In dem Projekt „Biologische Kontrolle der Kohlhernie in resistenten und anfälligen Rapssorten durch endophytische Pilze“ unter Leitung von Jutta Ludwig-Müller, Professorin für Pflanzenphysiologie an der TU Dresden, und Dr. Nazanin Zamani-Noor vom Julius Kühn-Institut Braunschweig wurde ein neuartiger Biokontrollorganismus auf eine mögliche Anwendung im Feld untersucht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten das Potential von Acremonium alternatum im Vergleich mit einer anfälligen und einer resistenten Rapssorte, um die Schäden der Kohlhernie in Schach zu halten.
Dazu wurden zunächst unter Gewächshausbedingungen die geeigneten Sporenkonzentrationen für die Behandlung ermittelt. Danach folgten Versuche in Hochbeeten durch Animpfung von befallenen Pflanzen mit Acremonium alternatum. Während keine starken Effekte auf die Krankheitssymptome, also vor allem die Knollenbildung, zu beobachten waren, wiesen die so behandelten Pflanzen beider Rapssorten ein verbessertes oberirdisches Wachstum auf. Dies könnte im Feld zu einer Verbesserung des Ertrages trotz Wurzelsymptomen führen. Um den Pilz besser für die Anwendung nutzen zu können, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler außerdem erste Versuche zur Beschichtung des Saatgutes mit dem Pilz durchgeführt.
„Unsere Ergebnisse sind sehr vielversprechend, doch bis das Verfahren Marktreife erreichen kann, ist noch viel an weiterer Forschungsarbeit nötig“, erläutert Prof. Ludwig-Müller.
Vor allem im Norden Deutschlands, aber auch in weiteren Regionen, prägen die gelben Rapsfelder im Frühjahr die Landschaft. Raps zählt europaweit zu den bedeutendsten Nutzpflanzen. Doch eine weite Verbreitung und eine enge Fruchtfolge begünstigen die Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten.
Die Kohlhernie als solch eine typische Fruchtfolgekrankheit ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch und stellt viele Agrarbetriebe vor große Probleme. Die Krankheit wird von dem Erreger Plasmodiophora brassicae hervorgerufen, dessen Dauersporen sich durch eine sehr hohe Lebensdauer von bis zu 20 Jahren im Boden auszeichnen. Die befallenen Pflanzen weisen große, knollenartige Verdickungen der Wurzeln auf. Durch den geringen Feinwurzelanteil und die gestörten Leitbahnen tritt ein Wasser- und Nährstoffmangel auf, die Pflanzen entwickeln sich schlecht. Es entstehen hohe Ertragsverluste bis hin zum Totalausfall.
Der Anbau von resistenten Sorten scheint oft die letzte Rettung. Allerdings basieren alle derzeit auf dem Markt befindlichen resistenten Sorten auf demselben Resistenzgen. Diese Konzentration auf eine Resistenz führte in der jüngsten Vergangenheit bereits zur Bildung von Mutationen, die aggressiver als die Ursprungserreger auftreten und die Gefahr der Resistenzbrechung erhöhen. Kontrollmechanismen für die Kohlhernie im Feld, wie zum Beispiel das Kalken des Bodens oder eine Verschiebung der Aussaattermine, sind meist abhängig von der Boden- und Wettersituation und daher nur wenig verlässlich. Untersuchungen zur Entwicklung einer weiteren Bekämpfungsstrategie durch die Nutzung von endophytischen Pilzen waren daher Gegenstand des Vorhabens.
Der Abschlussbericht zum Vorhaben steht als kostenloser Download unter www.ufop.de zur Verfügung.
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