Mit der Ermordung von Heber López Vásquez im Bundesstaat Oaxaca am 10. Februar hat sich die Zahl der seit Jahresbeginn in Mexiko getöteten Journalisten auf mindestens fünf erhöht – ein trauriger Rekord in so kurzer Zeit. Reporter ohne Grenzen fordert die lokalen und nationalen Behörden auf, gründlich und transparent zu ermitteln. Zudem muss Präsident Andrés Manuel López Obrador seine Zusagen zur Bekämpfung der nahezu allgegenwärtigen Straflosigkeit nach Verbrechen gegen Medienschaffende einhalten.

"Die Behörden in Oaxaca müssen diese abscheuliche Tat unverzüglich aufklären. Weil mutmaßlich lokale Persönlichkeiten in den Fall verwickelt sind, sollten auch die nationalen Behörden darauf achten, dass diese Ermittlungen wirklich unbeeinflusst vonstatten gehen", sagte RSF-Vorstandssprecher Michael Rediske. "Die Versicherung von Präsident López Obrador, dass es ’null Straflosigkeit‘ nach Verbrechen gegen Medienschaffende geben soll, darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Und das gilt auch für die 28 weiteren Journalistinnen und Journalisten, die während seiner Amtszeit ermordet wurden."

Heber López Vásquez war der Gründer und Leiter der lokalen Nachrichten-Website Noticias Web, die er 2014 auf Facebook eingerichtet hatte. Er war ein scharfer Kritiker von Größen aus der lokalen Politik im Bundesstaat Oaxaca, insbesondere in der Hafenstadt Salina Cruz. Dort wurde der 39-Jährige am 10. Februar von zwei Personen vor seinem Aufnahmestudio ermordet.

Eine Stunde nach der Tat gab die Staatsanwaltschaft von Oaxaca bekannt, dass zwei Verdächtige von der Gemeindepolizei von Salina Cruz festgenommen worden seien, als sie versuchten zu fliehen. Einer von ihnen ist der Bruder von Arminda Espinosa Cartas, einer ehemaligen Gemeindevertreterin im benachbarten Salinas del Marqués, die dem Bürgermeister von Salina Cruz nahesteht und die der Journalist in seinen Veröffentlichungen regelmäßig kritisiert hatte. Noch am Tag vor seiner Ermordung hatte López Vásquez einen Beitrag veröffentlicht, in dem er anprangerte, dass die Politikerin sich um jeden Preis um ihre Wiederwahl bemühe, um ein öffentliches Bauprojekt leiten zu können.

Am Tag nach dem Mord erklärte Mexikos Präsident López Obrador in seiner morgendlichen Pressekonferenz, dass es für die Mörder des Journalisten "keine Straffreiheit", "null Straffreiheit" geben werde.Morddrohungen schon vor drei JahrenIm Jahr 2019 hatte Heber López Vásquez öffentlich erklärt, er habe Morddrohungen von den Leibwächtern des damaligen Bürgermeisters von Salina Cruz erhalten. Trotz dieser Drohungen hatte er weder bei den lokalen noch bei den nationalen Behörden Schutzmaßnahmen beantragt.

López Vásquez ist der zweite Journalist, der in weniger als einem Jahr in Salina Cruz ermordet wurde. Am 17. Juni 2021 wurde Gustavo Sánchez Cabrera erschossen, der ebenfalls Korruption im Stadtrat der Gemeinde angeprangert hatte und eine Liste von Stadträten veröffentlicht hatte, die mutmaßlich mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung stehen. Sánchez Cabrera hatte zuvor um Schutz durch die Bundesbehörden gebeten. Am 26. Januar 2021 war der Leiter der Website Pluma DigitalJosé Ignacio Santiago Martínez, auf einer Schnellstraße von bewaffneten Personen verfolgt und angegriffen worden. Dank der Personenschützer, die ihm vom nationalen Schutzmechanismus für Journalistinnen und Journalisten zugewiesen worden waren, blieb er unverletzt.

Heber López Vásquez ist nach Alfonso Margarito Martínez EsquivelJosé Luis Gamboa ArenasRoberto Toledo und Lourdes Maldonado bereits der fünfte Journalist, der seit Beginn des Jahres 2022 in Mexiko getötet wurde. Nach Kenntnis von RSF wurden in dem Land noch nie so viele Journalistinnen und Journalisten in so kurzer Zeit mutmaßlich wegen ihrer Arbeit ermordet. Im vergangenen Jahr war Mexiko mit sieben Morden das gefährlichste Land weltweit für Medienschaffende.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Mexiko auf Platz 143 von 180 Ländern. Mehr zur Lage der Pressefreiheit in Mexiko unter https://www.reporter-ohne-grenzen.de/mexiko

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