Das Jahr 2020 war ein Stresstest für die gesamte deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft. Die Corona-Pandemie, die Afrikanische Schweinepest und der Brexit bildeten ein sehr herausforderndes Trio sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesellschaft. „Glücklicherweise ist die Agrar- und Ernährungswirtschaft im Vergleich zu anderen Branchen in Deutschland gut mit den zum Teil dramatischen Turbulenzen zurechtgekommen. Unsere Mitgliedsunternehmen haben einen sehr wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Landwirtschaft und der Bevölkerung geleistet“, so Holzenkamp.
Beim Blick auf einzelne Geschäftsfelder zeigt sich ein differenziertes Bild. Während die Nachfrage aus dem Lebensmitteleinzelhandel zeitweise deutlich angestiegen ist, ist der Absatz im weiten Bereich des Außer-Haus-Verzehrs eingebrochen. Die DRV-Mitgliedsunternehmen waren durch diese differenzierten Entwicklungen sehr unterschiedlich betroffen.
Die Warengenossenschaften bleiben die umsatzstärkste Sparte im Raiffeisenverband. Ihr Anteil ist mit 37,5 Milliarden Euro stabil. Dennoch gab es Verschiebungen innerhalb der einzelnen Segmente. So hat zum Beispiel der Preissturz beim Rohöl das Geschäft mit Heizöl deutlich belebt. Auch die befristete Mehrwertsteuersenkung zeigte Wirkung.
Annähernd stabil zeigt sich auch das Ergebnis der Milchwirtschaft mit 13,6 Milliarden Euro (Vgl. 2019: 13,5 Mrd. Euro). Die Folgen der Corona-Pandemie trafen die Unternehmen unterschiedlich: Während die Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels stark anstieg, brach der Absatz im Großverbraucherbereich, Außer-Haus-Verzehr und in Italien kurzfristig massiv ein. Der Milchpreis lag für konventionelle Milch mit 4 Prozent Fett im Jahresschnitt bei 32,84 Cent pro Kilogramm.
Einbußen mussten die Genossenschaften der Vieh- und Fleischwirtschaft hinnehmen. Ihr Umsatz sank von 7,2 auf 6,7 Milliarden Euro. Für die Unternehmen dieser Gruppe war das Jahr 2020 mit Corona-Pandemie und Afrikanischer Schweinepest eine doppelte Herausforderung. Der Stau bei den Schlachtschweinen, die geringere Nachfrage nach Schweinefleisch im Inland und wegbrechende Drittlandsmärkte ergaben zusammen eine fatale Mischung.
Eine positive Umsatzbilanz zieht der DRV für die Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft. Sie erzielten einen Umsatz in Höhe von 3,7 Milliarden Euro (Vgl. 2019: 3,5 Mrd. Euro). Eine enorme Herausforderung war die Organisation von Anbau und Ernte, weil in Folge pandemiebedingter Einreisebeschränkungen Saisonarbeitskräfte fehlten. Der Kartoffelmarkt hat durch die Corona-Pandemie besonders stark gelitten. Durch den weggebrochenen Außer-Haus-Verzehr in Restaurants und Kantinen wurde der Markt für Verarbeitungskartoffeln erheblich gestört. Die Nachfrage nach Speisekartoffeln im Einzelhandel zog zwar an, konnte die fehlende Verarbeitungsnachfrage aber nicht ausgleichen.
Einem ungefähren Mittel der vorherigen Jahre entspricht das Umsatzergebnis der Weinwirtschaft mit 0,9 Milliarden Euro (Vgl. 2019: 0,8 Mrd. Euro). Die Auswirkungen der Corona-Pandemie waren heterogen. Der Lebensmitteleinzelhandel, in dem genossenschaftliche Weine mit hoher Präsenz angeboten werden, verzeichnete einen Umsatzzuwachs von 8 Prozent. Die Schließung der Gastronomie hingegen hatte einen konjunkturellen Einbruch zur Folge, der erhebliche Auswirkungen auf die zuliefernden Winzer- und Weingärtnergenossenschaften hatte.
Bei den Agrargenossenschaften ist die wirtschaftliche Situation nach wie vor angespannt, der durchschnittliche Umsatz pro Unternehmen ist auf Vorjahresniveau geblieben. Insbesondere die Turbulenzen im Fleisch-sektor waren deutlich zu spüren. Die Ergebnisse im Ackerbau fielen regional unterschiedlich aus, zeigten in der Summe aber eine positive Tendenz. Der Umsatz der Gruppe ist von 1,7 auf 1,4 Milliarden Euro gesunken. Dies liegt jedoch in erster Linie am Ausscheiden des Fachprüfungsverbandes von Produktivgenossenschaften in Mitteldeutschland.
Das wirtschaftliche Umfeld, in dem sich die Genossenschaften bewegen, wird auch unabhängig von den Folgen der Corona-Pandemie zunehmend herausfordernder. Dabei sind sich die DRV-Mitgliedsunter-nehmen der voranschreitenden Transformation bewusst und gestalten sie aktiv. „Transformation heißt für uns, dass wir die Frage der Nachhaltigkeit in allen drei Dimensionen, nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch und sozial, sehr ernst nehmen, und nicht erst seit heute“, sagt DRV-Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers. Das Ziel müsse eine Agrarwirtschaft sein, die ökologisch verträglich und produktiv, ökonomisch einträglich und sozial akzeptiert ist. Diese Zielkonflikte zu lösen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der nicht aus dem Blick verloren gehen dürfe, dass es marktwirtschaftliche Lösungen brauche.
Den gesamten Geschäftsbericht finden Sie hier.
Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette Lebensmittel erzielen die 1.766 DRV-Mitgliedsunternehmen in der Erzeugung, im Handel und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen mit rund 92.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 64,5 Mrd. Euro. Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit Eigentümer der Genossenschaften.
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