Jede/r Zweite klagt über schlechtes Internet, jede/r Dritte über mangelnde digitale Kompetenzen der Lehrkräfte
85 Prozent der Eltern und SchülerInnen in Deutschland berichten auch im Jahr 2021 weiterhin von Hürden im digitalen Unterricht. An erster Stelle liegen Probleme mit dem Internet, von denen insgesamt 53 Prozent der Haushalte berichten, in denen schulpflichtige Kinder wohnen. Am häufigsten trat das Problem in ländlichen Regionen auf (59 Prozent), aber auch im städtisch geprägten Land (51 Prozent) und in Städten (48 Prozent) bleibt es ein Problem. An zweiter Stelle nennen die Befragten mit 37 Prozent (+7 Prozentpunkte zu 2020) mangelnde digitale Kompetenzen bei den Lehrkräften. 34 Prozent nennen mangelnde Unterstützung durch die Schule als Hürde.
Dazu Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21: „Am Beispiel der Bildung rächt sich, dass wir die Weichen für den Digitalstandort Deutschland in der Vergangenheit nicht richtig und nicht früh genug gestellt haben. Es ist ein Armutszeugnis, dass im Jahr 2021 unzureichende Internetverbindungen die größte Hürde für den digitalen Unterricht sind. Es muss zwingender Auftrag der neuen Bundesregierung sein, die Situation schnell und nachhaltig zu verbessern.“
Gefragt nach der Zufriedenheit mit dem Schulunterricht während Corona gaben insgesamt 48 Prozent der Eltern mit schulpflichtigen Kindern im Haushalt bzw. SchülerInnen selbst an, zufrieden zu sein (fünf Prozent „äußerst zufrieden“, 19 Prozent „sehr zufrieden“, 24 Prozent „etwas zufrieden“). 38 Prozent zeigen sich unzufrieden (17 Prozent „etwas unzufrieden“, 13 Prozent „sehr unzufrieden, acht Prozent „äußerst unzufrieden“).
Große Mehrheit der SchülerInnen erhielt digitalen Unterricht – Nutzung von Videokonferenzen und Lernplattformen steigt an
Im Bundesdurchschnitt erhielten 87 Prozent der SchülerInnen digitalen Unterricht. Allerdings fanden aus Sicht der Eltern lediglich 55 Prozent der Unterrichtsmenge eines normalen Schuljahres statt.
Der Austausch von Lerninhalten zwischen Lehrkräften und SchülerInnen erfolgt weiterhin auf verschiedenen Wegen, hat sich aber im Vergleich zum Vorjahr gewandelt: Die Nutzung von Videokonferenzen legte auf 63 Prozent zu (+19 Prozentpunkte), in ähnlichem Maße ging die Nutzung von E-Mails zurück, die dennoch mit 64 Prozent (-17 PP) an erster Stelle bleibt. Schulserver und digitale Plattformen wie Moodle gewannen an Bedeutung (35 bzw. 39 Prozent), WhatsApp dagegen nutzten noch 25 Prozent (-7 PP). Allerdings nahm auch das Abholen von Material in der Schule im Vergleich zum Vorjahr zu (25 Prozent, +9 PP). „Dass wir nach anderthalb Jahren digitalem Unterricht durch Corona nach wie vor einen Flickenteppich an Interaktion zwischen Lehrkräften und SchülerInnen sehen und teilweise Arbeitsmaterial weiterhin per Post verschickt wird, ist ungenügend“, so Prof. Dr. Helmut Krcmar von der Technischen Universität München. „Es braucht schleunigst und flächendeckend eine robuste digitale Infrastruktur, die es Lehrkräften und SchülerInnen ermöglicht, sich über Lernplattformen digital auszutauschen und miteinander zu arbeiten.“
Geräteausstattung der SchülerInnen abhängig vom Haushaltseinkommen
Für den digitalen Unterricht von zu Hause benötigen die SchülerInnen digitale Geräte. War im Vorjahr noch das Smartphone das am häufigsten verwendete Gerät für den digitalen Unterricht, so landet nun der Laptop auf dem ersten Platz (56 Prozent). Es folgen Smartphone (52 Prozent), Tablet (48 Prozent) und Desktop-PC (40 Prozent). Die Ausstattung an Geräten für den schulischen Unterricht hing stark vom Haushaltsnettoeinkommen ab, je höher das Einkommen, desto mehr Geräte standen zur Verfügung. In den einkommensschwächeren Haushalten standen insgesamt weniger Geräte zur Verfügung; hier konnten 44 Prozent einen Laptop für den digitalen Unterricht nutzen, in der unteren Mitte waren es 53 Prozent, in der oberen Mitte bzw. einkommensreichen Haushalten verfügten 81 Prozent über Laptops. In Haushalten mit einem Monatsnettoeinkommen unter 3.000 Euro stand durchschnittlich ein Gerät für den digitalen Unterricht zu Verfügung, in Haushalten mit einem Einkommen zwischen 3.000 und 5.000 Euro waren es durchschnittlich zwei Geräte, bei über 5.000 Euro standen drei Geräte zur Verfügung.
Alle Ergebnisse zum Download: Zahlen und Fakten zur digitalen Bildung
Zur Erhebung: Die Befragung erfolgte online vom 1. bis 21. Juni 2021 (n=7.851). Befragt wurden Personen ab 16 Jahren in Privathaushalten, die das Internet privat nutzen. Es handelt sich um vorab veröffentlichte Ergebnisse des „eGovernment MONITOR 2021“; die vollständige Studie zu Nutzung und Akzeptanz digitaler Verwaltungsangebote erscheint am 19. Oktober 2021.
Über die Studie eGovernment MONITOR 2021
Seit 2011 beleuchtet die Studie eGovernment MONITOR die Situation der digitalen Verwaltung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neben den jährlich wiederkehrenden Inhalten wie Bekanntheit, Nutzung oder Akzeptanz von digitalen Verwaltungsdienstleistungen nimmt die Studie in diesem Jahr auch Themen wie die digitale Daseinsvorsorge im Kontext der Bildung und der Gesundheit in den Blick.
Herausgeber: Initiative D21 e. V. und TU München / Schirmherr: Der Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik Staatssekretär Dr. Markus Richter/ Durchführendes Institut: Kantar.
Die Studie ist gemeinsam finanziert durch eine Partnerschaft aus öffentlichen und privatwirtschaftlichen Organisationen: Fachlicher Premiumpartner: Nationales E-Government Kompetenzzentrum NEGZ e. V. / Premium Partner: Accenture, atene KOM, Fujitsu, Huawei Technologies Deutschland GmbH, ING-DiBa AG / Classic Partner: Capgemini Deutschland, Bundesdruckerei, Dataport AöR, Ernst & Young GmbH, Materna Information & Communications SE, Microsoft Deutschland GmbH / Basic Partner: Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) Österreich, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Geschäftsstelle E-Government Schweiz, S-Public Services, PwC Strategy& (Germany) GmbH
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