Mit dem Versprechen der Bayerischen Staatsregierung, Bayern bis 2040 zum ersten klimaneutralen Bundesland zu machen, geht ein massiver Ausbau der Stromerzeugung aus Photovoltaik und Windkraft einher. „Bei entsprechenden Wetterbedingungen wird aus diesen beiden Energieträgern schon heute deutlich mehr Strom in Bayern erzeugt als verbraucht werden kann. Dieser muss bei uns für die Dunkelflaute zwischengespeichert werden, um ihn nicht ins Ausland verschenken zu müssen“, fordert Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW. Neben den politisch heiklen Pumpspeicherkraftwerken sind Batterien die einzige derzeit angewendete Speichertechnologie mit hohem Gesamtnutzungsgrad, die auf technisch ausgereiftem Niveau zur Verfügung steht.

Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) hat für den VBEW berechnet, wieviel Batterie-Speicherkapazität konkret gebraucht würde, um zusammen mit anderen Maßnahmen ein klimaneutrales Gesamtkonzept umzusetzen. Für Bayern werden bis 2040 Batteriespeicher mit einer installierten Leistung von mindestens 4,3 GW und einer Speicherkapazität von 15 GWh erforderlich sein. Konkret bedeutet das einen mittleren jährlichen Zubau von 833 MWh Speicherkapazität, um das Ziel 2040 erreichen zu können. „833 MWh Zubau pro Jahr – das entspricht der nutzbaren Speicherkapazität von 22.000 BMW i3 Akkus, die dann das Stromsystem ausschließlich kurzfristig unterstützen. Langzeitspeicher für die Dunkelflaute haben wir damit natürlich immer noch nicht“, erklärt Detlef Fischer.

Nachdem Elektroautos aber nun mal vorwiegend zum Fahren gedacht sind und dann bei Fahrtbeginn auch vollgeladen sein sollen, wird man beim Aufbau der Speicherkapazität um stationäre Batteriespeicher nicht herumkommen. Hierzu bieten sich z. B. Großbatteriespeicher in Schiffscontainern an, wie sie im Mai 2021 in Freimann von den Stadtwerken München in Betrieb genommen wurden. Ein Schiffscontainer einer solchen Anlage hat eine Speicherkapazität von 2,5 MWh (der Speicher in Freimann besteht aus vier Containern und hat damit eine Gesamtkapazität von 10 MWh). „Insgesamt bräuchten wir sechs dieser Schiffscontainer pro Woche, d. h. 15 MWh an Speichern müssen jede Woche bis 2040 neu installiert werden, um die 833 MWh Zubau pro Jahr zu erreichen“, fasst Detlef Fischer die Erfordernisse zusammen. Damit neue Stromspeicher optimal genutzt werden, muss die Politik dringend den energiewirtschaftlichen Ordnungsrahmen anpassen. Beispielsweise steht bei der Elektromobilität das bidirektionale Laden technisch kurz vor dem Start. Das über die Mittagszeit am Arbeitsplatz mit Sonnenstrom vollgeladene Auto könnte abends zu Hause die Wärmepumpe am Laufen halten, aber niemand weiß, wie das regulatorisch abzuwickeln ist. Denn darf beim Arbeitgeber steuerfrei geladener Strom einfach mit nach Hause zum Fernsehen genommen werden?

Eine Alternative zur Speicherung von überschüssigem Strom in Batterien wäre die verstärkte Nutzung der Wasserkraft als Speichermedium. Allein das seit rund 100 Jahren in Betrieb befindliche Walchenseekraftwerk im schönen Oberbayern hat eine Speicherkapazität von rund 45 GWh. Aber jeder Versuch, ein neues Speicherwasserkraftwerk zu errichten, ist in den letzten Jahren am Widerstand der Bevölkerung vor Ort gescheitert. „Weiten Teilen der Bevölkerung ist die Dringlichkeit und die Dimension der Aufgabe leider überhaupt nicht bewusst. Wenn die Politik nicht in der Lage ist, auch unbeliebte Maßnahmen für die Energiewende durchzusetzen, dann wird die Energiewende scheitern. Jede Region muss für eine nachhaltige Energieversorgung ihren Beitrag leisten“, ist sich Detlef Fischer sicher.

Batterien bleiben auch in Zukunft lediglich ein Kurzfristspeicher im Stromsystem, der als Ergänzung zu den Mittel- und Langfristspeichern wie Wasserkraft und neuerdings auch Wasserstoff zu sehen ist.

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