Antonella Menrath ist ein Beispiel. Sie ist Ausbildungsbotschafterin der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald und eine der weiblichen Auszubildenden, die sich an der Bildungsakademie in Wohlgelegen unter vielen Jungs behauptet. Um es genau zu nehmen: Sie ist die einzige Frau in ihrer Klasse. Doch das ist kein Problem für sie. Mittlerweile steckt sie im zweiten Lehrjahr ihrer Ausbildung im Bereich Sanitär-Heizung-Klima und geht mit all dem „schweren“ Gerät, das es zur Arbeit braucht, genauso selbstverständlich um wie das die männlichen Azubis tun. Sie liebt was sie tut und spricht so überzeugt davon, dass man den Umgang mit Schweißbrenner und Zange gleich selbst ausprobieren möchte. Der Weg ins Handwerk und noch dazu in einen „typischen“ Männerberuf ist für sie kein Zufall. Er war wohl überlegt und Ergebnis einer bewussten Entscheidung, die Antonella Menrath bis heute kein bisschen bereut.
4.290 Lehrlinge zählt die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald aktuell in ihrem Gebiet. Im Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik werden derzeit 556 ausgebildet – nur sechs davon sind weiblich. Beim Blick auf die Top-3 der stärksten Ausbildungsberufe im Handwerk der Region gleicht sich das Bild: Platz eins belegt der Kraftfahrzeugmechatroniker mit 668 Auszubildenden, von denen lediglich 23 Frauen sind. Hinter Sanitär-Heizung-Klima kommt auf Platz 3 der Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik mit aktuell 392 Lehrlingen – neun davon sind weiblich.
Doch Handwerk ist vielseitig und hat neben „typischen“ Männerberufen auch „typische“ Frauenberufe. So gestaltet sich die Verteilung beim Blick auf die zehn stärksten handwerklichen Ausbildungsberufe im Kammergebiet ausgewogen. Bei fünf von ihnen überwiegt nämlich der Frauenanteil: beispielsweise im Friseurberuf, wo aktuell 188 von insgesamt 283 Auszubildenden weiblich sind. Auch beim Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk – Bäckerei – ist der Frauenanteil höher (91 von 133) ebenso wie beim Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement (81 von 110), im Bereich Zahntechniker (55 von 94) und beim Augenoptiker (49 von 84).
Frauen haben also ohnehin ihren Platz im Handwerk, auch wenn in gewissen Berufszweigen zweifelsfrei noch mehr geht. Manche, wie Antonella Menrath, finden ihren Weg und machen anderen Mut, einfach auszuprobieren, was interessiert, auch wenn sich ein Beruf auf den ersten Blick als eher „männlich“ präsentiert. Doch das ist nicht entscheidend, finden die Frauen, die es einfach wagen. Auch in der regionalen Kampagne, mit der die Handwerkskammer Mannheim seit Ende April zu Themen rund um die Ausbildung im Handwerk aufklärt, kommt die Lust am Beruf immer wieder zur Sprache. „Das isses“, lautet der Claim der Ausbildungsaktion, der genau das ausdrückt, worauf es ankommt: nämlich zu finden, was begeistert. Unter dem Hashtag #entdeckedeineleidenschaft sind auf TikTok kurze Clips zu finden, in denen junge Menschen erzählen, was ihnen an der Ausbildung im Handwerk gefällt. Selbstverständlich kommen dabei Männer wie Frauen zu Wort.
Antonella Menrath ist von ihrer Entscheidung jedenfalls überzeugt: „Ich weiß, wie wichtig das Handwerk ist, dass man gesucht und nachgefragt wird, gutes Geld verdienen kann und eine echte Zukunftsperspektive hat“, sagt sie. Während ihrer Ausbildung entdeckt sie neue Seiten an sich selbst, fühlt sich gestärkt und selbstbewusst. „Am Ende eines Tages denke ich oft: Wow, das habe ich jetzt doch tatsächlich geschafft“, so die 23-Jährige. Das macht stolz und zufrieden, findet sie.
Weitere Informationen rund um die Ausbildung im Handwerk bietet die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald für Schüler, Eltern, Lehrer, Auszubildende und Betriebe auf ihrer Website www.handwerk-das-isses.de
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