Der mit der Corona-Krise verbundene konjunkturelle Einbruch ist im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) überwunden. Die MINT-Lücke steigt nach Tiefständen im Herbst mit 109.000 wieder an und beträgt im April 145.100. Strukturelle Effekte durch Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie werden den Bedarf in den kommenden Jahren stark erhöhen, während durch die Pandemie ein Rückgang des MINT-Nachwuchses zu befürchten ist. Dies sind die zentralen Befunde des MINT-Frühjahrsreportes 2021.

Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Kompetenzfeld Bildung, Zuwanderung und Innovation am Institut der deutschen Wirtschaft Köln: „Ein Großteil der Unternehmen erwartet durch die Digitalisierung und für die Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte in den kommenden Jahren einen steigenden Bedarf an IT-Experten und sonstigen MINT-Kräften. Dazu steigt der jährliche demografiebedingte Ersatzbedarf bei MINT-Akademikern in den kommenden zehn Jahren um gut 26.000 an. Der MINT-Nachwuchs hingegen droht ohne Gegenmaßnahmen durch die negativen Effekte der pandemiebedingten Schulschließungen auf die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler und die Berufs- und Studienorientierung und durch sinkende Studierendenzahlen aus dem Ausland deutlich zu sinken.“

Dr. Michael Stahl, Geschäftsführer Bildung und Volkswirtschaft des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall: „Die Metall- und Elektro-Industrie beschäftigt rund 37 Prozent aller MINT-Fachkräfte in Deutschland und ist zur Sicherung ihrer Innovationsfähigkeit auf den MINT-Nach­wuchs dringend angewiesen. Deshalb macht uns die wachsende demografische Lücke gerade bei den beruflich qualifizierten MINT-Facharbeitern Sorgen, die in den nächsten Jahren verstärkt aus dem Berufsleben ausscheiden. Hier ist die Duale Berufsausbildung in den MINT-Berufen ein entscheidender Schlüssel. Wir erwarten, dass die MINT-Ausbildungszahlen nach einem Corona-bedingten Rückgang im Jahr 2020 in den kommenden Jahren wieder spürbar steigen werden“.

Thomas Sattelberger MdB, Vorstandsvorsitzender der Initiative „MINT Zukunft schaffen“: „Gute MINT-Kompetenz von Schülerinnen und Schülern ist Schlüssel für eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Gerade die allemal schon verbesserungsbedürftige MINT-Bildung hat durch Lockdown und mangelhafte Digitalisierung der Schulen besonders gelitten. Jetzt gilt es alles daran zu setzen, dass die bundesweit geplanten Nachhilfe- und Stützmaßnahmen tatsächlich auch systematisch und möglichst individuell in die Umsetzung kommen und die allemal knappen Mittel nicht schleppend, sondern zügig fließen. Gleichzeitig gilt es den Digitalpakt Schule endlich so umzusetzen, dass wir nicht nur für Notsituationen gerüstet sind, sondern die Chancen der Digitalisierung gerade für die MINT-Bildung voll ausschöpfen können. Andernfalls droht bis zu einem Drittel der Schüler abgehängt zu werden.“

Edith Wolf, Co-Sprecherin des Nationalen MINT Forum: „Bereits jetzt ist abzusehen, dass wir bei der Lösung aller großer Zukunftsfragen – wie z. B. der Gestaltung der Klimawende, der Digitalisierung, der Bewältigung der Pandemie – in eine schwierige Situation geraten. Daher muss die Förderung der MINT-Bildung jetzt eine deutlich höhere Priorität bekommen. In unserem MINT Aktionsprogramm 2.0 machen wir dazu konkrete Vorschläge: Die Politik muss die enge Verbindung zwischen MINT-Berufen und Aufstiegspotentialen erkennen und besser herausstellen. Sie muss die Schulen mit neuen Personalkategorien und attraktiven Arbeitsbedingungen für MINT-Lehrkräfte stärken. Besonders wichtig ist zukünftig, dass politische Verantwortung für Bildung nicht länger verschoben, sondern hier kooperativ gedacht wird: zwischen Bund, Ländern und Kommunen, sowie ressortübergreifend auf Bundesebene.“

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