„In dieser durch die Pandemie und nun auch noch durch den Krieg in der Ukraine geprägten Zeit, mit ihren besonderen Auswirkungen für unser Gesundheitssystem und die dort Beschäftigten, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, mit diesen sorgsam umzugehen und ihre Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass möglichst viele von ihnen der Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung dauerhaft erhalten bleiben. Leider erleben unsere Kollegen an den in Bayern zahlreichen Krankenhäusern in kommu-naler Trägerschaft derzeit das genaue Gegenteil“, beklagt Dr. Andreas Botzlar, 1. Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer, in seinem Leitartikel der April-Ausgabe 2022 des
Bayerischen Ärzteblatts. Seit sechs Monaten bewegten sich die Tarifverhandlungen der angestellten Klinikärztinnen und Klinikärzte mit den kommunalen Krankenhausträgern kaum vorwärts. Letztere wollten laut Botzlar am liebsten die Belastung ihrer Ärzte durch zusätzliche Nacht- und Wochenenddienste weiter erhöhen.
Besonders unverständlich sei, dass die kommunalen Krankenhäuser ihren Beschäftigten eine Corona-Prämie nur dann gewähren wollten, wenn die Empfänger im Gegenzug auf Gehaltserhöhungen verzichteten. „Ein praemium aber ist eine Belohnung und keine Lohnersatzleistung“, erklärt
Botzlar dazu. Ebenso kritisch sieht der 1. Vizepräsident das Argument, dass Krankenhäuser aufgrund der zusätzlichen Versorgungsbedarfe, welche durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine entstünden, keine weiteren Aufwendungen für ihre Ärzte erbringen könnten: „Richtig: Krankenhäuser werden Patienten behandeln. Sie werden es aber – wie bei der Behandlung der COVID-19-Erkrankten – nicht auf eigene Rechnung tun, da unsere Gesellschaft diese humanitär dringend gebotene Hilfe schultern wird“. Diese Hilfeleistung als Hinderungsgrund für die ebenso dringend notwendige Verbesserung der Arbeitsbedingungen auszuspielen sei perfide.
Mit Blick auf die hohen COVID-19-Inzidenzen im Freistaat ist Botzlar besorgt, dass eine immer noch zu niedrige Impfrate die Wahrscheinlichkeit für Virusmutationen und weitere Viruswellen erhöhe. Dabei arbeiteten die Ärzte – wie alle anderen Beschäftigten in Gesundheitsberufen – bereits an der Grenze ihrer Belastbarkeit. „Nicht alle werden dem auf Dauer gewachsen sein, in manchen Gesundheitsberufen beginnt sich bereits ein Exodus zu manifestieren“, so der 1. Vizepräsident.
Mehr zu „Dunkle Tage im Frühling“ lesen Sie im Leitartikel der April-Ausgabe 2022 des Bayerischen Ärzteblatts unter www.bayerisches-aerzteblatt.de.
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