Anlass für die Einsetzung der Expert:innengruppe waren vor allem die Folgen des Klimawandels, die in vielen Wäldern deutlich sichtbar sind und die Wirtschaft, Gesellschaft und Politik vor neue Herausforderungen stellen. Um wissensbasiert darauf reagieren zu können, etwa bei der Abschätzung von Risiken oder der Entwicklung von Strategien für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Wäldern, ist Forschung gefragt.
Die Gruppe identifizierte vier Themenbereiche, in denen es mit Blick auf die Folgen des Klimawandels besonders wichtig erscheint, die Forschung zu stärken und gemeinsame Strategien für die Wald- und Holzwirtschaft in Deutschland zu entwickeln: (1) Zukunftskonzepte für die Waldbewirtschaftung, (2) Extremereignisse und Krisenmanagement, (3) Holzbasierte Bioökonomie und (4) Holz im Bauwesen.
Um konkrete, wissensbasierte Lösungsoptionen für die Wald- und Holzwirtschaft der Zukunft zu liefern, sollten die Forschungseinrichtungen neue Maßstäbe in der Kooperation untereinander setzen und dabei wissenschaftliche Exzellenz mit höchster praktischer Relevanz verbinden. Die Expert:innengruppe schlägt daher vor, ein nationales Zentrum für Wald- und Holzforschung einzurichten, das als vernetztes Zentrum errichtet und von den bereits bestehenden Forschungseinrichtungen in Deutschland gemeinsam getragen wird.
"Wir werden die Probleme nicht in den Griff bekommen, wenn wir uns nur darauf beschränken, die bisher üblichen Projektförderungen mit mehr Geld auszustatten. Deshalb zielt unser Konzept darauf ab, dass die Forschungseinrichtungen der Länder und des Bundes ihre Kräfte stärker als bisher bündeln und gemeinsam langfristige Forschungsstrategien entwickeln", sagt Prof. Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts.
Prof. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), ergänzt: "Ein solches nationales Forschungszentrum hätte das Potenzial, innovative wissenschaftsbasierte Lösungen für die großen Herausforderungen Klimaanpassung, Klimaschutz, Biodiversität und Bioökonomie unter einem Dach und damit integrativ zu entwickeln".
Das Forschungszentrum soll in den oben genannten vier Themenbereichen gemeinsame Forschungsstrategien entwickeln, Projektförderung organisieren, hochwertige Infrastrukturen konzipieren und bestehende Infrastrukturen in die gemeinsame Nutzung integrieren. Diese Infrastrukturen werden von der Expert:innengruppe als ein Schlüsselfaktor für die künftige Leistungsfähigkeit der deutschen Wald- und Holzforschung gesehen.
Neben bestehenden forstlichen Versuchsflächen, Datenbanken und Modellsystemen wird vorgeschlagen, drei Infrastrukturtypen zu etablieren:
- Wald-Reallabore, in denen innovative Waldbehandlungskonzepte einer eingehenden wissenschaftlichen Analyse unterzogen werden. Parallel dazu soll ein deutschlandweites Praxisnetzwerk etabliert werden, um auf einer größeren Anzahl von Flächen Lösungskonzepte in Zusammenarbeit von Forschung und Praxis untersuchen zu können.
- Digitale Räume, Syntheseplattformen, die die vielfältigen Datenbestände und -infrastrukturen der einzelnen Einrichtungen vernetzen und mit den neuen Datenquellen, etwa aus den Wald-Reallaboren oder der Fernerkundung verbinden. In einem gemeinsamen Auswertungsraum sollen Methoden und Werkzeuge (z.B. Statistik, Künstliche Intelligenz, Modelle) bereitgestellt und ausgetauscht werden.
- Capacity building Forschungsergebnisse müssen für verschiedene Zielgruppen (auch innerhalb der Wissenschaft) "übersetzt" werden und gut verwertbar sein. Konzepte und Materialen für Aus- und Weiterbildung, Wissenstransfer in die Praxis oder Graduiertenschulen können gemeinsam und in sinnvoller Arbeitsteilung effizienter entwickelt werden.
Die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Bildung und Forschung (BMBF) haben unter Beteiligung des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Oktober 2020 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die vor dem Hintergrund der ökologischen und ökonomischen Folgen des Klimawandels Vorschläge zur Stärkung der Wald- und Holzforschung in Deutschland erarbeiten sollte. Die Arbeitsgruppe bestand aus 16 Wissenschaftler:innen verschiedener deutscher Universitäten, außeruniversitärer Forschungseinrichtungen sowie Ressortforschungseinrichtungen des Bundes und der Länder und wurde gemeinsam geleitet von Prof. Dr. Isermeyer (Präsident Thünen-Institut) und Prof. Dr. Teutsch (Wissenschaftlicher Geschäftsführer Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung).
Hier finden Sie den Abschlussbericht inkl. der Anhänge.
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
www.ufz.de
Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.
www.helmholtz.de
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