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Poster und Papierkram

Ein Glossar des Sammelns
5. November 2021 bis 6. März 2022
Pressetermine auf Anfrage

Wie entsteht eigentlich eine Sammlung? Wer entscheidet, was gesammelt wird? Wie werden die Arbeiten bewahrt und vermittelt? Und welche Werke würden die Besucher*innen sammeln? Mit Poster und Papierkram. Ein Glossar des Sammelns blickt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) neugierig und selbstkritisch zurück auf 150 Jahre Sammeln und Ausstellen. Am Beispiel der Sammlung Grafik und Plakat lädt die Ausstellung die Besucher*innen ein, spielerisch stöbernd einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Entlang von Schlag­wör­tern wie „Auswahl“, „Budget“, „Commons“ oder „Leihverkehr“ verbin­det sie Histori­sches mit zeitgenössi­schen Fragen und macht die Menschen, Wünsche, Umstände und Praktiken greifbar, die diese Sammlung prägen: Vom Museumsgrün­der Justus Brinckmann (1843–1915) bis zu zeitgenössischen Gestalter*in­nen und Kritiker*innen, vom Ankauf über die Inventarisierung und Präsen­tation bis zur Restaurie­rung.

Rund 160 herausragende Arbeiten füllen die Schlagwörter mit Leben, gestaltet u.a. Jules Cheret, HAP Grieshaber, den Guerilla Girls, Jenny Holzer, Barbara Kruger, Claude Kuhn, Jan Lenica, Ebba Tesdorpf, Henri de Toulouse-Lautrec, Kurt Weidemann, Martin Woodli, Tadanori Yakoo und Megi Zumstein. Ergänzt werden sie durch Video-Interviews, Foto­grafien, Fundstücke und Archivalien. Zu sehen sind Filmplakate, Beispiele aus der Jugendstil-Sammlung, Werbegrafiken, politische Grafik und Protest­plakate, Schätze des japanischen Grafik-Design, Künstler*innen­plakate, feministische Positionen und Blätter aus den Anfängen der Sammlung wie etwa so genannte Hamburgensien.

Verknüpft mit diesen Arbeiten sind Texttafeln, die zusammen ein „Glossar des Sammelns“ bilden, in dem – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – As­pekte der Arbeit mit und an der Sammlung thematisiert und zur Diskussion gestellt werden. So sind die Besucher*innen eingeladen, selbst eine Aus­wahl zu treffen: Welche der präsentierten Plakate finden sie „sammlungs­würdig?“ Welche nicht? Und warum? Was würden sie gerne in der Samm­lung bewahrt wissen?

Auch die Geschichte der Sammlung wird in der Ausstellung anschaulich, wobei das Archiv des MK&G erstaunlich viel Unter­­haltsames und Über­raschendes bereithält: Zahlreiche Dokumente zeugen von finanziellen, konservatorischen und kommuni­kativen Erfolgen und Dramen. Wer hätte etwa gedacht, dass es schon in den 1920er Jahren Ansätze „partizipativen Kuratierens“ gab? Und wie ist es den Mitarbeiter*innen des Museums gelungen, in prä-digitalen Zeiten Ausstellungen in überraschend kurzer Zeit zu kuratieren und die rasant wachsende Sammlung zu ver­walten? Heimliche Abmachun­gen und vertauschte Plakate lassen Leser*innen vermutlich schmunzeln, der sagenhaft günstige Preis von Jugendstilplaka­ten heutige Sammler*innen nostalgisch werden.

Weitere Einblicke ge­währen Video-Interviews, in denen die Mit­arbeitenden des Museums von ihrer Arbeit berichten: Das Team der Grafiksammlung erklärt, wie ein Objekt in die Sammlung kommt, der Kurator für Islamische Kunst plädiert für die Einwer­bung von arabischen Filmplakaten, das Team des Freiraums für eine kritische Befragung und entschiedene Öffnung der Sammlung für neue Perspektiven.

Die Ausstellung stellt auch die wichtigen Sammlerpersönlichkeiten vor:  MK&G-Gründungsdirektor Justus Brinckmann legte den Grundstein der Sammlung und prägt bis heute deren Aufbau und Sammlungsstrategien. Er war es auch, der 1896 eine große Plakatausstellung im MK&G kuratierte. Sein Nachfolger Max Sauerlandt (1880–1934) ließ erstmals Plakate und Werbematerial für das MK&G gestalten. Heinz Spielmann (*1930) bemühte sich als Leiter der Sammlung Moderne in der Nach­kriegs­zeit erfolgreich darum, einige von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmte Werke zurückzukaufen. Die erste offizielle Leiterin der Sammlung Grafik und Plakat, Ruth Malhotra (1923–2003), trug in den 1980er Jahren viel zur wissen­schaftlichen Erfassung und Aufarbei­tung der Sammlung bei. Unter ihrer Leitung erfolgte auch der Umzug in neue Räume – angesichts der damals mindestens 100 000 Blatt um­fassen­den Sammlung ein erheblicher organisatorischer Akt. Der Kunsthistoriker Jürgen Döring (*1954) veröffent­lichte ab 1989 zahlreiche Kataloge und erweiterte die Sammlung maßgeb­lich – unter anderem um einige Websites.

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Disziplin Grafik-Design, auch die Sammlung erobert zunehmend den digita­len Raum. Plakate und Grafiken werden fotografiert und in eine Datenbank aufgenommen, dort beschrieben, verschlagwortet und über die MK&G Sammlung Online öffentlich zugänglich gemacht. Doch was passiert bei diesen Vorgängen? Wo finden hier Auswahl und Interpretation statt? Diese Fragen beschäftigen die aktuelle Leiterin der Sammlung, Julia Meer (*1982), vor allem mit Blick auf die Sammlungserwei­terung. Warum wurden bislang so wenige Arbeiten von Gestalterinnen und nicht im Stil der europäischen „Moderne“ arbeitenden Designer*innen gesammelt und ausgestellt?

Diese Fragen und Themen bündelnd ist die Ausstellung durch­zogen von einer kritischen Betrachtung der Praktiken, die mit der Sammlung ver­bunden sind. Dazu gehören die Kategorisierung und Ordnung, die Auswahl, die Beschrei­bung, die Restaurierung und die Vermittlung. Dabei zeigt sich das MK&G als suchend, als an vielen Stellen fehlbar und von subjektiven Entscheidungen geprägt. Die Ausstellung macht es sich zur Aufgabe, die Neugierde, Ratlosig­keit und Freude, die dieses Suchen mit sich bringt, mit den Besucher*innen zu teilen.

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