Sie ist nicht zu übersehen, die Grossbaustelle im Zolli. Doch wo gross gebaut wird, entsteht auch Grossartiges. Seit Ende 2019 wird das Vogelhaus saniert und mit Neubauten ergänzt. Das Haus steht zukünftig unter dem Thema «Evolution». Das Gesamtprojekt rund um das Vogelhaus umfasst zudem eine eigenständige Anlage für Zwergotter sowie die Erweiterung der Pelikananlage. Die Eröffnung ist für das erste Halbjahr 2023 geplant.

Seit nunmehr drei Jahren wird das in den 1920-er Jahren von Heinrich Flügel erbaute, an der nördlichen Hangkante des Zolli gelegene Vogelhaus saniert und erweitert. Die äussere Erscheinung des im Denkmalinventar geführten Vogelhauses bleibt dabei weitgehend erhalten. Nicht so das Innere: Der Boden in der als Voliere (offener Flugraum) konzipierten Halle wird abgesenkt. Dadurch wird eine vielfältige und flächendeckende Bepflanzung mit Gewächsen aus Südostasien möglich. Eine breite Treppe an der östlichen Stirnseite führt die Besuchenden in die Obergeschosse des Vogelhauses, jeweils auf einen Balkon. Von dort lässt sich die pfeifende und singende Vogelschar auf Flug- resp. Augenhöhe beobachten. Dank einer Erweiterung der Dachverglasungen gelangt viel natürliches Licht ins Innere. Die künftigen Vogelarten und deren Anpassung an ihre Lebensräume werden beispielhaft die Prinzipien der Evolution erklären.

Das Vogelhaus-Konzept einfach erklärt

Die Volieren an der südlichen Längsseite des Vogelhauses bleiben bestehen, ebenso die daran anschliessenden Aussenvolieren. Die Volieren an der nördlichen Seite des Hauses, die kleiner waren und weder über Tageslicht noch Aussenvolieren verfügten, werden aufgehoben. Die seit Eröffnung des Affenhauses stillgelegten Anlagen für Menschenaffen an der östlichen und westlichen Stirnseite des Gebäudes werden erneut erschlossen und als Voliere bzw. Besuchertreppe ins Gesamtkonzept integriert. Rückseitig entstehen für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Zuchträume mit grossen Oberlichtern. Im Neubau, einem tropisch anmutenden Raum, der westlich ans Vogelhaus anschliesst, sind die Besuchenden mitten im Geschehen: Nur mit Geländer – ohne Abschrankung zum Tierbereich – versehen, kann das Publikum die «Juwelen der Lüfte» hautnah erleben. So zum Beispiel die aus Südamerika stammenden Tangaren, die in Zoos selten zu sehen sind. Für die richtige Szenerie sorgt ein Schluchtwald mit üppiger Bepflanzung aus Costa Rica.

Ein Flussdelta für Zwergotter und Pelikane

Zum Gesamtprojekt «Vogelhaus» gehört auch ein neuer Lebensraum für Zwergotter und Pelikane. Über den Steg, der zwar bereits fertiggestellt, aber noch nicht durchgehend für den Publikumsverkehr geöffnet ist, spazieren die Besuchenden durch ein Flussdelta. Die asiatischen Zwergotter, die oberhalb des Stegs ihr neues Zuhause beziehen, verleiten mit ihrem Spieltrieb zu stundenlangem Beobachten. Sie lassen sich auf Liegeplätzen auf den Felsen nieder und sind auch im Winter gut zu beobachten. Die Pelikane erhalten mit der Erweiterung des Geheges mehr Sonnenplätze und Rückzugsorte. Der Zoo Basel hofft, dass die Tiere durch die reichere Strukturierung der Anlage brutfreudiger werden. Die letzte erfolgreiche Brut liegt schon bald 20 Jahre zurück. Wäre doch schön, wenn der Zolli in naher Zukunft Pelikan-Nachwuchs verkünden könnte!

Die Kosten für die Gesamtanlage, zu der auch die Vogelstation auf der Schutzmatte gehört, belaufen sich auf rund 28 Millionen Franken. Die Vogelstation, in der die Vögel während der Bauzeit untergebraucht sind, ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Für den Januar-Zolli-Apéro wurde sie einmalig geöffnet, um Medienschaffenden und ihrer Leserschaft einen exklusiven Blick hinter die Kulissen zu gewähren.

Vogelstation auf der Schutzmatte

Während der Umbauphase des alten zum neuen Vogelhaus sind die Zolli-Vögel in anderen Zoos oder in der Vogelstation auf der Schutzmatte auf Binninger Boden untergebracht. Dabei ist die Vogelstation weit mehr als ein vorübergehendes Zuhause: Sie dient dem Zoo Basel als Zuchtstation. Für die Öffentlichkeit ist diese nicht zugänglich. Anlässlich des Zolli-Apéros für die Medienschaffenden der Region wurde sie exklusiv geöffnet. Ein Einblick.

Die Vögel sind los! Aber nicht doch. Während des Umbaus resp. der Erweiterung des Vogelhauses sind die Vögel des Zoo Basel in Binningen zu Hause – in der Vogelstation auf der Schutzmatte. Ausserhalb des Zolli-Geländes gelegen, ist sie für die Besuchenden nicht zugänglich. Die Vogelstation besteht aus einem zweistöckigen Grünhaus mit «kaltem» Anbau. Anders als das Adjektiv vermuten lässt, ist es darin aber nicht kalt. Im Anbau, auch «Kalthaus» genannt, ist es einfach weniger heiss als im Grünhaus. Die Vogelstation wird im Winter beheizt; in den warmen Sommermonaten hingegen gut gelüftet. Sie enthält 27 Volieren in unterschiedlichen Grössen, die den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Vogelarten Rechnung tragen. Wo kein natürliches UV-Licht einfällt, wird mit künstlichem UV-Licht nachgeholfen. Das ist für die Vögel nicht nur für die Produktion von Vitamin D wichtig. Vögel sehen im UV-Bereich, ohne UV-Licht fehlt ihnen ein Teil des Farbspektrums.

Wellness für die Vögel

Damit die Vögel sich waschen können – und die Pflanzen gut erhalten bleiben – wird die Vogelstation künstlich berieselt. Für die am Boden lebenden Vögel stehen verschiedene Bodensubstrate zur Verfügung. Rückzugsmöglichkeiten aus Büschen und Ästen sowie mehrere Futterstellen sorgen dafür, dass sich die Arten nicht gegenseitig bedrängen. Junior Kuratorin Jessica Borer und die verantwortlichen Tierpflegenden stellen sicher, dass es den Vögeln im Allgemeinen und den von ihnen angesetzten Zuchtpaaren im Speziellen gut geht. Das Verhalten der Vögel lässt darauf schliessen. Die Dolchstichtauben, die Tangaren und die Brillenvögel haben trotz des Winters mit den Brutvorbereitungen begonnen und Drosseln und Oriole geben täglich ihre Melodien zum Besten. Nicht zu überhören sind die Beos. Sie sind nicht nur begabte Sänger, sondern lieben es auch, Geräusche zu imitieren.

Blick in die Zukunft

Nach Eröffnung des neuen Vogelhauses im ersten Halbjahr 2023 ziehen die altbekannten Arten wie die Balistare und die Beos, aber auch bereits ein paar Neuankömmlinge wie die Schwarzweiss- oder die Omeihäherlinge, wieder um. Die Vogelstation wird alsdann zur Unterbringung verschiedener Tierarten und zur Separation von Jungvögeln genutzt resp. als Überwinterungsstation für frostempfindliche Vogelarten dienen.

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