Krankenstand in Rheinland-Pfalz insgesamt nahezu auf Bundesniveau
Mit einem Krankenstand von fünf Prozent im Berichtsjahr 2019 fallen Beschäftigte in Rheinland-Pfalz innerhalb eines Jahres krankheitsbedingt minimal kürzer aus, wie im Bundesvergleich – der bundesweite Wert liegt bei 5,1 Prozent. Im Schnitt kommen auf einen Erwerbstätigen damit im Jahr etwa 18 Fehltage, im Zeitraum 2017/2018 waren es sogar rund 19 Ausfalltage.
Junge Erwerbstätige oft und ältere besonders lange krankgeschrieben
Junge Erwerbstätige bis 19 Jahren waren im Vergleich zu ihren älteren Kolleginnen und Kollegen am häufigsten krankgeschrieben, auf jeden Beschäftigten in dieser Altersgruppe entfallen 2019 im Durchschnitt knapp zwei Krankschreibungen, auf Beschäftigte ab 55 Jahre dagegen nur 1,5 Krankschreibungen pro Jahr. Allerdings handelt es sich bei den jüngeren Beschäftigten um relativ kurze Fehlzeiten. Deutlich mehr Fehltage gibt es in den oberen Altersgruppen. Beschäftige ab 60 Jahren fallen durchschnittlich für etwa 32 Tage im Jahr aus, die wenigsten Fehlzeiten hatten 25- bis 29-Jährige mit nur 11,4 Fehltagen pro Jahr im Schnitt.
Muskel-Skelett-Erkrankungen sind Hauptursache für Fehlzeiten
Muskel-Skelett-Erkrankungen wie beispielsweise Rückenschmerzen sind nach wie vor die wichtigste Erkrankungsgruppe im Fehlzeitengeschehen – über ein Viertel aller Fehltage werden dadurch begründet. Die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen ist daher eines der zentralen Handlungsfelder der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Psychische Erkrankungen spielen besonders bei Frauen eine große Rolle
Die zweitwichtigste Erkrankungsgruppe für den Krankenstand in Rheinland-Pfalz sind psychische Erkrankungen. Männer fehlen an durchschnittlich 2,5 Tagen pro Jahr wegen einer Depression oder anderer psychischer Erkrankungen, bei Frauen sind es sogar 3,9 Tage. Krankschreibungen wegen einer psychischen Erkrankung dauern dabei besonders lange. Im Durchschnitt liegt die Dauer einer Krankschreibung bei 36 Tagen. Nicht selten kommt es zu deutlich längeren Fehlzeiten, die (so zeigen die Zahlen zu den Erwerbsminderungsrenten der Deutschen Rentenversicherung) dann auch zum Ausstieg aus dem Erwerbsleben führen können. Psychische Erkrankungen sind die häufigste Ursache bei den Erwerbsminderungsrenten.
Niedrige Krankenstände in Mainz und Koblenz – hohe Werte dagegen im Kreis Kusel
Zwischen den Landkreisen und den Kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz zeigen sich deutliche regionale Unterschiede im Krankenstand. Den höchsten Krankenstand mit 6,0 Prozent hatte 2019 der Landkreis Kusel. Hier fehlten die Beschäftigten an rund 22 Tagen pro Jahr, in der kreisfreien Stadt Mainz lag der Krankenstand nur bei 3,9 Prozent und damit die Zahl der Fehltage je Beschäftigten bei 14 Tagen. Auch in Koblenz lag der Krankenstand mit 4,1 Prozent am unteren Ende.
Höchster Krankenstand: Wasserversorgung Abwasser- und Abfallentsorgung
Der Bericht bietet Anhaltspunkte für die Präventionsarbeit der Sozialversicherungsträger und zeigt die wichtigsten Handlungsfelder auf. So zeigt der vertiefende Blick in die einzelnen Branchen einen überdurchschnittlichen Krankenstand z.B. in Branchen mit einen stark durch körperliche Belastungen geprägten Tätigkeitsfeld wie dem verarbeitenden Gewerbe, dem Verkehr und der Lagerei, hier liegen die Krankenstände bei 5,5 Prozent, bzw. 5,2 Prozent. Aber auch Berufsfelder, wie die öffentliche Verwaltung, sind von hohen Krankenständen betroffen. Spitzenreiter mit deutlichem Abstand ist die Wasserversorgung Abwasser- und Abfallentsorgung (Krankenstand 6,9 Prozent) gefolgt von der Öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung mit einem Krankenstand von 5,7 Prozent. Die niedrigsten Krankenstände haben die Branchen Land- und Forstwirtschaft sowie die Information und Kommunikation mit jeweils einem Krankenstand von nur 3 Prozent.
Datenbasis des Berichtes bilden über 1,5 Mio. krankengeldberechtigte Mitglieder
Unter Koordination der BGF-Koordinierungsstelle waren am Bericht die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse, die BARMER, die Betriebskrankenkassen (BKK), die DAK-Gesundheit, die IKK Südwest, die KKH, die KNAPPSCHAFT und die Techniker Krankenkasse sowie die Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung und die Deutsche Rentenversicherung beteiligt. Das Berliner IGES Institut, als unabhängiges Forschungs- und Beratungsinstitut, hat die Daten zusammengeführt, die Analysen für die Berichtsjahre 2017 bis 2019 durchgeführt und den Bericht erstellt.
Hintergrund: BGF-Koordinierungsstelle
Gesundheitsförderung in Unternehmen gewinnt an Bedeutung. Einseitige körperliche und hohe psychische Beanspruchungen wirken sich auf den Betriebserfolg aus – dies erkennen immer mehr Firmen. Die gesetzlichen Krankenkassen in Rheinland-Pfalz wollen gemeinsam mit den Unternehmensverbänden und Sozialversicherungsträgern insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen helfen, das Thema Gesundheitsförderung nachhaltig im Unternehmen zu platzieren. Mehr unter: https://bgf-koordinierungsstelle.de/rheinland-pfalz/
Statements der Teilnehmer/innen der gemeinsamen Pressekonferenz
Klaus Wilms, Leiter Prävention der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, Federführer der regionalen Koordinierungsstelle BGF in Rheinland-Pfalz:
„Veränderte Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rücken das Thema „Gesundheit am Arbeitsplatz“ zunehmend in den Fokus. Dies ist auch im Hinblick auf zukünftige Veränderungen, Stichwort „demografischer Wandel“, für Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen von entscheidender Bedeutung. Denn Gesundheitsförderung und Prävention wirken am besten, wo Menschen leben und arbeiten. Daher kommen alle landesweit agierenden Akteure in neuen Landespräventionsgremien zusammen und ermöglichen damit erstmals ein verbindliches, gemeinsames und integriertes Vorgehen.“
Armin Kistemann, Hauptabteilungsleiter Leistung der DRV Rheinland-Pfalz:
„Der Gesundheitsbericht macht Ursachen und gesellschaftliche Folgen von Arbeitsunfähigkeit deutlich. Für uns als größtem Reha-Träger in Rheinland-Pfalz ist es wichtig, dass Menschen bei einer längeren Arbeitsunfähigkeit rechtzeitig den Weg in eine Reha finden. Denn Reha ist erfolgreich und sichert den Verbleib im Erwerbsleben. Das zeigen alle Erfahrungen.“
Susanne Hildebrandt, Bereichsleiterin Reporting und Analysen des IGES Instituts:
„Durch den Gesundheitsbericht haben die handelnden Akteure eine einzigartige Daten- und Informationsgrundlage geschaffen. Ganz im Sinne des Präventionsgesetztes stellt der Bericht damit zugleich das Ergebnis einer gelungenen Zusammenarbeit der Sozialversicherungsträger dar und bildet eine Grundlage für gemeinsames Handeln.“
Christian Heck, Landesdirektor LV Mitte, DGUV und Hauptgeschäftsführer der BGHM
„Mit dem Gesundheitsbericht haben wir in Rheinland-Pfalz erstmals die Möglichkeit umfangreiche Gesundheitsdaten der Landesebene aus den Bereichen Rentenversicherung, Krankenversicherung und Unfallversicherung mit den bundesweiten Daten zu vergleichen, um Besonderheiten zu erkennen und damit die Präventionsarbeit vor Ort noch zielgenauer steuern zu können.“
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