Während die meisten Wissenschaftspreise exzellente Ergebnisse in der Grundlagenforschung auszeichnen, steht beim Nano Innovation Award ein hohes Innovations- und Anwendungspotential im Fokus. Gestiftet wird der Preis von vier erfolgreichen Ausgründungen des Center for NanoScience (CeNS), die durch ihre eigene Firmengeschichte direkt mit der Idee des Preises verbunden sind. Die Firmen attocube systems AG, ibidi GmbH, Nanion Technologies GmbH und NanoTemper Technologies GmbH zeichnen damit gemeinsam mit CeNS begabte und ideenreiche Nachwuchswissenschaftler aus, deren Ergebnisse nicht nur für die Grundlagenforschung von Interesse sind, sondern gleichzeitig vielversprechende technologische Anwendungsmöglichkeiten erwarten lassen.
Der erste Preis ging an Christian Sigl von der Technischen Universität München, der in seiner Dissertation die molekularen Grundlagen für ein unkonventionelles antivirales Konzept entwickelt hat. Seine Arbeit basiert auf der Idee, ganze Viren in makromolekulare Hüllen (Shells) einzuschließen, die die molekularen Interaktionen zwischen Virus und Wirtszelle blockieren. Die dazu von ihm entwickelte DNA-Origami-Plattform bietet einen vielversprechenden Ansatz, um verschiedene Viren mit einem einheitlichen Konzept zu bekämpfen. Christian Sigls Arbeiten bilden die technische Grundlage für das interdisziplinäre EU-Konsortium VIROFIGHT, das das neue therapeutische Konzept weiter testen und entwickeln wird.
Den zweiten Platz verlieh die Jury an Jan Felber von der LMU München. In seiner Arbeit gelang es ihm, zum ersten Mal zellselektive Redox-Sensoren für krankheitsrelevante Reduktasen (eine bestimmte Gruppe von Enzymen) zu schaffen. Seine Arbeit eröffnet ein breites Spektrum möglicher Anwendungen in der Biomedizin, von der Grundlagenforschung über den Einsatz in der Medikamentenentwicklung bis hin zu klinischen Diagnostika und Therapeutika. Dazu hat Jan Felber bereits mehrere Transferprojekte auf den Weg gebracht, z.B. die Ausgründung eines Start-ups für die Entwicklung von Therapeutika und die Zusammenarbeit mit der Tubulis GmbH für einen neuartigen und leistungsstarken Linker für Antikörper-Wirkstoff-Konjugate.
Jun Zhang von der Hochschule München sicherte sich den dritten Platz mit einer neuartigen Bioprinting-Technologie, die mit sehr hoher Präzision Zellen mit Hilfe ultrakurzer Laserpulse aus einem Reservoir auf ein Zielsubstrat übertragen kann. Durch die Integration des Aufbaus in ein inverses optisches Mikroskop wird es zusätzlich möglich, einzelne Zellen aus komplexen Zellmischungen vorzuselektieren. Die potenziellen Anwendungen sind vielfältig – von grundlegenden Fragen in der Zellbiologie über Einzelzell-Analysemethoden bis hin zur Herstellung von Organs-on-a-Chip und Tissue Engineering. Im Rahmen eines vom BMBF geförderten Projekts wird nun ein benutzerfreundliches, vollautomatisches System entwickelt, das auf Jun Zhangs Ergebnissen basiert.
Vier als Ausgründungen aus dem CeNS hervorgegangene Firmen unterstützen den Preis: attocube systems, ibidi, Nanion Technologies und NanoTemper Technologies. „CENS ist für ibidi eine ständige Inspirationsquelle durch technologischen und persönlichen Austausch und ein wichtiges Bindeglied in die Wissenschaftsszene. Auch in diesem Jahr zeichneten sich die eingereichten Arbeiten für den Nano Innovation Award durch außergewöhnlich hohe Kreativität und Qualität aus. Herzlichen Glückwunsch an die Preisträger und alle Teilnehmer!“, sagt Roman Zantl, Mitbegründer und Geschäftsführer von ibidi und in diesem Jahr Mitglied der Jury.
Über das Center for NanoScience (CeNS) – www.cens.de
Das Center for NanoScience (CeNS) ist eine wissenschaftliche Einrichtung der LMU München, die interdisziplinäre Forschung auf dem Gebiet der Nanowissenschaften fördert und koordiniert. Dabei werden von CeNS verschiedene Disziplinen wie Physik, Chemie, Biochemie und Pharmazie überspannt. In CeNS kooperieren neben Arbeitsgruppen der LMU auch Gruppen der TU München, des Max-Planck-Instituts für Biochemie und anderer Institutionen im Münchner Raum.
Die ibidi GmbH, Gräfelfing bei München, ist ein führender Anbieter funktioneller zellbasierter Assays sowie von Produkten für die Zellmikroskopie. Die umfangreiche Reihe von Produkten bietet Lösungen für die klassische Zellkultur sowie für komplexe Assays wie z.B. Angiogenese, Chemotaxis oder Wundheilung. Durch die Produkte von ibidi wird das Verständnis von Entstehung und Behandlung unterschiedlicher Krankheiten erleichtert. Die Kunden von ibidi arbeiten weltweit in Forschungseinrichtungen, in der forschenden Pharmaindustrie und der Biotechnologie. Die Technologie von ibidi wird in zahlreichen BMBF-Projekten gefördert. Der Vertrieb der Produkte erfolgt weltweit.
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