„Es ist so wenig, was man tun kann. Aber das Wenige lass uns tun,“ sind ihre Worte und diese setzt sie um. Dr. Annett Kleinschmidt, Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie und Fachärztin für Chirurgie, hat gemeinsam mit ihrem Praxisteam und Freunden eine erfolgreiche Hilfsmittel-Kampagne gestartet. Innerhalb weniger Tage konnten über die Online-Plattform über 20.000 EUR an Spenden gesammelt werden. Gestern ging schon die erste Lieferung in die Ukraine. Die Hilfsmittel wurden zur Nathanael-Kirche am Grazer Platz (Berlin) gebracht und am Nachmittag umgehend ins Militärkrankenhaus 1 nach Lemberg gefahren. Dieses ist momentan noch zuverlässig über einen grünen Korridor zu erreichen. Den Transport übernimmt die Ukraine-Hilfe Berlin e.V.. „Es ist alles, was wir in der Praxis hatten und seit Montag sorgfältig und strukturiert gepackt haben und alles was unsere Zulieferungsapotheke an Medikamenten verfügbar hatte. Vor allem Betäubungsmittel für die Narkosen der Verletzten,“ so Dr. Kleinschmidt. 

Von den bisher gespendeten 20.000 EUR wurden 14 Defibrillatoren, die zur Wiederbelebung bei 0-Frequenz dienen, für die Notaufnahmen der Schwerverletzten bestellt. Aktuell werden Notaufnahmen in den beschossenen Gebieten eingerichtet, denen es vorne und hinten an Ausstattung mangelt. Sowie ein Erbe-Hochfrequenzgerät zum Stillen von Blutungen, mehr war aktuell nicht lieferbar. Der Lieferant der Praxis hat die Lieferung für nächste Woche zugesagt. Dann werden diese umgehend überbracht. 

Der Spenden-Aufruf hat noch mehr bewirkt: Ein Großspender hat sich gemeldet, der 50.000 EUR spenden wollte. Um unnötige langwierige Geldtransfers zu vermeiden, wurde hier direkt agiert. Dr. Kleinschmidt hat gestern über ihre Kontakte zwei Krankenwagen mit notwendiger Ausstattung besorgt, die bereits heute (03.03.2022) geliefert werden. Die Zahlung zwischen beiden Parteien erfolgte direkt. Ukraine-Hilfe Berlin e.V. wird diese voraussichtlich bereits morgen ins Kriegsgebiet bringen.

Unverhofft kam auch Unterstützung aus Paraguay. Die Ärztin operiert dort mit dem von ihr mitgegründeten Interplast Berlin-Paraguay-Team seit 12 Jahren in ihren Ferien kostenlos Kinder mit Fehlbildungen. Der Honorar-Konsul der Ukraine und der deutsch-paraguyanische Außenhandelskonsul Karsten Friedrichsen haben nun in Paraguay über 7000 US-Dollar Spenden gesammelt und direkt auf das Spendenkonto eingezahlt. Eine Aktion, welche Dr. Kleinschmidt rührt und bewegt. „Alles Gute was man tut, kehrt ins eigene Herz zurück“.

Wie geht es nun weiter? Solange das Krankenhaus noch über den grünen Korridor erreichbar ist, macht das Team weiter. „Die Situation und auch der Bedarf an Hilfsmitteln sind dynamisch“, sagt Dr. Kleinschmidt. Aktuell werden weitere medizinische Geräte, die recht hochpreisig sind, benötigt, sowie steriles Verbands- und Nahtmaterial. Außerdem Tourniquets für Extremitäten und Leisten. Das sind sterile Druckverbände, die bei abgerissenen Extremitäten Blutung stillen. Sie können nur einmal verwendet werden. Im Anästhesiebereich Medikamente wie Katecholamine und Antibiotika, Laryngoskope und Ambu-Beutel, sowie weitere Hilfsmittel zur Versorgung schwerkranker, poly-traumatisierter Patienten. Am Freitag werden Hilfsmittel aus diesem Bereich gepackt, die voraussichtlich direkt am Samstag losgehen.

Die betterplace-Kampagne ist unter www.betterplace.me/hilfsmittel-fuer-militaerkrankenhaus-1-in-lemberg erreichbar. Es kann auch direkt an das eigens eingerichtete Hilfskonto gespendet werden, IBAN: DE14110101015136621176, Kontoinhaberin: Dr. Annett Kleinschmidt. Die Gelder werden 1:1 für schnelle medizinische Hilfe in der Ukraine verwendet. „Das ist das Einzige, was man momentan konkret tun kann, ohne zur Waffe zu greifen,“ so Yvonne Perdelwitz, die sich mit ihrer E-Mail und Online Marketing Agentur postina.net ehrenamtlich um die Online-Kampagnensteuerung kümmert. „Jeder einzelne gespendete Euro hilft, um Leben zu retten.“

Über Dr. med. Annett Kleinschmidt, DOCURE Berlin:
Dr. med. Annett Kleinschmidt absolvierte ihr Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover und an den Universitätskliniken Zürich (Schweiz), Newport Beach / Orange County (U.S.A.), Kapstadt (R.S.A.) und Peking (China). Den Facharzt für Allgemeinchirurgie und die anschließende Ausbildung zur Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie machte sie im Martin-Luther-Krankenhaus, Berlin, in Brasilien an der Universitätsklinik USP Sao Paulo und im Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin. Dort war sie sieben Jahre als Oberärztin in der Abteilung für Plastische und Ästhetische Chirurgie tätig, bevor sie 2016 ihre Praxis DOCURE mit ambulantem OP- Zentrum in Berlin nah am Kurfürstendamm eröffnete.

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