„Die Verbraucherzentrale NRW ist auf dem Holzweg. Sie macht es sich zu leicht. Sie verwechselt Ursache und Wirkung. Der maßgebliche Anlass für die aktuellen Grund- und Ersatzversorgungspreise liegt bei den Energiediscountern, die ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden vertragswidrig nicht mehr nachkommen.
Die Grundversorger haben diese Kunden aufgefangen, müssen deswegen an den Großhandelsmärkten kurzfristig teure Energie nachbeschaffen. Die Verbraucherzentrale NRW sollte also eher bei den Billiganbietern und ihren kurzfristigen Geschäftsmodellen ansetzen. Ansonsten erweist sie den Verbrauchern einen Bärendienst, indem sie ausgerechnet fragwürdige Geschäftsmodelle einiger Discounter indirekt schützt und die bisherigen Bestandskunden in der Grundversorgung die von den Discountern eingebrockte Suppe auslöffeln lässt.
Fakt ist: Wer immer kurzfristig auf die höchste Einsparung setzt – so wie es auch leider lange Verbraucherorganisationen empfohlen wurde- , bezahlt das auch mit einem höheren Risiko. Verbraucherzentrale und Stadtwerke haben die gleiche Interessenslage: eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung für die Verbraucher.“
Hintergrund: Darum steigen nach Discounter-Pleiten auch bei Grundversorgern die Preise
Stadtwerke beschaffen Energie maximal konservativ und vorausschauend. Doch für jeden neuen Kunden, den sie auffangen, müssen Stadtwerke, kurzfristig zusätzliche Gas- und Strommengen sehr teuer am Markt einkaufen. Das heißt: Selbst wenn die Stadtwerke bisher sehr vorausschauend und langfristig beschafft haben, können sie sich nicht von der allgemeinen Preisentwicklung abkoppeln. Jedes Unternehmen kalkuliert für sich selbst: Einige haben bereits die Preise angehoben, was unvermeidlich war. Andere haben gesplittete Grundversorgungstarife eingeführt für Alt- und Neukunden oder bieten Neukunden auch günstigere Tarife als in der Grundversorgung an mit einer längeren Laufzeit. Wie stark die Preiserhöhung ausfällt, ist vor allem davon abhängig, wie viele Kunden im Verhältnis zur Anzahl der Bestandskunden neu dazu kommen. Ob es sich um einen großen oder kleinen Versorger handelt, hat keinen entscheidenden Einfluss auf den Preis.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt rund 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 275.000 Beschäftigten wurden 2018 Umsatzerlöse von rund 119 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 12 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen große Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 62 Prozent, Erdgas 67 Prozent, Trinkwasser 90 Prozent, Wärme 74 Prozent, Abwasser 44 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen durch getrennte Sammlung entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 67 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr kommunale Unternehmen engagieren sich im Breitbandausbau. 190 Unternehmen investieren pro Jahr über 450 Mio. EUR. Sie steigern jährlich ihre Investitionen um rund 30 Prozent. Beim Breitbandausbau setzen 93 Prozent der Unternehmen auf Glasfaser bis mindestens ins Gebäude.
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