

Eine Veranstaltung des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur in Kooperation mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
 
Anmeldung: juedische.geschichte@lrz.uni-muenchen.de

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