„Wir hatten damals die Fernsehbilder aus Italien vor Augen, wo die Intensivstationen völlig überfüllt waren“, erinnert sich Dr. Gerrit Jansen, Oberarzt der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin, Transfusionsmedizin und Schmerztherapie am EvKB, an die erste Welle der Pandemie im März 2020. Die deutsche Politik forderte die Krankenhäuser auf, die Intensivkapazitäten zu verdoppeln. „Doch es stellte sich schnell heraus, dass es mehr an qualifizierten Mitarbeitenden der Intensivpflege mangelte als an medizinischem Gerät. Wir haben uns gefragt: Wenn wir das Fachpersonal nicht aus dem Hut zaubern können – wie lösen wir diese kritische Situation?“
Eugen Latka leitet den Fachbereich Medizin und Rettungswesen am StiWL, das eng mit dem EvKB kooperiert, zum Beispiel in der Ausbildung der Rettungskräfte: „Wir haben gemeinsam analysiert, welches Personal wir rekrutieren könnten. Und wir haben gesehen, dass sich bei der Intensivpflege und den Rettungskräften die Ausbildungsziele stark ähneln.“ Deshalb eignen sich diese Personen besonders als Kliniksanitäter. Das Arbeitsumfeld und die Arbeitsabläufe seien aber verschieden. Außerdem sei der Rettungsdienst von Überlastung nicht auf die Art betroffen wie die Intensivpflege. Zusätzlich kamen Medizinstudenten hinzu und ehemalige Sanitäter. „Auf dieser Grundlage konnten wir aufbauen.“ Das Team im StiWL, das über moderne Technik verfügt, um digitale Lerninhalte wie Videos und Fragebogen auf einer Online-Plattform abzubilden, hat dann in Zusammenarbeit mit Fachpflegekräften der Klinik den theoretischen Teil für die Qualifikation zum Kliniksanitäter erstellt.
Um diese Lerninhalte praktisch anzuwenden, koordinierte Oberarzt Dr. Rainer Borgstedt Praxiseinsätze auf der Intensivstation oder in der Zentralen Notaufnahme: „Dabei haben wir gesehen, wer für welchen Einsatz gut geeignet ist. Zum einen gibt es Kliniksanitäter, die direkt auf der Intensivstation zum Einsatz kommen und dort die Pflegekräfte durch unterstützende Tätigkeiten entlasten. Zum anderen werden Kliniksanitäter in der Zentralen Notaufnahme eingesetzt, so dass das Fachpersonal von dort auf der Intensivstation unterstützen kann.“
Insgesamt wurden im EvKB 40 Kliniksanitäter qualifiziert, die neben ihrem beruflichen Alltag auch im Krankenhaus zum Einsatz kamen. „Das ist eine sehr hohe Zahl. Da auf dem Arbeitsmarkt praktisch keine Fachpflegekräfte zu bekommen sind, hätten wir dort niemals die notwendige Unterstützung bekommen“, zeigt sich Dr. Gerrit Jansen zufrieden. Eine Leistung, die ohne die Zusammenarbeit vieler Beteiligter nicht möglich gewesen wäre. Über den Preis hat sich das gesamte Team riesig gefreut. „Die Björn-Steiger-Stiftung ist eine Institution für sich: quasi die Erfinderin des europaweiten Notrufs und des Rettungsdienstes. Eine Auszeichnung von dieser Stelle ist für uns etwas ganz Besonderes!“
Infokasten:
Das Konzept „Kliniksanitäter“ hat das Potenzial, sich auch nach der Corona-Pandemie als hilfreich zu erweisen: Es ermöglicht zum einen eine Reserve an Mitarbeitenden, zum anderen bietet es die Möglichkeit für ältere Mitarbeitende des Rettungsdienstes, die ihrer Tätigkeit nicht mehr nachgehen können, sich weiterhin im medizinischen Bereich zu engagieren. Generell ermöglicht es einen tiefen Einblick in das klinische Umfeld.
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