Auf einer Tagung des Bezirks Schwaben in Kooperation mit dem Bildungswerk des Bayerischen Bezirkstags in Kloster Irsee suchten Expertinnen und Experten nach Lösungen für sogenannte „Systemsprenger“.

Manche leiden unter zwanghaften Verhaltensweisen, haben Wutausbrüche oder verletzen sich und andere: Mitunter sind es Suchterkrankungen und geistige oder seelische Behinderungen, die Auswirkungen auf das Verhalten der Betroffenen haben und sie sowie ihre Angehörigen und Betreuenden vor Herausforderungen stellen. Die Bedürfnisse dieser Menschen sind so komplex, dass immer wieder das passende Hilfeangebot fehlt, sie von Einrichtung zu Einrichtung gereicht werden und sie am Ende teils doch nicht die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Um Lösungen für diese Fälle zu entwickeln, hat der Bezirk Schwaben in Kooperation mit dem Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags Vertreterinnen und Vertreter aus dem sozialen Versorgungssystem aus ganz Schwaben zum Fachtag „Lücke im System“ ins Kloster Irsee eingeladen. „Es geht um den Menschen, der im Mittelpunkt unserer Arbeit steht“, betonte Bezirkstagspräsident Martin Sailer. „Wenn wir als Bezirk dazu beitragen können, die Lücke im System zu schließen, nehmen wir Ideen und Anregungen gerne an.“

Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und sozialen Einrichtungen diskutierten konkrete Fälle aus der Praxis. „Besonders Merkmale wie Impulsivität, fehlende Krankheitseinsicht und Störungen beim Verhalten in der Gruppe erschweren die Betreuung“, erklärte Prof. Dr. Manuela Dudeck vom Bezirkskrankenhaus Günzburg, die sich bereits seit vielen Jahren in Wissenschaft und Praxis mit Menschen mit besonderem Hilfebedarf beschäftigt. Gleichzeitig betonte Dudeck, dass nicht die Menschen selbst das Problem seien, weshalb auch die verbreitete Bezeichnung „Systemsprenger“ ersetzt werden sollte.

Während der Tagung zeigten sich schnell gemeinsame Ziele. Der bürokratische Aufwand soll reduziert werden, so der Wunsch der Teilnehmenden. Zusätzliche Forderungen sind langfristige und flexible Unterstützungsangebote, ein Ausbau in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, attraktivere Arbeitsbedingungen für Pflegende, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, mehr Personal und Zeit für bedarfsgerechte Betreuung und bezahlbarer Wohnraum für psychisch behinderte und kranke Menschen. Ambulante und stationäre Angeboten sollen sich zudem enger mit Kostenträgern wie dem Bezirk vernetzen, so ein weiterer Vorschlag.

Die gesammelten Ideen und Vorschläge des Fachtags wird der Bezirk Schwaben in seinen Gremien und verwaltungsintern bearbeiten. Überregionale Themen wie den Personalmangel in der Pflege und zusätzliche Wohnangebote für Menschen mit besonderem Hilfsbedarf sollen mit den anderen Bezirken im Bayerischen Bezirketag diskutiert werden. Wie sich die „Lücke im System“ weiter schließen lässt, wollen die Teilnehmenden des Fachtags erneut im Sommer 2023 diskutieren.

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