Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ist ein Venenzentrum etabliert worden. Gefäßerkrankungen aller Art können ab sofort noch umfassender diagnostiziert und behandelt werden. Mit Hilfe modernster Verfahren gehen die UKL-Experten den Ursachen zum Teil langwieriger Erkrankungen auf den Grund und behandeln diese nach den neuesten Standards. Ein weiterer Fokus liegt zudem auf einer optimalen Nachsorge für die Betroffenen.

Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gestellt – ob dieser Ausspruch nun Prof. Franz Volhard (1872-1950), einem deutschen Internisten, oder doch bereits Hippokrates im antiken Griechenland zugeschrieben werden muss, ist nicht ganz zu klären. Unstrittig ist, dass sich die Oberärztinnen Dr. Katja Mühlberg (unteres Foto, re.) und Dr. Manuela Konert (unteres Foto, li.) von der Klinik für Angiologie des UKL diesen Spruch als Maxime für das von ihnen betreute Venenzentrum ausgesucht haben – schließlich haben 80 Prozent aller Wunden an den Beinen eine gefäßbedingte Ursache. "Wir erleben oft, dass Patienten mit langwierigen Wunden zu uns kommen, bei denen niemand richtig nach der Ursache gesucht hat und die daher auch nicht behandelt wurden, wie es eigentlich nötig gewesen wäre", berichtet Dr. Katja Mühlberg. Auch solchen Patienten wollen die UKL-Gefäßspezialisten nun noch besser helfen. Die Entwicklungen in der Venendiagnostik und -therapie erlauben, neue Wege in der standardisierten Untersuchungsstrategie zu gehen. "In unserem Zentrum bieten wir unseren Patienten modernste Diagnostikverfahren und Therapien an, die das große Spektrum der Venenerkrankungen umfassen", sagt Dr. Mühlberg. Doch anders als der Name "Venenzentrum" vorgeben mag, haben die Ärztinnen und Ärzte des Leipziger Universitätsklinikums den gesamten Gefäßbereich im Blick, also auch die arteriellen und lymphatischen Gefäße – mit hoher Expertise in allen drei Gefäßregionen, wie Oberärztin Mühlberg hervorhebt.

"Dafür nutzen wir, was über Jahre am UKL etabliert worden ist, wie beispielsweise Ultraschall- und Katheterverfahren sowie diverse Gefäßfunktionsdiagnostiken", erläutert sie. Neu hinzugekommen sind für die venösen Gefäße nun katheterbasierte Verfahren unter Einsatz intravaskulären Ultraschalls, einer sehr modernen und innovativen Methode. "Diese erlaubt uns in vielen Fällen den Verzicht auf eine Untersuchung mittels Magnetresonanztomographie oder Computertomographie", so Oberärztin Manuela Konert, "wir können nun – sozusagen in einem Ritt – direkt im Gefäß einen Ultraschall machen und bei Bedarf gleich therapieren. Das ist wesentlich komfortabler für den Patienten."

Larventherapie und Kompressionsverfahren

Zum Angebot gehört auch weiterhin die Behandlung chronischer venöser Wunden. "Gesundheitsökonomisch sind diese nicht zu vernachlässigen, leiden doch mehr als eine Million Betroffene in Deutschland an diesen oft schlecht heilenden sogenannten ‚offenen Beinen‘, manche sogar jahrelang ", sagt Dr. Katja Mühlberg. Dabei nütze die beste Wundauflage nichts, wenn die Ursachen nicht erkannt und ausgeräumt würden, was eben hier am neuen UKL-Zentrum angeboten werde, erklärt die Fachärztin für Innere Medizin und Angiologie.

Die Wundbehandlungen erfolgen schonend und nach modernsten Standards. Eingesetzt wird unter anderem auch die Larventherapie. Dr. Mühlberg: "Wir nennen sie die kleinsten Chirurgen der Welt, denn die steril gezüchteten Larven der Goldfliege sind in der Lage, Wunden ohne Skalpell hervorragend zu säubern und von abgestorbenem und infiziertem Material zu befreien."  In der Venentherapie ebenfalls unentbehrlich sind Kompressionsverfahren. "Doch das geht weit über den klassischen Kompressionsstrumpf hinaus", erklärt Oberärztin Mühlberg, wir sprechen hier von verschiedenen apparativen Kompressionsverfahren mit maschineller Hilfe, die auch für die häusliche Versorgung getestet werden."

Auch Nachsorge im Blick

"Bei Interventionen liegt unser Fokus derzeit in der Behandlung sogenannter Beckenvenenverschlüsse mit modernster Stent-Therapie, das heißt, unter Einsatz speziell für die Venentherapie entwickelter Gefäßstützen", erläutert Oberärztin Dr. Manuela Konert. Diese Beckenvenenverschlüsse, so erklärt sie, könnten Folgen früherer Thrombosen sein, in anderen Fällen aber auch anatomisch bedingt auftreten. Dr. Konert verweist hier beispielhaft auf das May-Thurner-Syndrom, einer Verengung der "Vena iliaca", einer Vene im unteren Rückenbereich. Die Erkrankung selbst führt meist nur zu milden Symptomen wie einer leichten Schwellung des Beins und Spannungsgefühlen. Sie erhöht jedoch das Risiko für Thrombosen und lebensgefährliche Lungenembolien. Perspektivisch sei am Zentrum auch die Behandlung von Krampfadern geplant.

"Diagnose und Therapie sind mit einem Eingriff allerdings nicht abgeschlossen", meint Dr. Konert. Die Patienten erführen auch eine individuelle Nachsorge, zum Beispiel durch Kooperationen mit niedergelassenen Ärzten und ambulanten Wunddiensten. "Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen unseren Partnern ist daher ein ganz wesentlicher Bestandteil der Arbeit des Zentrums", betonen die UKL-Gefäßmedizinerinnen. 

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