Das Eintracht Frankfurt Museum hat für das Engagement in der Erinnerungskultur und die Zukunftsarbeit am Montagabend die Hauptauszeichnung des diesjährigen Julius Hirsch Preises erhalten. Die Ehrung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) fand im kleinen Rahmen im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens statt.

Der Julius Hirsch Preis steht in Gedenken an den mutmaßlich 1943 in Auschwitz ermordeten Ex-Nationalspieler Julius Hirsch und würdigt jährlich Einzelpersonen, Initiativen und Vereine. Die Preisträger sprechen sich öffentlich für Demokratie und Menschenrechte und gegen Antisemitismus, Rassismus, Extremismus und Gewalt aus. 2021 hat das Eintracht Frankfurt Museum den Lohn für derartiges Engagement erhalten. Durch Aktionen, Diskussionen, Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen gelingt es Museumsleiter Matthias Thoma und seinem Team, über die Eintracht und die Stadt Frankfurt hinaus Zeichen gegen Ausgrenzung zu setzen und für ein friedliches Miteinander zu werben.

Das Eintracht-Museum wurde vor allem für seine kritische Auseinandersetzung mit dem Vereinsleben im Nationalsozialismus unter den Schwerpunkten Forschung, Vermittlung und Schaffung von Erinnerungsorten geehrt. Die nachhaltige und umfassende Arbeit des Museums auf dem Gebiet der Erforschung und die Aufarbeitung sowie zeitgemäße und breite Vermittlung der Geschichte des Vereins während der NS-Zeit waren für die Jury, zu denen auch enge Familienangehörige von Julius Hirsch zählen, ausschlaggebend.

Axel Hellmann sagte noch am Abend bei EintrachtTV: „Die Aufarbeitung ist sehr wichtig. Aber sie ist nicht nur in allgemeinen Begriffen wie Erinnerungskultur wichtig, denn dieser Verein hat eine besondere Geschichte. Er war vor 1933 ein sehr weltoffener, liberaler und bürgerlich geprägter Verein. Damals hätte niemand gedacht, dass der Verein sich gleichschalten ließe. Das zeigt, dass man auch heute vorsichtig und wachsam sein muss. Vor allem, wenn man betrachtet, wie sich bestimmte gesellschaftliche Strömungen und Tendenzen entwickeln. Deshalb wird hier nicht nur die Erinnerung an die Tatsachen der Vergangenheit geehrt, sondern auch die Arbeit in Bezug auf Gegenwart und Zukunft. Es macht mich stolz, dass unser Museum diesen Preis erhalten hat.“ Der Vorstandssprecher hebt dabei hervor, dass die Anfänge des 2007 gegründeten Eintracht Frankfurt Museums keiner vereinspolitischen Vorgabe, sondern Initiativen aus der Mitte der Fans und von den Mitgliedern entsprang.

Matthias Thoma, Geschäftsführer des Eintracht Frankfurt Museums, sieht sich in seiner Arbeit und der des Teams bestätigt: „Die Neugier bleibt weiterhin und es gibt immer neue Themenfelder, die wir wieder erschließen können. Es zeichnet uns sicherlich aus, dass wir immer weiter forschen. Das Preisgeld wird das Eintracht Frankfurt Museum für ein drittes Spurensuche-Projekt verwenden. Zuvor wurden bereits zwei dieser Art mit Abschlussreisen nach Theresienstadt und Buchenwald durchgeführt. Das nächste Projekt steht für das kommende Jahr auf dem Plan, denn mit der Aufarbeitung ist das Eintracht Frankfurt Museum längst nicht am Ende angelangt.“

DFB-Vizepräsident Peter Peters betonte zu Beginn des stimmungsvollen Abends: „Erinnerung muss lebendig bleiben. Wir müssen jeden Funken, der ein Feuer auslösen könnte, so früh wie möglich austreten.“ Sein Pendant Dr. Rainer Koch ergänzte, dass der Julius Hirsch Preis ein „sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus und gegen jede Form der Diskriminierung“ sei.

Neben dem Museum wurden am Montagabend bei der unter 2G-Regeln durchgeführten Veranstaltung auch der Verein Gesellschaftsspiele e.V. und der FC Victoria Wittenberg für ihr Engagement für Toleranz und Respekt sowie gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit geehrt. Neben klassischer musikalischer Begleitung durch Schüler des Frankfurter Goethe-Gymnasiums bot das Programm auch Gespräche mit den Preisträgern und kurze Podiumsdiskussionen hinsichtlich der geleisteten Aktivitäten und künftigen Ziele.

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