Natur geht immer, insbesondere die heimische. Das haben wir während der Pandemie gemerkt. Doch wenn sich an den Wochenenden Menschmassen an beliebten Ausflugsorten wie dem Federseesteg konzentrieren, werde das Naturerlebnis deutlich geschmälert, so Dr. Katrin Fritzsch vom NABU-Naturschutzzentrum Federsee und empfiehlt folgende Alternativen.

„Mit dem Federseemoor als Ausflugsziel verbinden die meisten nur den Federseesteg und den Wackelwald“, weiß Dr. Katrin Fritzsch, Leiterin des NABU-Naturschutzzentrums Federsee, „Dabei gibt es im Ried weitere außergewöhnliche, zu vielen Zeiten einsame Beobachtungsstandorte, die hautnahen Naturgenuss ermöglichen“. Insbesondere an den Wochenenden sei man eben nicht allein mit der „Idee“, an den Federsee zu fahren, so dass es sich empfehle, die Spots Federseesteg und Wackelwald bevorzugt während der Woche aufzusuchen, so die Naturschützerin. Antizyklisch, das sei das Rezept. Ihr persönliches Highlight derzeit: die kleine Lichtung im Banngebiet Staudacher. Dort hat der Naturschutz einen Rundsteg angelegt, von dem aus man so genannte „Eiszeitreliktpflanzen“ sehen kann – Pflanzen, die in der offenen Moorlandschaft am Federsee seit der letzten Eiszeit überdauert haben und deren heutige Verbreitungsgebiete in den nordeuropäischen Tundrenlandschaften liegen. Nur an wenigen Stellen im Land kommen Kriechweide, Strauchbirke und Moosbeere heute noch vor. Für das Karlszepter ist das Federseemoor sogar der einzige Standort in Baden-Württemberg. Vom kleinen Holzweg aus kann man die rosettenartigen Blätter erspähen. „Eine faszinierende Art aus der Gattung der Läusekräuter, die als Halbschmarotzer ihre Wasser- und Nährstoffversorgung aufbessert, indem sie die Wurzeln von Sauergräsern anzapft – eine Anpassung an nährstoffarme Moorstandorte“ schwärmt die Biologin. Aktuell besonders auffällig sind die sattgelben Blüten des Sumpf-Pippaus. Bereits auf dem Hinweg durch das Banngebiet bekommt man imposante Einblicke in einen mehr als hundert Jahre unberührten Moor-Urwald – und entgeht zudem der Mittagshitze.

Aussichtspunkte mit Bussenblick

Spektakuläre Sonnenuntergänge kann man nicht nur auf der Plattform am Ende des Federseestegs erleben, sondern auch auf dem Aussichtsturm in der Tiefenbacher Bucht. „Mit etwas Glück entdeckt man über dem Schilf eine auf der Roten Liste Baden-Württembergs als stark gefährdet gelistete Rohrweihe“ berichtet die NABU-Mitarbeiterin.

Im nördlichen Federseeried erreicht man, von der Schule Alleshausen Richtung Ödenahlen radelnd, eine Aussichtskanzel an der westlichen Hangkante, die einen guten Überblick über die Renaturierungsgebiete im nördlichen Federseeried gibt. Deutlich ist der Vegetationsunterschied gegenüber den herkömmlich bewirtschafteten Flächen erkennbar. Über den Wiesen patrouillieren Rotmilane und Mäusebussarde. Gegenüber, an der östlichen Hangflanke, lädt eine Bank mit Infotafel zum gemütlichen Verweilen ein – die spektakuläre Sicht auf den Bussen gibt es dazu.

Weitere Aussichtspunkte befinden sich im südlichen Federseeried. Einen guten Überblick über die Wiesen bietet der Beobachtungsturm bei den Renaturierungsflächen am ehemaligen Flugplatz, erbaut im Zuge der Errichtung des archäologisch-naturkundlichen Moorlehrpfades. Infotafeln thematisieren die Bedeutung der bronzezeitlichen Siedlung Forschner, die dank der Wiedervernässung nun deutlich bessere Erhaltungschancen hat. Wer selten gewordene Wiesenvögel wie das Braunkehlchen oder die Feldlerche beobachten möchte, postiert sich am besten auf der Aussichtskanzel, die man von der Verbindungsstraße Bad Buchau-Oggelshausen durch einen Abstecher nach Süden erreicht. 

i: Aktuelle Naturbeobachtungstipps unter www.NABU-Federsee.de 

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