Sabine Becker ist Chemikerin und entwickelt gerade einen Katalysator für die einfachere Herstellung von Adipinsäure, einem wichtigen Grundstoff der Industrie. Adipinsäure wird beispielsweise zur Herstellung von Polyamiden und Polyestern verwendet. Außerdem dient sie zur Synthese von Weichmachern und Geruchsstoffen.

Sabine Becker wird im sechsten Teil unserer Porträtserie "Sechs Fragen an…" vorgestellt. Hier präsentiert die Klaus Tschira Stiftung (KTS) junge Forschende, die sie in Kooperation mit der gemeinnützigen German Scholars Organization (GSO) fördert.

Jung und erfolgreich in der Forschung tätig zu sein, ist nicht immer leicht.  Die hoch motivierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen möglichst viel publizieren, ein eigenes Profil entwickeln und Projektmittel einwerben. Und das bei oft unsicheren Perspektiven, mitten in einer Phase, in der eventuell auch die Gründung einer Familie ansteht und sich viele fragen, wo sie sich eigentlich die Führungsfähigkeiten aneignen sollen, die künftig von ihnen verlangt werden. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dieser Phase zu unterstützen und ihrer Karriere Schwung zu verleihen, ist Ziel des Klaus Tschira Boost Funds und der Leadership Academy. Das gelingt über Weiterbildung und Austausch in der Leadership Academy, aber auch über Fördergelder für eigene Projekte beim Klaus Tschira Boost Fund.

Bei beiden Initiativen kooperiert die Klaus Tschira Stiftung mit der gemeinnützigen German Scholars Organization (mehr unter https://gsonet.org). Absolventinnen und Absolventen werden in die Alumniplattform „Alumnode“ aufgenommen (https://alumnode.org). Gemeinsam ist allen Geförderten, dass es sich um ganz besondere junge Menschen handelt, von denen sieben an der Zahl in der Reihe „Sechs Fragen an…“ vorgestellt werden.

Heute: Sabine Becker, die Chemikerin

Sabine Becker kommt aus Mittelhessen, wo sie auch 2005 ihr Chemiestudium an der Justus-Liebig-Universität Gießen begonnen, abgeschlossen und anschließend in Anorganischer Chemie promoviert hat. Nach der Promotion ging sie für 20 Monate in die USA in die Arbeitsgruppe von Prof. Stephen Lippard am Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo sie sich auf Bioanorganische Chemie spezialisierte. Dabei untersucht sie, wie anorganische Elemente in Lebensprozessen funktionieren. Insbesondere erforscht sie Metallionen im Zentralnervensystem. Seit Mitte 2017 ist sie an der Technischen Universität Kaiserslautern Juniorprofessorin für Anorganische Chemie und leitet eine Arbeitsgruppe von derzeit fünf Promovierenden. Seit 2020 ist sie Fellow des Klaus Tschira Boost Fund.

  • Beschreiben Sie in maximal fünf Sätzen, wer Sie sind und was Sie antreibt.

Ich bin eine Nachwuchswissenschaftlerin, deren Herz für die Chemie, insbesondere im interdisziplinärem Kontext, sowohl in Forschung als auch Lehre schlägt. Grundsätzlich treibt mich die Faszination und die damit einhergehende Neugierde an, welche große Auswirkung – beispielsweise in einem Organismus – scheinbar minimale Änderungen auf molekularer Ebene verursachen können.  Ebenso motiviert mich die Freude am Lehren, dem wissenschaftlichen Diskurs, aber auch der Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, zu der ich sehr gerne meinen Beitrag leiste. Ganz pragmatisch und mit einem Augenzwinkern gesehen, treibt mich im Alltag natürlich außerdem Kaffee, Schokolade und gutes Essen an.

  • Wie könnte man einem Kind Ihr wichtigstes Forschungsergebnis beschreiben?

Unser wichtigstes Forschungsergebnis ist momentan die Entwicklung eines Katalysators, mit dem man auf einfachem Weg Adipinsäure, eine wichtige Grundchemikalie der Industrie, herstellen kann. Einem Kind würde ich es wie folgt erklären: Stell Dir ein Material vor, aus dem man ganz viele tolle Sachen machen kann und das jeder in seinem Haus hat. Wie zum Beispiel Holz, aus dem man ganz viele unterschiedliche Dinge herstellen kann und das sich auch bei jedem zuhause findet. Nur, dass dieses Material leider nicht von alleine nachwächst, sondern mit viel Aufwand extra hergestellt werden muss. Hierbei wird sehr viel Energie benötigt, was schlecht für die Umwelt und Natur ist. Wir haben einen Weg gefunden, wie man dieses Material etwas einfacher herstellen kann, wodurch man auf lange Sicht die Umwelt hoffentlich schonen kann.

  • Was haben Sie während der Corona-Pandemie über sich gelernt?

Dass persönliche Kontakte, sei es familiär, im Freundeskreis oder beruflich, auf lange Sicht einfach unersetzbar für mich bleiben. Digitale Konferenztools erleichtern uns momentan den Alltag und werden wohl auch nach der Pandemie stark genutzt werden. Aber egal wie gut diese Tools sind, auf lange Sicht können sie für mich den persönlichen Kontakt einfach nicht ersetzen. Dazu zählt zum Beispiel auch das morgendliche „Kaffeeritual“, bei dem die Arbeitsgruppe nach und nach an der Kaffeemaschine eintrudelt und man gemeinsam in den Tag starten kann oder zum Beispiel auch das kurze Gespräch auf dem Gang, wenn man sich zufällig über den Weg läuft. Zwei der Dinge, die ich neben dem persönlichen Kontakt mit den Studierenden tatsächlich momentan am meisten in meinem Job vermisse.

  • Was haben Sie sich von der Teilnahme am Klaus Tschira Boost Fund versprochen? Und was ist eingetreten?

Zunächst natürlich die Ermöglichung eines Forschungsprojektes, was mir sehr am Herzen liegt und für das ich keine Mittel hatte. Außerdem die Integration in ein interdisziplinäres Netzwerk. Beides ist eingetreten – durch die Förderung kann ich unter anderem eine Mitarbeiterin finanzieren und somit das Forschungsprojekt vorantreiben. Ebenso bin ich Teil eines lebendigen und interdisziplinären Netzwerks geworden, worüber ich einfach und unkompliziert mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Kontakt und Austausch treten kann.

  • Sie haben drei Wünsche frei an die Fee für Forschungsförderung. Wie lauten die?

Als erstes natürlich ein nach neuestem Stand der Technik ausgestattetes, interdisziplinäres Forschungsgebäude. Als nächstes dann die erforderlichen Geldmittel, um dieses tolle Gebäude dauerhaft mit Leben in Form von Mitarbeitenden, zu denen auch einige Festangestellte gehören, zu füllen. Als letztes wünsche ich mir, dass die Forschungsförderungsfee mich mit ihren Schwestern, der Lehrförderungs- und der Verwaltungsfee, bekannt macht.

  • Was erfüllt Ihr Herz jenseits der Arbeit?

Sehr viele Dinge wie zum Beispiel Lesen, Malen, Fotografie, Musik, unsere Terrasse in einen kleinen Dschungel zu verwandeln, aber auch handwerkliche Arbeiten und Handarbeiten. Das wichtigste ist mir jedoch, Zeit mit meinem Mann zu verbringen. Das zum Beispiel bei gemeinsamen Erkundungstrips in der Natur und insbesondere Reisen, um andere Länder und Kulturen kennen zu lernen.

Über Klaus Tschira Stiftung gGmbH

Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940-2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de

Die German Scholars Organization e.V. (GSO) ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der 2003 gegründet wurde. Zentrales Anliegen der GSO ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich für eine akademische oder auch außerakademische Karriere in Deutschland interessieren, durch individuelle Karriereberatung, Vernetzungsangebote und innovative Förderprogramme zu unterstützen. Neben dem Klaus Tschira Boost Fund bietet die GSO mit der Klaus Tschira Stiftung gGmbH und weiteren Partnern auch eine Leadership Academy für Postdocs im Ausland an. Weitere Informationen unter www.gsonet.org

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