Kurz nach Ostern 2021 durften die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte damit beginnen, Patientinnen und Patienten in ihren Praxen gegen COVID-19 zu impfen. Ein Jahr später stehen in rheinland-pfälzischen Praxen 4.410.534 Impfungen zu Buche. Deutschlandweit haben Niedergelassene 87.456.492-mal (Stand: 12. April 2022) gegen SARS-CoV-2 geimpft. Der Vorsitzende des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP), Dr. Peter Heinz, zieht Bilanz.

Schon als die Impfkampagne im Dezember 2020 begann, hatte die KV RLP gefordert, die Praxen ins Impfgeschehen einzubinden. „Wir waren froh, dass dies vor einem Jahr dann endlich geschehen ist. Erst mit der Beteiligung der Niedergelassenen hat die Kampagne richtig Fahrt aufgenommen“, sagt Dr. Heinz, der selbst als Allgemeinmediziner tätig ist. Zu Beginn sei der knappe Impfstoff ein Wermutstropfen gewesen. Auch die Organisation der Impftermine, die Unsicherheit bei der Menge der gelieferten Impfstoffe und die aufwendige Dokumentation waren Herausforderungen, mit denen die Praxen zu kämpfen hatten.

Enorme Leistung der Praxen

Trotzdem wurde bis zum heutigen Tag in 2.603 rheinland-pfälzischen Praxen gegen COVID-19 geimpft. Der Anteil der hausärztlichen Mitglieder liegt bei rund 86 Prozent. Aber auch Fachärztinnen und Fachärzte etwa aus den Fachrichtungen Gynäkologie, Urologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Orthopädie und Pädiatrie sind dabei. „Viele Kolleginnen und Kollegen haben spezielle Impfsprechstunden eingerichtet, teilweise in Sonderschichten abends und am Wochenende“, weiß der Vorsitzende des Vorstands der KV RLP.

Anfang Dezember 2021 hatte die Bundesregierung das Ziel ausgegeben, 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten zu verabreichen. „Wir haben unsere Mitglieder – im Bewusstsein, dass sie bereits seit Monaten täglich Enormes leisten, – dazu aufgerufen, weitere Sondersprechstunden für COVID-19-Impfungen anzubieten, planbare Untersuchungen zugunsten der Impfungen zu verschieben und eventuell auch Fremdpatientinnen und -patienten zu impfen“, erinnert sich Dr. Heinz. Mit Erfolg: Die 30 Millionen Impfungen wurden erreicht.

Wertschätzung durch Politik fehlt

„Das Engagement der Ärztinnen und Ärzte sowie ihrer Praxisteams war und ist riesig – und das, obwohl die Bundespolitik diesen Einsatz nicht wertschätzt“, beklagt der KV RLP-Chef und nennt zwei Beispiele: die nicht kostendeckende Vergütung der Impfungen und die immer noch fehlende Corona-Prämie für Medizinische Fachangestellte.
Dr. Peter Heinz betont, dass die Impfungen lediglich einen Teil der Arbeit in den Praxen ausmachten. Das Behandeln und das Testen gegen COVID-19 kämen hinzu. „Und dann gibt es ja vor allem noch die Regelversorgung unserer Patientinnen und Patienten. Das ist unser Kerngeschäft. Alles andere machen die Praxen zusätzlich.“
Trotz der enormen Belastung hätten die Mitglieder und ihre Teams bewiesen, dass sie diesen Herausforderungen gewachsen seien. Dr. Heinz macht deutlich: „Weitere Impfangebote wie etwa in Apotheken braucht es nicht. Seit die rheinland-pfälzischen Apotheken am 8. Februar 2022 in die Impfkampagne einbezogen wurden, sind dort laut Robert Koch-Institut gerade einmal rund 1.800 COVID-19-Imfpungen verabreicht worden. Impfen ist eine klassische Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte und soll es auch bleiben.“

Forderung nach „dauerhafter Verlässlichkeit“

Im Schnitt wurde sowohl bundesweit als auch in Rheinland-Pfalz jede zweite Impfung gegen SARS-CoV-2 in Praxen verabreicht. Waren es zu Beginn vor allem Erst- und Zweitimpfungen, so überwiegen seit einiger Zeit die Dritt- und Viertimpfungen.

„Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Praxen in größerem Umfang

impfen können und auch dazu bereit sind. Sie benötigen dafür jedoch eine dauerhafte Verlässlichkeit, Planbarkeit bei den Impfstofflieferungen und keine übertriebene Bürokratie“, fordert der KV RLP-Vorsitzende. In einer solchen Ausnahmesituation brauche es schnelle Entscheidungen der Politik und keine endlosen Debatten wie aktuell zur allgemeinen Impfpflicht. „Diese ist nun erst einmal vom Tisch. Die Diskussionen zum jetzigen Zeitpunkt kamen jedoch ohnehin zu spät. Es wurde im Vorfeld versäumt, die Impfquote zu erreichen“, so Dr. Peter Heinz. Die Politik müsse nun die Weichen dafür stellen, dass man gut durch den nächsten Herbst und Winter komme.

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