Eine BUND-Analyse ordnet die von den künftigen Ampel-Koalitionären getroffenen Vereinbarungen ein (s. Anhang). Der BUND erwartet sowohl von SPD, Grünen und FDP die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze. Das Pariser Abkommen wurde im Bundestag einstimmig beschlossen und ist völkerrechtlich verpflichtend.
Die Ampel sieht sich mit dem Koalitionsvertrag auf dem 1,5-Grad-Pfad. Der BUND sieht das hingegen mit großer Skepsis: Zwar sind die Ausbauziele der erneuerbaren Energien gut, jährliche Ausbaupfade für Onshore und Solar fehlen jedoch. Der Offshore-Ausbau ist naturverträglich so nicht umsetzbar. Eine systemische Einsparung von Energie entlang der Sektoren fehlt, die angestrebte Klimaneutralität 2045 ist für 1,5 Grad zu spät. Eine herbe Enttäuschung sind mit Blick auf die angestrebte Klimaneutralität die Vereinbarungen zum Verkehrssektor, zu Wasserstoff und zum Abbau umweltschädlicher Subventionen.
Insbesondere das von der Handschrift der FDP geprägte Vertragskapitel Verkehr bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. So gelingt die Mobilitätswende nicht. ÖPNV, Bahn, Fuß- und Radverkehr müssen im Fokus stehen. E-Autos müssen klein, leicht und sparsam sein, energie- und ressourceneffizient bei Herstellung, Betrieb und Recycling der eingesetzten Rohstoffe. Auch E-Autos werden nicht mehr im Zentrum von Mobilität stehen können. Es braucht weniger Autos. Der angekündigte Dialogprozess zum Fernstraßenbau muss jetzt schnell handlungsfähig werden. Bis dahin laufende Projekte müssen gestoppt werden.
Ein Lichtblick ist die Agrarpolitik. Hier hat die Ampelkoalition einen ambitionierten Einstieg in den Umbau der Tierhaltung vorgelegt, den es nun im Geiste der Zukunftskommission Landwirtschaft zu gestalten gilt. Auch der Glyphosat-Ausstieg Ende 2023 findet sehr konkret Niederschlag, wohingegen die Vereinbarungen zur Pestizidreduktion schwammig bleiben.
Der Naturschutz im Koalitionsvertrag startet mit großen Reparatur-Ambitionen, um die Blockadehaltung der vergangenen 16 Jahre zu überwinden. Langjährige BUND-Forderungen, wie die deutliche Stärkung der Naturschutzfinanzierung, finden sich wieder. An konsequenten Maßnahmen, um die Treiber für die Natur-Zerstörung abzustellen, mangelt es dagegen.
Der BUND begrüßt die im Koalitionsvertrag vereinbarten Schritte im Ressourcenschutz. Der Vertrag hält an einer Senkung des primären Rohstoffverbrauchs fest und will dazu den bestehenden rechtlichen Rahmen anpassen, klare Ziele definieren und abfallrechtliche Vorgaben überprüfen. Dies ist ein starker Erfolg der ressourcenpolitischen Arbeit des BUND.
Sorge bereiten dem BUND die Äußerungen zur Planungsbeschleunigung. Wir begrüßen die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, die wir selber schon lange fordern. Sinnvolle Maßnahmen sind etwa Personalaufstockungen in zentralen Behörden und eine frühzeitige Beteiligung von Bürger*innen. Daneben finden sich aber auch Maßnahmen, die mit einem naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren in Widerspruch zu stehen scheinen und die wir kritisch begleiten werden. Um den Strombedarf naturverträglich und risikoarm, also erneuerbar decken zu können, braucht es verlässliche Ausbaupfade. Zudem muss die Ampel mit dem Wachstumsparadigma und einem „Schneller, Höher, Weiter“ in der energieintensiven Industriepolitik brechen.
Bandt: “Die Ampel tritt mit dem Anspruch an, Klimakrise und Artensterben zu stoppen. Die teils wachsweichen Formulierungen im Koalitionsvertrag müssen nun unverzüglich mit konkreten Maßnahmen gefüllt werden. Es gibt noch viele offene Fragen, auf die es jedoch nur eine grundsätzliche Antwort gibt: Deutschland muss alles dafür tun, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen und das Artensterben zu stoppen.“
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Die Analyse finden Sie unter: www.bund.net/koalitionsvertrag
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