Nach den Ausführungen von Herbert Pohl beherbergt der Oberrheingraben ein riesiges Wärmereservoir, das mittels tiefer Bohrungen in die Erdkruste für die Wärmeversorgung genutzt werden kann. Die besonderen geologischen Verhältnisse würden eine Nutzung dieses Potenzials mittels moderner Geothermiekraftwerke auch in der Region Mittlerer Oberrhein ermöglichen. Zu diesem Zweck werde heißes Thermalwasser an die Erdoberfläche befördert, um ihm die Wärme zu entziehen. Über ein Kreislaufsystem kehre das abgekühlte Wasser wieder zurück in die Tiefe.
Die Tiefengeothermie ist laut Pohl eine klimafreundliche und regional verfügbare Alternative zur Wärmeversorgung mit fossilen Brennstoffen. Im Gegensatz zu den Schwankungen bei den erneuerbaren Energien, wie Solar- und Windenergie, sei sie steuerbar und unabhängig von den Wetterverhältnissen über sehr lange Zeiträume nutzbar. Sie könne in lokale Wärmenetze eingespeist werden und die Wärmeversorgung ganzer Kommunen über viele Generationen sicherstellen. Damit stelle sie einen entscheidenden Baustein der Energiewende dar.
Dennoch ist die Nutzung der Tiefengeothermie nicht unumstritten, so Pohl. In der Vergangenheit sei es bei Bohrungen zu Erdstößen gekommen, die mit den örtlichen Tiefengeothermieprojekten in Zusammenhang standen. Solche Vorkommnisse, wie beispielsweise bei Vendenheim nahe Straßburg, hätten zur Verunsicherung und Akzeptanzproblemen bei der ansässigen Bevölkerung geführt. Im Unterschied dazu befinden sich nach den Informationen des Geschäftsführers der Deutschen Erdwärme die Thermalwasser-Reservoire der vier hiesigen Projekte im Buntsandstein und damit im geeigneten Abstand zum Grundgebirge. Dadurch könnten die befürchteten Erschütterungen der Erde vermieden werden, so Pohl. Ein umfangreiches Überwachungsnetzwerk, bestehend aus mindestens fünf seismischen Messstationen und die Nutzung von 3D-Daten zur Lokalisierung der Reservoire würden für zusätzliche Sicherheit sorgen. Auch im Blick auf den Grundwasserschutz gäbe es eine regelmäßige Überwachung rund um den Bohrplatz.
„Auf der Grundlage einer intensiven Bevölkerungsbeteiligung kann eine verantwortungsvolle, intelligente Nutzung von Geothermie, Umweltwärme und Solarthermie ein wichtiger Baustein unserer regionalen Klimastrategie sein. Ein Kraftwerk ist nur ein erster Schritt. Für die Wärmenutzung ist darüber hinaus eine Verteil- und Speicherinfrastruktur notwendig“, fasste Gerd Hager, der Direktor des Regionalverbandes, zusammen.
Hintergrund
Der Begriff Geothermie umfasst die oberflächennahe Geothermie, bei der Erdwärme aus geringen Tiefen von bis zu 400 Metern genutzt wird. Bei der Tiefengeothermie wird die in der Erdkruste gespeicherte Wärme aus Tiefen von bis zu 5.000 Metern erschlossen. Obwohl die Temperatur im Normalfall nur um zirka drei Grad Celsius pro 100 Meter Tiefe ansteigt, kann sie an einigen Standorten im Oberrheingraben bereits in 1.000 Metern Tiefe 100 Grad Celsius betragen.
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