Laut einer vom GDV beauftragten Analyse von Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden in den vergangenen zehn Jahren bundesweit im Schnitt 11,1 Hitzetage jährlich gezählt. Das sind drei Mal so viele wie in den 1950er Jahren. Pro Jahrzehnt kamen durchschnittlich 2,3 Hitzetage hinzu. „Die dynamische Zunahme der Hitzetage zeigt, dass der Klimawandel auch in Deutschland deutliche Spuren hinterlässt“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Regional betrachtet gab es der Studie zufolge im rheinland-pfälzischen Speyer in den vergangenen zehn Jahren die meisten Hitzetage. Seit den 1950er Jahren stieg deren Zahl von durchschnittlich 9,3 auf 23 Hitzetage pro Jahr in den 2010er Jahren. An zweiter und dritter Stelle folgen Ludwigshafen am Rhein und Mannheim mit zuletzt jeweils 21,6 Hitzetagen pro Jahr. Die wenigsten heißen Tage verzeichneten die Stadt Flensburg und der Kreis Schleswig-Flensburg. Dort gab es im Schnitt jeweils nur zwei Hitzetage im Jahr.

Hitzetage nehmen in den 1980er Jahren dramatisch zu

Besonders seit den 1980er Jahren ist die Zahl heißer Tage in Deutschland der Studie zufolge dramatisch gestiegen. Dies liegt vor allem daran, dass sich im Zuge der globalen Erwärmung auch in Deutschland die mittlere Temperatur seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 um 1,6 Grad Celsius deutlich erhöht hat.

„Die zunehmende Treibhausgaskonzentration führt außerdem dazu, dass auch die Zahl heißer Tage von Jahrzehnt zu Jahrzehnt massiv zunimmt,“ sagt Andreas Becker, Leiter Klimaüberwachung beim DWD. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoß müsse zwischen 2031 und 2060 mit einer weiteren Zunahme um fünf bis zehn heiße Tage im Jahr in Norddeutschland und zehn bis zwanzig heiße Tage in Süddeutschland gerechnet werden.

Die Folgen sind dramatisch: Es steigen dadurch die Gefahren für mehr Hitzetote, Dürren und Waldbrände. Ernteausfälle dürften drastisch zunehmen, weil Böden weiter austrocknen oder mehr Schädlinge Pflanzen zerstören.

Neben der Zunahme der Hitzetage dürfte es den Daten nach zugleich mehr und intensivere Starkregen, Hochwasser und Sturzfluten geben, weil die aufgeheizte Atmosphäre mehr Feuchtigkeit speichert. „Flutkatastrophen wie jüngst an Ahr und Erft zeigen, mit welcher Wucht uns der Klimawandel treffen und welches Ausmaß er anrichten kann“, sagt Asmussen.

In Berlin die meisten Hitzetage

Die heißen Tage sind laut DWD regional ungleich verteilt. Besonders betroffen sind der Osten und der Südwesten Deutschlands. „Die unterschiedliche Verteilung der Hitzetage liegt vor allem daran, dass sich Landregionen schneller erwärmen als Meeresregionen“, erklärt Becker. So bremst im Norden und Westen Deutschlands die Nähe zum Meer den Anstieg.

Zusätzlich kommt bei Hitzetagen die Luft meist aus dem Südwesten „Föneffekte nahe der Mittelgebirge und Städte verstärken die Entwicklung. So sind am stärksten Städte im Rheintal betroffen, wie Köln in Eifelnähe oder Mannheim, Ludwigshafen und Speyer in der Nähe des Pfälzer Waldes, aber auch Leipzig und Berlin beeinflusst durch den Thüringer Wald und den Harz“, sagt DWD-Experte Becker.

Im Bundesländervergleich hatte Berlin im vergangenen Jahrzehnt mit durchschnittlich 15,7 die meisten Hitzetage. Im Vergleich zu den 1950er Jahren hat sich diese Zahl fast verdreifacht. Es folgen Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die wenigsten heißen Tage verzeichnete Schleswig-Holstein mit 3,7 Tagen. Im Vergleich zu den 1950er Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage hier jedoch mehr als vervierfacht – der höchste Anstieg im Bundesländervergleich.

Schäden bleiben versicherbar

Die Folgen von Hitzeschäden sind bereits sichtbar: Der Belag von Autobahnen platzt auf, Eisenbahnschienen verbiegen sich, Seen und Flüsse drohen zu verschwinden und Regionen zu versteppen, mit gefährlichen Konsequenzen für die Wasserversorgung. Gleichzeitig nehmen extreme Wetterereignisse wie Starkregen zu und verursachen katastrophale Schäden an Gebäuden und Infrastruktur.

„Die Schäden bleiben versicherbar, wenn wir den menschengemachten Klimawandel begrenzen, so wie im Abkommen von Paris vereinbart“, so Asmussen. „Daneben müssen wir auf die Folgen des Klimawandelts reagieren. Das bedeutet Klimafolgenanpassung, mehr Prävention, um Städte, Häuser und Industrie widerstandsfähiger zu machen und Schäden zu beschränken.“

Über die Untersuchung

Die Untersuchung basiert auf 1km x 1km-Rasterdaten des Climate Data Center des Deutschen Wetterdienstes. Berechnet sind die Raster auf Basis der Temperaturmessungen aus dem DWD-Messnetz. Die VdS Schadenverhütung GmbH berechnete für die mittlere Anzahl der heißen Tage je Dekade den Gebietsmittelwert der DWD-Rasterfelder für Deutschland, die Bundesländer und 401 Landkreise.

Weitere Informationen und Grafiken finden Sie auf gdv.de.

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