Bernd Linder ist in der Bildungsakademie Singen das, was man redensartlich liebevoll „Inventar“ nennt. Seit der Eröffnung im Jahr 2012 ist er als Ausbilder Metall tätig, zuvor war er bereits zwölf Jahre im Vorgängerhaus, der Gewerbeakademie Konstanz, angestellt. Der 58-jährige Werkzeugmachermeister lehrte anfangs hauptsächlich das mühsame Gravieren per Hand, heutzutage dreht sich alles um die CNC-Technik. „Die Ausbildung hat sich um 180 Grad gewandelt. Die CAD/CAM-Software für die CNC-Bearbeitung ist extrem fortgeschritten, der Beruf entwickelt sich täglich weiter. Für Dozenten ist das ein lebenslanges Lernen“, blickt Linder auf seine zwanzigjährige Lehrtätigkeit zurück.

Neue E-Didaktik-Zertifizierung

Zurücklehnen und sich auf seine Erfahrung verlassen gibt es in der Metallausbildung nicht. Zwei Ordner voller Weiterbildungszertifikate stehen bereits in Linders Büro. Das aktuellste ist eine vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium geförderte E-Didaktik-Trainerausbildung, die Linder Anfang April abgeschlossen hat. Zusammen mit zwei Kollegen ist der dienstälteste Lehrmeister in Singen Vorreiter in der Bildungsakademie.

„Wir haben gelernt, digitale Lernformen und Lerninhalte zu nutzen, zu gestalten und zu vermitteln“, erzählt Linder. „Gerade das Thema ILIAS können wir sofort umsetzen. Wir können Tests über die E-Learning-Plattform erstellen und Filme erstellen, die zum Beispiel zeigen, wie die Maschinen funktionieren.“

Hochmoderne Ausstattung

Für Linder geht die pädagogische Weiterbildung mit der Weiterentwicklung der Werkstätten Hand in Hand. In der Bildungsakademie Singen findet er ein hochmodernes Arbeitsumfeld wieder: „Wenn du hier in dieser Werkstatt arbeitest und hast keinen Spaß, dann hast du den falschen Beruf. Das ist ganz großes Kino. Ich gehe jeden Tag nach wie vor für mein Leben gerne zum Arbeiten.“

Aktuell betreut er den Meisterkurs der Feinwerkmechaniker, die sich auf ihre Prüfung im Sommer vorbereiten. Für die Vorbereitung der Werkstücke sind die Prüflinge täglich vor Ort in der Werkstatt. Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Gruppen auf jeweils acht Personen limitiert und verteilen sich im Haus an verschiedenen Stationen. „Einer ist an der Drehbank, einer beim Schleifen, einer beim Material: Ich bin überall gleichzeitig gefragt. Das ist eine spannende Sache“, so Linder.

Wiedersehen mit Schülern

Sowieso ist der Kontakt mit seinen Schülerinnen und Schülern das, was Linder antreibt und motiviert: „Wenn man jemand in der Ausbildung hatte und sieht ihn im Meisterkurs wieder, ist das ein tolles Erlebnis. Von der Prüfungskommission haben sechs von sieben bei mir den Meister gemacht und ich hole auch immer wieder Ehemalige als Dozenten mit ins Boot.“ Das kontinuierliche Wissensstreben seiner Schülerinnen und Schüler zeigt ihm, dass sein wichtigstes Vermittlungsziel ankommt: Lebenslange Weiterbildung steht eben nicht nur auf Linders persönlichem Lehrplan.

Hintergrund:

Im Rahmen der „Qualifizierungsoffensive digitale Kompetenzen“ fördert das baden-württembergische Wirtschaftsministerium das Projekt „Digitale Qualifizierung des Lehrpersonals in den handwerklichen Bildungsstätten für den Einsatz von Blended-Learning-Lernformaten“ aus Mitteln der Digitalisierungsstrategie des Landes „digital@bw“ mit 885.000 Euro. An dem Projekt wirken im Zeitraum von Januar 2020 bis Dezember 2021 die Handwerkskammern Karlsruhe, Konstanz, Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, Region Stuttgart, Reutlingen und Ulm mit. Bei der Handwerkskammer Konstanz werden bis zum Ende des zweiten Durchlaufs im Dezember 2021 17 Lehrmeister und Dozenten partizipieren, von denen neun bereits im ersten Durchlauf den Abschluss „E-Didaktik-Experte im Handwerk“ erfolgreich erreicht haben.

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