Mit speziellem Zuschnitt von Themen aus dem Westen Deutschlands gewinnt die Tagung für Rhein und Ruhr sowie die angrenzenden Regionen als regionaler Treffpunkt ihr eigenes Profil– eine Entwicklung, wie sie auch beim Deutschen Holzbaukongress (DHK) für Berlin und sein Umland zu erkennen ist. Denn nicht zuletzt geht es darum, auch in der Kongresswirtschaft Wege und Reisezeiten zu verkürzen und die Anreise zu erleichtern. Allerdings erschwerte die zeitweilige Einstellung des Bahnverkehrs in NRW in Folge des ersten Herbststurms des Jahres („Ignatz“) für manchen EBH-Teilnehmer/Teilnehmerin dann doch noch die Abreise aus Köln.
Im allgemeinen Teil der Fachtagung berichtete Martin Schwarz von Wald und Holz NRW über die Situation in der Forstwirtschaft des Bundeslandes. NRW wird zwar kaum als Holzbauland wahrgenommen, mit knapp 11.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen und einem Jahresumsatz der Branche bei 2 Mrd. Euro (2016) liegt der NRW-Holzbau zusammen mit dem in Baden-Württemberg auf Platz 2 in Deutschland, hinter Bayern an der Spitze (16.000 Beschäftigte, und 3,2 Mrd. Euro Umsatz). In NRW sind als Folge des Klimawandels (Sturm und Dürresommer) von 2018 bis 2021 etwa 38 Mio. m³ Schadholz angefallen, was bei der Hauptbaumart Fichte zu einem Vorratsverlust von 48% geführt hat. Rund 90.000 ha Waldflächen müssen wiederbewaldet werden.
Martin Langen, Marktbeobachter aus Bonn im Bereich Bauen, Wohnen und Renovierung, wies auf Änderungen bei einigen Bautrends hin. Für die energetische Gebäudesanierung ist im kommenden Jahr mit einer Sonderkonjunktur zu rechnen. Im ländlichen Raum sei mit weiter anziehender Nachfrage nach Einfamilienhäusern zu rechnen, wobei die Lieferzeiten für Fertighäuser teilweise bedenklich angewachsen seien. Gleichzeitig erwartet er nachlassende Nachfrage nach Wohnraum in Mehrfamilienhäusern im städtischen Umfeld – beides eine Folge von Corona-Massnahmen. Allerdings wird der Mehrfamilienhausbau auf hohem Niveau noch eine ganze Weile nachlaufen. Eine echte Herausforderung im Hinblick auf die Einhaltung der deutschen Klimaschutzziele sei und bleibe der Sanierungsbedarf von etwa 35 Mio. Bestandsgebäuden, und das bei zuletzt deutlich gestiegenen Preisen und knappen Kapazitäten bei Zulieferern und Verarbeitern.
Angesichts der aktuellen Diskussion über den Klimawandel und der zu erwartenden politischen Entscheidungen zum Klimaschutz wird allgemein auch mit Auswirkungen auf die Bauwirtschaft gerechnet. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach drückte in ihrem Impulsvortrag zu Beginn des Kongresses in Köln die Hoffnung aus, dass das kürzlich geänderte Klimaschutzgesetz nochmals daraufhin geprüft wird, welche Auswirkungen die im Gesetz formulierten Vorgaben für die Forstwirtschaft auf die Verfügbarkeit von Holz als Baustoff und damit auf das Bauen haben. Auch das Kalamitätsholz müsse, trotz seines gewissen Marketingproblems, im Land bleiben, weil es im Bauwesen gebraucht werde. Die Ministerin kündigte an, dass das Land in seiner nächsten Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen die Musterverwaltungsvorschrift zur Holzbaurichtlinie umsetzen werde, weil sich die Bauaufsichtsbehörden in NRW mit Holzbau in den Gebäudeklassen 4 und 5 noch sehr schwertun.
Der nächste EBH Kongress ist auf den 19. und 20. Oktober 2022 terminiert.
FORUM HOLZBAU bzw. FORUM HOLZ ist eine gemeinsame Plattform der Aalto University School of Science and Technology Helsinki (FI), der Berner Fachhochschule (CH), der Technische Hochschule Rosenheim (DE), der Technischen Universität München (DE), der Technischen Universität Wien (AT) und der University of Northern British Columbia (CA). In Italien kooperiert man eng mit der Università di Trento. Ziel und Aufgabe des Vereins ist die Förderung des Einsatzes von Holz im Bauwesen, überschüssige Mittel werden im Sinne der Holzwirtschaft für die Unterstützung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten von Studierenden eingesetzt.
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