Private sind die entscheidenden Träger des Wohnungsbaus:
In Hessen haben sie 2020 mehr als 50 Prozent und in Rheinland-Pfalz mehr als 70 Prozent aller Investitionen in Wohnungen getätigt
In der Diskussion um Wohnungsmangel in Deutschland spielt ein Aspekt bisher eine untergeordnete Rolle. Wer baut eigentlich die dringend benötigten Wohnungen? Die Antwort darauf gibt der aktuelle Wohnungswirtschaftliche Konjunkturbericht 2020/2021 des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Er zeigt, dass private Bauherren und private Wohnungsbaugesellschaften für den Wohnungsbau unverzichtbar sind.
„Privatleute und die mittelständischen Wohnungsunternehmen haben damit in Hessen und Rheinland-Pfalz auch 2020 den Löwenanteil des Wohnungsneubaus geschultert. Offenbar verkennen Teile der Politik noch immer die Leistungen der Privaten für den Wohnungsbau“, betonte Lipka. „Die privaten Unternehmen könnten noch deutlich mehr bauen, wenn die Kommunen die dafür nötigen Grundstücke entwickeln würden, die Behörden Bauanträge schneller genehmigten und die Länder die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen würden. Nur wenn mehr Wohnungen angeboten werden können, wird der Wohnungsmarkt dauerhaft entlastet und der Preisanstieg gedämpft. Zweckentfremdungsverbote und andere Regulierungen schrecken private Investoren eher ab“, so Lipka.
Die Schere zwischen Nachfrage und Angebot wächst
Lipka wies darauf hin, dass 2020 in Hessen 29.707 Wohnungen genehmigt wurden. Dies seien 8,3 Prozent weniger als 2019. Die Zahl der Baugenehmigungen sage aber nichts darüber aus, wie viele Wohnungen nach der Genehmigung tatsächlich gebaut würden. In Hessen sei der Bauüberhang, also die Zahl der genehmigten, aber bis Ende 2019 noch nicht fertiggestellten Wohnungen gegenüber dem Vorjahr um 13,6 Prozent auf 61.797 Wohnungen gestiegen. Mit 56 Prozent seien private Bauherren an den Investitionen in den Neubau beteiligt.
In Rheinland-Pfalz seien 2020 16.739 Wohnungen genehmigt worden, was einem Zuwachs um 5,2 Prozent entspreche. Der Bauüberhang in Rheinland-Pfalz habe sich zum 31.12.2019 um 2,8 Prozent auf 37.337 Wohnungen gegenüber dem Vorjahr erhöht. Der Anteil privater Bauherren an den Investitionen sei mit 73 Prozent sehr hoch.
Baukonjunktur trübt sich ein
Angesichts rasant steigender Preise für Baumaterialien wie Holz, Stahl und Dämmmaterial um teilweise mehr als 50 Prozent und Lieferengpässen im zweiten Quartal könne es zu weiteren Bauverzögerungen und zusätzlichen Kostensteigerungen kommen. Trotz weiter steigender Preise bleibe die Nachfrage nach Immobilien in Hessen und Rheinland-Pfalz bisher aber ungebrochen. Dies liege vor allem an Wohnimmobilien.
Lipka stellte den Wohnungswirtschaftlichen Konjunkturbericht 2020/2021 gemeinsam mit dessen Verfasser, Professor Dr. Dieter Rebitzer, vor. Professor Rebitzer ist Studiendekan an der Fakultät Wirtschaft und Recht der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen (HfWU) und ein Experte für Immobilienwirtschaft.
Im BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/ Rheinland-Pfalz/Saarland sind überwiegend Bauträger und Projektentwickler organisiert, die sich meist mit dem Wohnungsneubau beschäftigen und oft keine oder nur kleinere eigene Wohnungsbestände halten. Mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern tragen sie wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum bei. Dies gilt sowohl für Wohneigentum als auch für Mietwohnungen, da etwa die Hälfte der neu gebauten Eigentumswohnungen vermietet wird. Die bundesweit im BFW organisierten Unternehmen errichten mehr als 50 Prozent der neuen Wohnungen in Deutschland und 30 Prozent der Gewerbeimmobilien. www.bfw-hrs.de
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