Das geistige Klima an den Hochschulen ist in den letzten Monaten Gegenstand intensiver öffentlicher Diskussionen gewesen: Die allgegenwärtige Gefahr, aus nichtigen Anlässen mit gravierenden Vorwürfen konfrontiert  zu werden, behindere den freien geistigen Austausch, den eine Universität eigentlich kennzeichnen sollte, verhindere, dass vom Mainstream abweichende Meinungen überhaupt noch geäußert werden könnten, und gefährde damit letztlich die Wissenschaftsfreiheit, war immer wieder zu hören.Das geistige Klima an den Hochschulen ist in den letzten Monaten Gegenstand intensiver öffentlicher Diskussionen gewesen: Die allgegenwärtige Gefahr, aus nichtigen Anlässen mit gravierenden Vorwürfen konfrontiert  zu werden, behindere den freien geistigen Austausch, den eine Universität eigentlich kennzeichnen sollte, verhindere, dass vom Mainstream abweichende Meinungen überhaupt noch geäußert werden könnten, und gefährde damit letztlich die Wissenschaftsfreiheit, war immer wieder zu hören.

Spektakuläre Einzelfälle, wie etwa das Ausladen oder Auspfeifen von Gastrednern oder Angriffe auf einzelne Professoren im Internet, fanden große Aufmerksamkeit  und scheinen die These von einem immer intoleranteren Klima an den Universitäten zu bestätigen. Doch lassen sich diese Einzelfälle wirklich verallgemeinern? 

Eine aktuelle, repräsentative  Umfrage unter Universitätsprofessorinnen und -professoren sowie wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Deutschen Hochschulverbandes und der Konrad-Adenauer durchgeführt hat und die heute im Rahmen der Online-Diskussionsveranstaltung "Weltanschauung statt Wahrheitssuche? vorgestellt worden ist, bestätigt diese Vermutung zum Teil. Die meisten Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer fühlen sich in ihrer Forschung und Lehre frei. Allerdings hat in jüngster Zeit das Gefühl, unter dem Druck des Meinungsklimas zu stehen, zugenommen.

Sahen sich in einer vorangegangenen Umfrage aus dem Jahr 2019/20 noch 31 Prozent der Befragten in dem Gefühl bestätigt, in ihrer Lehre durch formelle oder informelle Vorgaben zur Political Correctness stark oder etwas eingeschränkt zu werden, sind es aktuell 40 Prozent, die dies tun. Auch der Anteil der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sagen, Political Correctness verhindere es, dass man bestimmten Forschungsfragen nachgehen könne, ist seit der Jahreswende 2019/20 von 13 auf 18 Prozent gestiegen. Besonders Befragte aus den Geistes- und Sozialwissenschaften stimmten in der aktuellen Umfrage dieser Aussage wesentlich häufiger zu als noch vor knapp zwei Jahren. Bei der Frage, mit welchen Verhaltensweisen man wohl an einer Universität auf erheblichen Widerstand stoßen würde, ist bei der Mehrzahl der zwölf zur Auswahl gestellten Punkte ebenfalls ein leichter Zuwachs gegenüber Anfang 2020 zu verzeichnen: So sagten in der aktuellen Umfrage 70 Prozent, man würde sich Ärg er einhandeln, wenn man an der Universität den Klimawandel bestreiten würde – sieben Prozentpunkte mehr als bei der vorherigen Umfrage. Dass man Ärger bekommt, wenn man sich der "gendergerechten Sprache" verweigert, glaubten 47 Prozent, ebenfalls ein Zuwachs von sieben Prozentpunkten.

Allmählich wandelt sich auch das Berufsverständnis der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer. Auf die Frage, welche Aufgaben die Wissenschaft habe, antworteten die allermeisten Befragten mit den zu erwartenden Verweisen auf klassische Punkte wie "Neues entdecken" (92 Prozent), "Wissen weitergeben" (89 Prozent) und "Wissenslücken schließen" (81 Prozent). Doch aufschlussreich ist der Blick auf seltener genannte Aspekte: So sagten jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter 40 Jahren deutlich häufiger als Über-50-Jährige, es sei eine Aufgabe der Wissenschaft, den gesellschaftlichen Fortschritt voranzutreiben (61 gegenüber 50 Prozent) oder öffentliche Debatten anzustoßen (47 zu 39 Prozent). 

Auch in ihrer Einstellung zum Thema Diversität unterscheiden sich die Generationen. Dass bei der Berufung von Professoren mit entscheidend sein sollte, "dass eine ausgewogene Mischung von Männern und Frauen, Älteren und Jüngeren, Menschen unterschiedlicher Herkunft usw." erreicht wird, sagten nur 21 Prozent der älteren, aber immerhin 40 Prozent der jüngeren Hochschullehrer. Die Einhaltung einer Frauenquote bei Berufungen wird allerdings in allen Altersgruppen und auch unter den Hochschullehrerinnen nur von einer kleinen Minderheit befürwortet.

Insgesamt scheinen die Universitäten von jener in der Öffentlichkeit oft vermuteten Atmosphäre der Intoleranz entfernt zu sein, doch eine Tendenz zur allmählichen Politisierung und Verschärfung des Klimas an den Hochschulen ist erkennbar.

Methodische Informationen zur Umfrage

Befragungsmethode: Online-Befragung
Stichprobe: Professoren/Privatdozenten: Zufallsauswahl aus dem Deutschen Hochschullehrer-Verzeichnis (Jg. 2021)
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Zufallsauswahl aus dem Mitgliederverzeichnis des Deutschen Hochschulverbands
Repräsentanz: Professoren/Privatdozenten: Repräsentativ für Universitätsprofessoren und Privatdozenten In Deutschland
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Nicht repräsentativ. Die Ergebnisse bieten grobe Anhaltspunkte für einen Vergleich mit den Antworten der Professoren
Angeschriebene Hochschullehrer: Professoren/Privatdozenten: 5038Wissenschaftliche Mitarbeiter: 984
Verwirklichte Interviews: Professoren/Privatdozenten: 880 Wissenschaftliche Mitarbeiter: 139
Ausschöpfungsquote: Professoren/Privatdozenten: 19 ProzentWissenschaftliche Mitarbeiter 14 Prozent
Feldzeit: 30. September bis 11. Oktober 2021
Konzeption und Analyse: Institut für Demoskopie Allensbach (IfD)
Programmierung und Datenaufbereitung: Institut für Angewandte Datenanalyse (IfaD)
Auftraggeber: Deutscher Hochschulverband und Konrad-Adenauer-Stiftung

Zur Umfrage: https://www.hochschulverband.de/…

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