„LDL-Cholesterin ist der Nummer 1-Risikofaktor für Herzinfarkt. Leider sind nur zehn Prozent aller Herzinfarktpatienten in Deutschland hier entsprechend richtig nachversorgt. Da wollen wir ansetzen und unsere Patienten quasi auf Ziel bringen und aufklären. Wir möchten dazu beitragen, die Sterblichkeit nach Herzinfarkt in Thüringen zu senken“, erklärt Prof. Dr. Oliver Weingärtner, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin I (Kardiologie) am Universitätsklinikum Jena (UKJ)
Rund 20 Prozent aller Herzinfarktpatienten erleiden laut Weingärtner im ersten Jahr nach dem Herzinfarkt ein weiteres kardiovaskuläres Ereignis, also einen erneuten Infarkt oder einen Schlaganfall. Und hier setzt der neue Nachsorgepass an, indem vor allem die LDL-Cholesterinwerte bei Aufnahme und im weiteren Verlauf eingetragen werden.
Bei dem 75-jährigen Patienten wurde bereits frühzeitig der Cholesterinwert bestimmt. „Sein verschlossenes Gefäß wurde im Herzkatheterlabor mit einem Stent behandelt und bereits da haben wir seinen Cholesterinwert untersucht. So konnten seine zu hohen Werte schnellstmöglich durch eine medikamentöse Therapie auf 1,1 Millimol pro Liter gesenkt werden“, erklärt Weingärtner.
Sein LDL-Cholesterinwert lag bei 3,8 Millimol pro Liter direkt nach dem Infarkt, also mehr als doppelt so hoch wie der geforderte Normwert von 1,4 Millimol pro Liter.
Im Nachsorgepass sind aber nicht nur die LDL-Werte eingetragen, sondern es werden die Hauptrisikofaktoren für einen Herzinfarkt erfasst. „Neben dem LDL-Cholesterin gehören Diabetes, Bluthochdruck und Faktoren des Lebensstils wie Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht zu den maßgeblichen Risikofaktoren für einen Herzinfarkt. Deshalb werden sie auch im Pass abgefragt“, betont Weingärtner.
„Kardiovaskuläre Krankheitsbilder sind in der Region Thüringen und den neuen Bundesländern insgesamt häufiger als im Rest der Bundesrepublik. Dazu kommt eine erhöhte Sterblichkeit nach Herzinfarkt wie wir aus dem Deutschen Herzbericht wissen. Dies wollen wir gemeinsam mit unseren Patienten und ambulanten Kollegen durch ‚Jena auf Ziel‘ verbessern“, unterstreicht der Kardiologe Prof. Christian Schulze, Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Jena.
„Jena auf Ziel“ verfolge mit dem Pass mehrere Ziele, so Weingärnter. „Unsere Patienten werden durch unseren Nachsorgepass informiert und gestärkt. Dass es einen Zielwert überhaupt gibt, wissen viele garnicht. Der Hausarzt kennt wiederum die Werte seines Patienten, wenn er zur Nachsorge kommt. Wir kooperieren bei ‚Jena auf Ziel‘ eng mit den Hausarztpraxen sowie Lipidambulanzen und vernetzen verschiedene Akteure auf diese Weise eng miteinander. Wichtig ist uns dabei, dass der Patient mitgenommen wird und den Behandlungserfolg aktiv mitverfolgen kann.“
Ulrich Matthes hat sich wieder gut von seinem Infarkt erholt. Damit das so bleibt und er seine Werte hält, hat er diese mit dem Pass nun jederzeit im Blick.
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