„Wir haben das Knowhow und die Erfahrung im Bereich des Neubaus und der energetischen Optimierung von Gebäuden“, so die Feststellung von A. Ewald Kreuzer, Landesinnungsmeister der Bayerischen Dachdecker. Mit Solartechnik befasst sich dieses Gewerk bereits seit der sogenannten Ölkrise 1973. Die optimale fachgerechte Dämmung von Dach und Wand ist ebenfalls kein Neuland für die Dachdecker. Dies betont der Landesinnungsmeister des Bayerischen Dachdeckerhandwerks beim 114. Landesverbandstages seines Gewerks in Bad Brückenau vor den mehr als 150 Dachdeckerinnen und Dachdeckern und Vertretern des Baustoffhandels und der Bedachungs-Industrie. „Diese Generation wird entscheiden, ob die Energiewende auch gelingt“, so Kreuzer. Und mit dieser Generation meint er sowohl die Schulabgänger, die einen Ausbildungsplatz suchen, sowie deren Eltern.
Volle Auftragsbücher – aber Fachkräfte dringend gesucht
Immer mehr Jugendliche und deren Eltern scheinen erkannt zu haben, dass die Zukunft nicht nur im Hörsaal liegt, sondern z. B. auch bei hochqualifizierten handwerklich ausgebildeten Menschen, die diese Hörsäle eindecken und abdichten: Die Zahl der Auszubildenden im bayerischen Dachdeckerhandwerk stieg auf 310 in allen drei Ausbildungsjahren an (+ 10,3 %). Erfreulicher Trend: Die Zahl der weiblichen Auszubildenden stieg auf 10.
Dennoch herrscht mit 5.344 gewerblichen Arbeitnehmern (+ 1,4 %) nach wie vor ein drastischer Fachkräftemangel – eben auch zur Umsetzung der Energiewende.
Trotz durchweg voller Auftragsbücher – oft sogar auf Monate hinaus – der insgesamt 747 Dachdeckerbetriebe in Bayern (davon 430 Innungs-Fachbetriebe in den 11 bayerischen Dachdecker-Regionalinnungen) mussten einige Betriebe Kurzarbeit anmelden. Der Grund dafür lag in den Einschränkungen durch die Pandemie. „Dennoch sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, ist Landesinnungsmeister Kreuzer erleichtert. „Unser Hauptarbeitsort liegt an der frischen Luft“.
Hart getroffen haben die während der Pandemie staatlich verordnete Schließungen von Unterrichtseinrichtungen allerdings auch die Dachdecker. Nur dank eines ausgeklügelten Unterrichtssystems mit digitaler Begleitung konnte die Ausbildung im KPZ Kompetenzzentrum Dachtechnik Waldkirchen e. V. in Waldkirchen im Bayerischen Wald fortgesetzt werden. Das KPZ ist das zentrale Aus- und Weiterbildungszentrum der Bayerischen Dachdecker und auch deren Meisterschmiede. An dem entsprechenden Meister-Vorbereitungskurs nahmen in diesem Jahr 20 Dachdeckergesellen teil.
Klimaschutz und Energiewende – kaum kalkulierbar
Ob mit Solartechnik, Gründächern oder der energetischen Optimierung von Dach und Wand: Bayerns Dachdecker sind fachlich gut gerüstet für die Energiewende. Doch neben dem Fachkräftemangel kämpfen Bayerns Dachdecker inzwischen mit auch kurzfristig kaum kalkulierbaren Materialpreisen und der fehlenden Sicherheit bei den Materiallieferungen („Wir würden gerne mehr Aufträge für unsere Kunden zeitnah durchführen, wenn wir neben den Fachkräften auch das Material und kalkulierbare Preise hätten“ – O-Ton Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer). Fast täglich treffen bei den Dachdeckerbetrieben neue „Preisanpassungsankündigungen“ und Mitteilungen zu Auftragsannahmestopps von Herstellern und Handel ein. Damit ist eine sichere Kalkulation bei der Angebotserstellung kaum noch möglich – weder für den Betrieb noch für seine Kunden. Inzwischen verlangen viele Hersteller und Händler von den Betrieben auch einen „Kraftstoffzuschlag“ für die Anlieferung der bestellten Baustoffe und Komponenten, der allerdings in vielen Fällen weit über dem Preisanstieg auf dem Kraftstoffmarkt liegt.
Einige Dachdecker-Fachbetriebe melden bereits Auftragsstornierungen durch ihre Kunden. „So werden wir die hochgesteckten Ziele für den Bau dringend benötigter Wohnungen und das Energiesparen kaum erreichen können“, befürchtet auch der stellvertretende Landesinnungsmeister Kay Preißinger aus der Metropolregion Nürnberg.
Auch wenn der Umsatz – wie bereits von vielen Medien gemeldet – in der Baubranche kräftig zugelegt hat – unter dem Strich sind durch gestiegene Personalnebenkosten aufgrund des höheren Tariflohns und drastisch gestiegener Material- und Energiekosten die Gewinnmargen für Dachdeckerbetriebe eher geschrumpft.
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