Im entscheidenden Augenblick ging alles ganz schnell: Die Schieber der Transportkisten wurden von den Tierpflegern geöffnet und insgesamt zehn Alpensteinböcke sprangen in Sekundenschnelle in ihr natürliches Habitat im Gasthofgebirge im Salzburger Land.

Zwei Böcke und eine Geiß, die letzten Sommer in Hellabrunn geboren wurden, sowie sieben weitere Tiere aus den Zoos in Innsbruck, Nürnberg und Görlitz traten die letzte Etappe vor ihrer Auswilderung per Hubschrauber an, um die Auswilderungsstelle auf 2.200 Meter Höhe erreichen zu können. Nachdem der erste Anlauf am Mittwoch wegen schlechten Wetters hatte verschoben werden müssen, klappte die Wiederansiedelung am gestrigen Donnerstagvormittag – bei strahlendem Sonnenschein – wie geplant.

Im Vorfeld wurden die Steinböcke durch die Hellabrunner Tierärzte und Tierpfleger mit einem ausführlichen Gesundheitscheck für die Auswilderung vorbereitet, um sicher zu sein, dass die Tiere in den Bergen absolut fit sein werden. Die eigentliche Auswilderung aller zehn Tiere verlief innerhalb von wenigen Minuten – bereits nach kürzester Zeit waren die Steinböcke in den Geröllfeldern der steilen Berghänge verschwunden. In den kommenden Wochen und Monaten werden sich die Tiere an ihre neue Umgebung und die Witterung anpassen – so wird sich zum Beispiel das Fell verändern und dicker werden.

Im Auswilderungsgebiet im Gasthofgebirge wurden Alpensteinböcke in den Jahren 2014 und 2015 erstmals wiederangesiedelt. Um den Erfolg des Projekts zu gewährleisten, war im Voraus eine umfangreiche Bewertung der Lebensraum-Eignung durchgeführt worden, bei der überlebenswichtige Aspekte für die Tiere wie das Nahrungsangebot im Sommer und Winter sowie die Hangbeschaffenheiten untersucht worden waren. Die Population hat sich seit den ersten Wiederansiedelungen erfreulich entwickelt: Inklusive der gerade vollzogenen Auswilderung leben jetzt nach Schätzungen lokaler Wildbiologen wieder circa 50-60 Tiere in der Region – deren Population durch die letzten Neuzugänge unterstützt und genetisch aufgefrischt wird. Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu ausgerottet, konnten sich die Bestände des Alpensteinbocks durch Schutz- und Wiederansiedelungsprojekte wieder erholen. Mit der aktuellen Aktion beteiligte sich Hellabrunn erneut an einer derartigen Auswilderung, nachdem bereits letztes Jahr im Juli im österreichischen Oberbergtal zwei männliche Alpensteinböcke ausgewildert worden waren.

„Wir sind sehr stolz, dass die Auswilderung so reibungslos geklappt hat und wir uns damit erneut aktiv am Schutz der Artenvielfalt in heimischen Lebensräumen beteiligen konnten“, so Tierparkdirektor Rasem Baban. Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeisterin Verena Dietl fügt hinzu: „Es freut es mich für die drei Hellabrunner Alpensteinböcke, dass sie nun im Salzburger Land leben und dort zum Erhalt der Alpensteinbock-Population beitragen können. Diese weitere Auswilderung einer einst fast ausgerotteten Tierart zeigt ganz deutlich, wie wichtig zoologische Einrichtungen für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind.“

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