In den Pandemiezeiten ist der Umgang mit Tod und Trauer wieder ein kleines Stückchen mehr in das Bewusstsein getreten. Wie gehen Pflegende und ärztliches Personal damit um, mit allen medizinischen Mitteln zu kämpfen – und den Patienten am Ende doch verlieren zu müssen? Was nehmen sie davon mit nach Hause und welche Möglichkeiten gibt es, das Erlebte zu verarbeiten? Die Fragen haben insbesondere die Mitarbeitenden auf Intensivstationen in den vergangenen zwei Jahren besonders beschäftigt.

„Im ambulanten Palliativteam ist dies schon lange ein bewusstes Thema. Zwar ist unser Ausgangspunkt ein anderer – die wichtigste Entscheidung ist oft schon getroffen: Es geht nicht mehr darum eine Krankheit zu bekämpfen, sondern Leiden zu lindern und den letzten Weg so erträglich wie möglich zu machen. Und zwar am besten im gewohnten Umfeld und im Kreis der Familie. Doch gibt es auch hier Verläufe, die unter die Haut gehen. Wenn auch junge Menschen mit schwerer Krankheit konfrontiert sind und erst langsam in vielen Gesprächen realisieren (müssen), dass das Leben sich unvermeidlich dem Ende nähert. Das kostet viel Kraft und doch ist es gut bei solchen Prozessen mithelfen zu können“, sagt Kristina O’Donoghue, Leiterin des Spezialisierten Ambulanten Palliativteams (SAPV) am Klinikum Darmstadt.

Alleine 2021 hat das SAPV-Team fast 500 Menschen in der letzten Lebensphase zu Hause, im Pflegeheim oder im Hospiz begleitet – Wie gehen die Mitarbeitenden damit um?

Einige Rituale sind im Team schon lange etabliert und helfen Abschied zu nehmen: Für jeden Verstorbenen wird ein Gedenklicht angeschaltet und der Name  mit schwungvoller Schrift in ein Erinnerungs-Buch eingetragen. Todesanzeigen, Erinnerungs- oder Dankeskarten der Angehörigen finden ebenso ihren Platz in diesem Buch.

„Etwas Besonderes ist der goldene Flügelrahmen: Für jeden Verstorbenen wird ein Flügel aus buntem Papier beschriftet und in einem Rahmen aufgehängt. Am Monatsende werden diese Flügel abgehängt und in einer Schatulle aufbewahrt. Zweimal im Jahr verbrennen wir diese Flügel in einem feierlichen Rahmen. Wer möchte kann dazukommen, wer nicht möchte, muss nicht. Dies ist auch für uns noch einmal eine Möglichkeit mit Menschen, die uns sehr beschäftigt haben, abzuschließen“, erklärt Sylvia Pollok, Pflegekraft im SAPV-Team.

Natürlich habe jeder seine eigene Art mit dem täglich Erlebten umzugehen, erzählen die beiden Frauen. Wichtig sei aber, dass immer die Möglichkeit besteht, der Erinnerung an ein verloschenes Menschenleben Raum zu geben, auch wenn man es noch so kurz begleitet hat. 

„Wenn im Alltag die Sprache auf unseren Beruf kommt, hört man oft:,Das könnte ich ja nicht… immer mit Tod und Sterben konfrontiert sein‘, viele mögen sich das nicht vorstellen. Doch das ist nur ein Aspekt, den der Umgang mit Menschen in der Palliativsituation mit sich bringt. Das wertvolle an unserer Aufgabe ist, dass man gemeinsam mit dem Team, den Patient*innen und Angehörigen Herausforderungen meistert und Möglichkeiten findet, wie jemand bis zuletzt seinen Weg in Würde nehmen kann. Und die große Dankbarkeit, wie sie uns seitens der Angehörigen auch im Nachhinein viel später noch entgegengebracht wird. Denn meistens heißt es dann: ,Das könnte ich nicht… aber wie schön, dass es Sie gibt!‘“

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