Der wesentliche Hintergrund des gemeinsamen Pilotprojektes war der Zusammenschluss von vier einzelnen Produktionsstätten des Blutspendedienst West an einem zentralen Herstellungsort in Hagen. Hierdurch wurde die Produktionsmenge signifikant angehoben, sodass sich seitens des BSD West auf die Suche nach einem Partner für eine innovative Automationslösung für die Aspekte Etikettierung und Sortierung von Blutprodukten begeben wurde. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Einbindung eines geeigneten Roboterarmes gelegt, der Etiketten auf die empfindlichen und flexiblen Blutbeutel solide aufbringen konnte, ohne dabei die Qualität, insbesondere der Erythrozytenkonzentrate (EK), zu beeinträchtigen. Durch ein modernes Kamerasystem sollten zudem Archivaufnahmen der prozessierten Blutbeutel erstellt werden, die im Falle einer Rückverfolgung von Prozessen eine moderne Informationsquelle bieten können.
Lieferantenauswahl fiel auf SRD
Die Firma SRD konnte dieses bisher einmalige Konzept maschinenbautechnisch so umsetzen, dass die neue Etikettier- und Sortieranlage‘, genannt ESA, seit Mitte 2018 sukkzessive in den täglichen Zwei-Schicht-Betrieb in der Produktion eingebunden wird. Die geografische Nähe des Anbieters ist dabei ein weiterer Pluspunkt. So sorgt eine Entfernung von ca. 1,5 Stunden mit dem Auto für schnellen Support, wenn dieser einmal notwendig ist. Zusätzlich können sich die SRD-Spezialisten remote auf die Anlage schalten, um unmittelbare IT-Unterstützung zu leisten. Dies ist bei der Anzahl der zu verarbeitenden Produkte ein weiterer wichtiger Aspekt, um ein Erliegen der Tagesroutine in Störfällen zu vermeiden und einen Versorgungsengpass auszuschließen.
Effizienzsteigerung der traditionellen Blutprodukteherstellung durch Automatisierung
Die Hauptaufgabe der ESA besteht darin, die aus der Herstellung kommenden EK- und Plasmabeutel mit Infomationen zu versehen, welche für die spätere Verwendung als Arzneimittel erforderlich sind. Zusätzlich soll die Erfassung der Vollblutspenden im Rahmen einer Eingangsbewertung und die Zuweisung zu definierten Produktionslinien automatisiert abgebildet werden. Zudem werden Produktgewichte vollautomatisch mittels einer integrierten Bandwaage erfasst. Als wichtiger Sicherheitsaspekt wird nach der Etikettierung jedes Produkt auf dem Förderband zusätzlich gescannt, um einen Abgleich der vom Entnahmeteam aufgebrachten Spendenummer mit dem Etikett vorzunehmen. Dieser auch in der etablierten manuellen Verfahrensweise essentielle Schritt gewährleistet ein IT-gestütztes Ausschließen von Verwechslungen zum Patientenschutz. Die ESA wird kontinuierlich über die Schnittstelle zur Blutbanksoftware BAS400 gespeist. Der Informationsaustausch erfolgt dabei innerhalb von Millisekunden. Zur Sortierung werden über die Blutbanksoftware Ziele vorgegeben, die ein Ablegen der Produkte in dafür vorgesehene Kunststoffkisten über zwei Portalhandling-Systeme ermöglichen. Die Prozesszeit der sonst in Blutspendediensten manuell abgebildeten Prozesse wird dadurch deutlich verkürzt und eine termingerechte Abarbeitung der grossen Konservenzahlen automatisiert ermöglicht. Die Mitarbeiter werden entlastet und können in anderen diffizileren Produktionsprozessen eingesetzt werden. Bei der Herstellung der sensiblen Produkte war eine „Null-Fehler-Toleranz“ der ESA Bedingung, da es sich um Arzneimittel handelt und eine Patientengefährdung absolut ausgeschlossen werden muss. Daher stellte auch die Zertifizierung und die dazugehörige Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA) eine starke Herausforderung für die Maschinenbauer aus Enger dar, für die dies ein neues Aufgabenfeld war. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Zieles beweist sich in der Arbeitsroutine. Eine Effektivitätssteigerung ist weiter angestrebt im Zuge einer vollumfänglichen Einbindung der ESA in die Tagesroutine des BSD West.
Technische Daten der Maschine
Länge: ca. 15 m
Breite: ca. 2 m
Höhe: ca. 2,50 m
Anzahl der Sortierplätze: 12+1 Stück
Leistung: ca. 550 Produkte/Std.
Anzahl Drucksysteme: 3x Thermotransfer
Applikator: Saugstempel (Roboter)
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