Mit großer Betroffenheit haben wir vom Tode Dr. Laurids Hölschers erfahren, des langjährigen Generalkonsuls der Bundesrepublik Deutschland in Krakau. Mit Dr. Laurids Hölscher verliert die Minderheit der Sinti und Roma einen engen Freund und politischen Unterstützer in Deutschland und in Europa.

Seit seiner Berufung zum Generalkonsul in Krakau im Jahr 1991, in einer Zeit des politischen Umbruchs nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, hat er sich für die polnischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft eingesetzt, darunter auch viele Holocaustüberlebende der Sinti und Roma. 

Er unterstütze nach Kräften den Freiwilligendienst, den seine Frau Lee-Elisabeth Hölscher-Langner in Krakau und Umgebung ins Lebens gerufen hatte, und der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den oft in Isolation und Armut lebenden ehemaligen Häftlingen der Konzentrations- und Vernichtungslager und Opfern des zweiten Weltkriegs bei der Bewältigung ihres Alltags zu helfen und ihnen in ihren letzten Lebensjahren beizustehen. 

Diese karitativen Tätigkeiten von Dr. Laurids Hölscher und seiner Frau hatten nicht nur eine sehr persönliche Bedeutung für die alten, kranken Menschen, sondern einen nicht unerheblichen Einfluss auf das polnisch-deutsche Verhältnis. In der Republik Polen wird das ehrenamtliche Engagement des Ehepaares schon seit Jahren sehr positiv zu Kenntnis genommen und Dr. Laurids Hölscher und seine Frau Lee-Elisabeth Hölscher-Langner wurden dafür in Polen mit mehreren Ehrungen bedacht.

1994, anlässlich des 50. Jahrestages der Liquidierung des sogenannten „Zigeunerlagers“ von Auschwitz-Birkenau, empfing Dr. Laurids Hölscher die Delegation des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma ehrenvoll im Generalkonsulat in Krakau. Für viele Holocaustüberlebende der Sinti und Roma war es das erste Mal, dass sie – 50 Jahre nach den Geschehnissen von Auschwitz – an diese Stätte ihres Leidens, das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, zurückgekehrt sind.

Der herzliche Empfang, den Dr. Laurids Hölscher und seine Frau Lee-Elisabeth den Überlebenden an diesem schwierigen Tag im Generalkonsulat bereitet haben, war für diese ein wichtiges Zeichen des Respekts und der Anerkennung. Es war für viele die erste Begegnung mit einem offiziellen Vertreter der Bundesrepublik Deutschland, der ihnen mit solcher Sensibilität und Herzlichkeit gegenübergetreten ist. Diese Anteilnahme war beispiellos und hat tiefe Freundschaften und Verbundenheit ausgelöst.

Seit dieser ersten Begegnung mit Dr. Laurids Hölscher im Sommer 1994 ist der Kontakt der Überlebenden zum Ehepaar Hölscher nicht mehr abgebrochen. Ab 1999 öffnete das Ehepaar auch privat sein Zuhause für die Überlebenden der Minderheit und lud seitdem jedes Jahr anlässlich des Internationalen Roma Gedenktages am 2. August in ihr Haus in Krakau ein. Bei diesen Begegnungen brachten Dr. Laurids Hölscher und Lee-Elisabeth Hölscher-Langner regelmäßig Überlebende der Sinti und Roma mit jungen Menschen aus ganz Europa zusammen und ließen sie als Zeitzeugen sprechen. 

Als Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Krakau hatte sich Dr. Laurids Hölscher zudem von Anfang an dafür eingesetzt, dass die Gedenkveranstaltung, die der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma jedes Jahr in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau durchführt, einen angemessenen und würdigen Rahmen bekommt. Als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland stand er unserer Delegation bei allen organisatorischen Fragen hilfreich zur Seite und war immer ein verlässlicher Ansprechpartner. Zusammen mit seiner Frau nahm er an allen vom Zentralrat in Auschwitz-Birkenau durchgeführten Gedenkveranstaltungen teil.

Für seinen außergewöhnlichen, engagierten Einsatz für Überlebende des Holocaust wurde Dr. Laurids Hölscher gemeinsam mit seiner Frau Lee-Elisabeth am 29. März 2019 vom Zentralrat und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus von Heidelberg im Beisein von Michael Roth, dem Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, geehrt. 

Romani Rose würdigte Dr. Laurids Hölscher als einen „leidenschaftlichen Demokraten, der sich aus einer wahren Überzeugung und tiefen Menschlichkeit konsequent für Minderheiten eingesetzt hat. Vor allen Dingen war es das christliche Menschenbild, das Dr. Laurids Hölscher geprägt hatte und das sein Engagement für Sinti und Roma nachhaltig bestimmte. Die Sinti und Roma in Deutschland und in Polen haben einen guten Freund verloren, den wir alle vermissen. Unser tiefes Beileid gilt seiner Frau Lee-Elisabeth.“

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