- Die Agenda kritisiert den Reformstau im Gesundheitswesen und die fehlende Förderung von Gesundheit.
- Die Robert Bosch Stiftung fordert eine Stärkung von Prävention, regionaler Versorgung und Beteiligung.
- Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik diskutieren beim Neustart! Gesundheitsgipfel am 18. Juni.
Die Corona-Pandemie hat die Schwachstellen des deutschen Gesundheitssystems offenbart. Massiven Reformbedarf gab es jedoch schon vorher. Um eine grundlegende Erneuerung des Gesundheitssystems anzustoßen, präsentiert die Robert Bosch Stiftung am morgigen Freitag ihre „Neustart! Zukunftsagenda – für Gesundheit, Partizipation und Gemeinwohl“ bei einem hybriden Gesundheitsgipfel am Berliner Standort der Stiftung. Die Vorschläge sind in den vergangenen drei Jahren zusammen mit Bürgern und Experten aus Wissenschaft und Praxis erarbeitet worden. Sie zielen ab auf ein solidarisches, zukunftsfähiges und patientenorientiertes Gesundheitswesen.
Zugleich enthält das Grundsatzpapier Kritik am bisherigen Vorgehen der Politik. Das Gesundheitssystem sei eingemauert in Partikularinteressen und geradezu immun gegen Impulse für seine Weiterentwicklung, so die Analyse. Statt großer Weichenstellungen führe die Bearbeitung von Einzelfragen zu kleinteiligen, in manchen Bereichen selbst für Fachleute nicht mehr überschaubaren Regulierungen. „Die Pandemie sollte uns aufrütteln, die Schwächen unseres Gesundheitssystems ernst zu nehmen und eine Weiterentwicklung zu wagen. Unser Ziel ist eine Gesundheitsversorgung, die beim Einzelnen anfängt, in den Regionen verankert ist und im internationalen Vergleich Vorbildcharakter hat“, sagt Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung GmbH.
Mit dem Gesundheitsgipfel am 18. Juni widmet sich die Robert Bosch Stiftung ausführlich den Ergebnissen der Neustart!-Initiative und lässt dazu Experten aus Wissenschaft, Praxis und Politik zu Wort kommen. Vorgestellt wird u.a. ein Handlungskatalog zur Weiterentwicklung der Sozialgesetzgebung, der im Rahmen der Initiative erarbeitet wurde. Die Veranstaltung wird live übertragen unter https://www.neustart-fuer-gesundheit.de/veranstaltungen.
Paradigmenwechsel: Hin zu einem echten Gesundheitssystem
Das deutsche Gesundheitssystem ist zwar leistungsfähig bei der Bekämpfung von Krankheiten, jedoch nicht bei der Erhaltung und Förderung von Gesundheit. Eine zentrale Empfehlung der Neustart! Zukunftsagenda ist die radikale Neuausrichtung des Systems auf Prävention und soziale Gesundheit im Sinne einer vorsorgenden Gesundheitspolitik. Nur wenn Gesundheitsförderung und Prävention den gleichen Stellenwert erhalten wie die Behandlung, gelingt ein Paradigmenwechsel von einem „Krankheitssystem“ zu einem echten Gesundheitssystem.
Öffentliche Gesundheit: Mehr Verantwortung für die Regionen
Die öffentliche Gesundheit hat durch die Corona-Pandemie einen neuen Stellenwert erlangt. Die Agenda rät dazu, die Verantwortung für öffentliche Gesundheit stärker bei Kreisen, Städten und Gemeinden anzusiedeln. Ein „Nationales Zentrum für öffentliche Gesundheit“ könnte hier unterstützen und die Vernetzung aller Beteiligten koordinieren. Die Digitalisierung eröffne alle Chancen, Gesundheitsdaten zu generieren, um die Versorgung auf die spezifischen Bedürfnisse der Bevölkerung in den Regionen zuzuschneiden. Großes Potenzial sehen die Experten in Primärversorgungszentren. Sie verknüpfen Gesundheitsförderung und Behandlung, fangen den Haus- und Facharztmangel ab und können Aufgaben von kleineren Krankenhäusern übernehmen, die in den kommenden Jahren schließen.
Bürger befähigen und mitreden lassen
Bürger, Versicherte und Patienten sind ein aktiver Teil des Gesundheitssystems. Um die bestmögliche Versorgung zu erhalten, müssen Menschen Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehmen und im Heilungsprozess mitwirken. Die Neustart! Zukunftsagenda fordert daher mehr Investitionen in Gesundheitskompetenz und Partizipation. Wie das aussehen kann, hat die Neustart!-Initiative vorgemacht: Ihren Kern bildeten Veranstaltungen mit fast 700 zufällig ausgewählte Bürgern aus ganz Deutschland und rund 40 gewählten Botschaftern, die ihre Anliegen in Bürger-Experten-Dialogen vertraten. Um mehr Mitbestimmung zu ermöglichen, sollten Bürger in die Planung und Gestaltung kommunaler und regionaler Gesundheitsversorgung einbezogen werden, zum Beispiel über Gesundheitskonferenzen. Mehr Beteiligung brauche es auch in anderen Bereichen, beispielsweise in Bürger- oder Forschungsbeiräten.
Weitere Empfehlungen der „Neustart!-Zukunftsagenda – für Gesundheit, Partizipation und Gemeinwohl“ finden Sie in der Publikation: www.bosch-stiftung.de/neustart-zukunftsagenda
Weitere Informationen zur Initiative „Neustart! Reformwerkstatt für das Gesundheitswesen“: www.neustart-fuer-gesundheit.de
Die Robert Bosch Stiftung GmbH gehört zu den großen, unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. Sie arbeitet in den Fördergebieten Gesundheit, Bildung und Globale Fragen. Mit ihrer gemeinnützigen Tätigkeit trägt sie zur Entwicklung tragfähiger Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen bei. Dazu setzt sie eigene Projekte um, geht Allianzen mit Partnern ein und fördert Initiativen Dritter.
Zentrale Themen im Fördergebiet Globale Fragen sind Frieden, Ungleichheit, Klimawandel, Demokratie, Migration und Einwanderungsgesellschaft. Im Bereich Bildung steht das Lernen des Individuums und der Organisationen im Fokus. Mit ihrer Gesundheitsförderung engagiert sich die Stiftung für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem, das den Menschen stärker in den Mittelpunkt rückt.
Die Robert Bosch Stiftung bekennt sich zu den Werten und dem Vorbild ihres Stifters, Robert Bosch, und setzt dessen philanthropisches Wirken zeitgemäß fort. Sie profitiert in ihrer Arbeit von einer mehr als 50-jährigen Erfahrung und einem umfangreichen Netzwerk von Praktikern und Experten weltweit. Sie unterstützt den interdisziplinären Austausch zwischen Entscheidungsträgern und Meinungsbildern in der Robert Bosch Academy und fördert die Arbeit profilierter, praxisnaher Thinktanks.
Die Robert Bosch Stiftung ist alleinige Trägerin des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart und der zugehörigen Forschungseinrichtungen, Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie (IKP), Robert Bosch Centrum für Tumorerkrankungen (RBCT) und Institut für Geschichte der Medizin (IGM). Sie ist außerdem Gesellschafterin des UWC Robert Bosch Colleges in Freiburg, der Deutschen Schulakademie in Berlin und des International Alumni Center (iac) in Berlin. Die Robert Bosch Stiftung hält rund 94 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung erhält. Seit ihrer Gründung 1964 hat die Robert Bosch Stiftung rund 1,9 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit ausgegeben.
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