Für brütende Schwalben ist Lehm der wichtigste „Baustoff“ für den Nestbau – dieser ist in städtischen Gebieten aber zur Mangelware geworden. Daher wird den Schwalben im Tierpark Hellabrunn in einem Kasten Lehm als Nistmaterial angeboten. Die kunstvolle äußere Gestaltung der Lehmstelle wurde durch Christina Neuenhagen, Mitarbeiterin der Tierparkschule mit Schüler*innen der Städtischen Elly-Heuss-Realschule übernommen. „Das Anbieten von Lehm ist eine sinnvolle Maßnahme, um Schwalben beim Nestbau zu unterstützen und kann auch leicht zuhause, etwa im Garten oder auf Flachdächern nachgemacht werden“, erklärt Jonas Homburg, zoologischer Volontär in Hellabrunn. Er leitet die Naturschutz AG, einen Zusammenschluss von Mitarbeitenden aller Abteilungen sowie der Tierparkschule, die sich gemeinsam für die Natur auf dem Gelände Hellabrunns engagieren. Denn der Tierpark beherbergt als Teil des Landschaftsschutzgebietes der Isarauen eine bemerkenswerte Biodiversität – auch zwischen den Tieranlagen.
Besonders vielfältig ist etwa die heimische Vogelwelt: Im vergangenen Jahr 2021 konnten 79 verschiedene Arten auf dem Tierparkgelände nachgewiesen werden – ein neuer Jahresrekord. Bei der jährlich stattfindenden Vogelerfassung mit den Auszubildenden wurden in der vergangenen Woche 45 Arten gezählt. Seit 2015 wurden insgesamt schon deutlich über 100 Wildvogelarten im Tierpark beobachtet. „Wir unterstützen die Vogelwelt auch gezielt, etwa durch Bereitstellung von Nisthilfen. Aktuell hoffen wir zum Beispiel, dass der Trauerschnäpper in die extra für diese Art aufgehängten Nistkästen einzieht“, so Jonas Homburg.
Neben der Vogelwelt gibt es viele weitere Projekte auch für andere Tier- und Pflanzengruppen. Aktuell stehen beispielsweise die Hummeln im Fokus, denen mit eigenen „Hummelpensionen“ passender Wohnraum angeboten wird. Ebenfalls widmet sich die AG dem Schutz von Frühblüher-Flächen, die wiederum als Nahrungsangebot für Hummeln und Wildbienen bedeutsam sind. Bei ihrem Einsatz für die Flora und Fauna wird die Naturschutz AG tatkräftig unterstützt: so haben Schüler*innen in der Tierparkschule neben der Schwalben-Lehmwanne auch Hummelkästen und weitere Nisthilfen farbenfroh gestaltet. Auszubildende der Tierpflege helfen bei der Vogelzählung, der Kontrolle von Nistkästen sowie der Betreuung von Hummelpensionen. Eine Gruppe der ehrenamtlichen Hellabrunner Artenschutzbotschafter*innen unterstützt ebenfalls die Betreuung des Hummelprojekts und den Schutz der Frühblüher; zudem informieren sie interessierte Besucher über das Engagement für die heimische Natur.
Dem Tierpark ist es ein Anliegen, Wissen über die heimische Biodiversität und ihren Schutz zu vermitteln. „Unsere Besucher sollen praktische Anregungen mitnehmen, wie sie selbst vor der eigenen Haustür etwas zum Natur- und Artenschutz beitragen können“, bekräftigt Rasem Baban, Vorstand und Tierparkdirektor in Hellabrunn. „Die zahlreichen interaktiven Entdeckerstationen und Informationstafeln entlang des „Pfad der heimischen Biodiversität“ laden unsere Gäste dazu ein, mehr über wildlebende Tiere und Pflanzen im Tierpark zu erfahren. Beispielsweise können Vogelfreunde bei ihren Beobachtungen drei Edukationsbücher zur Artenbestimmung heranziehen, die an der Giraffenanlage, neben den Pelikanen und am Harlachinger Hang gegenüber der Zebraanlage zu finden sind.“, empfiehlt Baban.
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