Von Befundung und Maßnehmen über die Bewegungsanalyse bis hin zur Einlagenfertigung und abschließender Anprobe mit Nachkontrolle – Orthopädietechniker und Orthopädieschuhmacher benötigen vielfältige Kompetenzen und Kenntnisse für die fachgerechte Erstellung des hochwertigen Medizinproduktes Einlagen. Um für Patienten auch zukünftig eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten, zeigt die Sonderausstellung „Versorgungswelt Einlagen“ vom 10. bis 13. Mai 2022 auf der OTWorld – dem weltweit wichtigsten Branchentreff der Hilfsmittelversorgung – erstmals alle Schritte und Hintergründe der Einlagenversorgung bei weitverbreiteten Krankheitsbildern wie Diabetes oder Lähmungserkrankungen.

Immerhin 4,4 Millionen gesetzlich Versicherte erhielten laut GKV-Spitzenverband im Jahr 2020 Einlagen entsprechend der Produktgruppe (PG) 08 (Einlagen) des Hilfsmittelverzeichnisses. Insgesamt 482 Millionen Euro gaben die Gesetzlichen Krankenversicherung dafür aus.

Das ergibt 4,4 Millionen Gründe für die Initiative zahlreicher Fachverbände und -gesellschaften, das Thema in neuer Form auf die Agenda der OTWorld zu setzen. Dr. Annette Kerkhoff, Projektleiterin des Kompetenzzentrums Orthopädieschuhtechnik (KomZet O.S.T.), und Jürgen Stumpf, Orthopädieschuhmachermeister und Mitglied der ARGE PG 08 Online-Einlagen TK/Barmer*, organisieren die Sonderausstellung. Die ARGE setzt sich für die Einhaltung der Mindeststandards bei der Fertigung des Medizinproduktes Einlagen, die zuletzt von der BARMER Krankenkasse mit ihrem digitalen Versorgungsangebot für Einlagensohlen verletzt und im Oktober 2021 von der Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS), gestoppt wurde.

„Welche Veranstaltung könnte eine bessere Bühne für die fachgerechte und evidenzbasierte medizinische Einlagenversorgung bei zahlreichen Indikationen bieten als die OTWorld, deren Weltleitmesse und Weltkongress internationale Experten ebenso anziehen wie Vertreter von Kostenträgern, Politik und Medien“, erklärt Dr. Kerkhoff. „All diese Zielgruppen wollen wir mit der ‚Versorgungswelt Einlagen’ erreichen, um für die Patienten eine höchstmögliche Qualität in der Versorgung nachhaltig zu erzielen.“

Fünf Stationen für vielfältige Kompetenzen und Kenntnisse

An fünf Stationen wird der gesamte Prozess der Versorgung von Patienten mit medizinischen Einlagen gezeigt: vom Evidenzpoint über Befundung/Maßnehmen und Bewegungsanalyse mit großer Gangstrecke bis hin zur Einlagenfertigung und abschließender Anprobe mit Nachkontrolle.

„Für die fachgerechte Versorgung mit medizinischen Einlagen braucht es weit mehr als rein handwerkliche Fertigkeiten für die Einlagenerstellung. Umfassende anatomische Kenntnisse für die Untersuchung der Füße sind ebenso zwingend erforderlich“, betont die Orthopädietechnikerin und promovierte Sportwissenschaftlerin Dr. Kerkhoff. Neben Anamnese mit Palpation und Inspektion des Fußes gehören die Auswahl der geeigneten Maßverfahren, die fachgerechte Maßnahme, die Auswahl der indikationsgerechten Materialkombinationen, die handwerkliche Fertigung der Einlagen, deren Anpassung sowie die Kontrolle des Gangbildes zu den Aufgaben der Orthopädieschuhmacher und Orthopädietechniker. „All diese Schritte sind notwendig, um das Medizinprodukt Einlage herzustellen, welches selbstverständlich hohen Qualitätsstandards entsprechen muss“, so Dr. Kerkhoff.

Die Ausstellung wird ebenfalls auf die Risiken fehlerhafter Versorgung etwa beim Diabetischen Fußsyndrom eingehen. „Fehlende persönliche Untersuchungen des Fußes oder unzureichende Messungen bergen erhebliche Gefahren für die Patienten“, betont Orthopädieschuhmachermeister Stumpf. Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft leidet jeder dritte der rund 8,5 Millionen Diabetespatienten in Deutschland zusätzlich an einem Diabetischen Fußsyndrom. „Wenn hier die Versorgung mit Einlagen oder Diabetesschuhen nicht adäquat ist, ist das Risiko einer Amputation enorm!“, warnt er.

Evidenzbasierte Versorgung

An der Station Evidenzpoint sind nationale und internationale Studien zur Wirksamkeit medizinischer Einlagenversorgung abrufbar. Denn immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen zeigen die Wirksamkeit medizinischer Einlagen bei den Indikationen Diabetisches Fußsyndrom, Knick-Senkfuß, Spitzfuß, Hohlfuß, Fußsohlenpathologie, Zehenpathologie, Fußgelenkarthrose, Unterschenkel- und Kniepathologie, Klumpfuß, Lähmungen, Beinlängendifferenz oder Sportversorgung am Fuß

Expertenrundgänge und -vorträge

Mehrmals täglich führen Experten in 45-minütigen Rundgängen mit maximal zwölf Teilnehmern während der OTWorld durch die Versorgungswelt. Interessierte können sich über den Ticket-Shop der OTWorld für die kostenfreien Rundgänge anmelden. Zusätzlich finden auf der gemeinsamen Bühne der benachbarten Versorgungswelten „Einlagen“ und „Lympherkrankungen“ täglich 30-minütige Vorträge statt. Unter anderem wird die Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Hilfsmittelversorgung (DGIHV) ihr pünktlich zur OTWorld erscheinendes Kompendium „Qualitätsstandards im Bereich Fuß und Schuh“ vorstellen.

Parallel zur Weltleitmesse widmen sich im Weltkongress der OTWorld zahlreiche Experten dem Thema Fuß, Einlagen und Schuh.

*Der „ARGE PG 08 Online-Einlagen TK/Barmer“ haben sich folgende Verbände zusammengeschlossen: Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT), Cura-San, EGROH, Deutsche Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung e. V. (DGIHV), IETEC Orthopädische Einlagen, Innungsverband für Orthopädie-Schuhtechnik Nordrhein-Westfalen, Landesinnung Bayern für Orthopädie-Schuhtechnik, Landesinnung Hessen für Orthopädieschuhtechnik, Landesinnung für Orthopädie-Schuhtechnik Niedersachsen und Bremen, Ortheg Einkaufsgenossenschaft für Orthopädie-Technik, Rehavital, Sanitätshaus Aktuell/RSR und Zentralverband für Orthopädieschuhtechnik (ZVOS).

Über Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik

Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) vertritt als Spitzenverband des orthopädietechnischen Handwerks etwa 2.500 Sanitätshäuser und orthopädietechnische Werkstätten mit mehr als 40.000 Beschäftigten. Jährlich versorgen die angeschlossenen Häuser mehr als 20 Millionen Patienten mit Hilfsmitteln. Der BIV-OT steht in der Verantwortung des deutschen Gesundheitswesens und engagiert sich für die Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Versorgungsformen.

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