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Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie blickt die Fachvereinigung Edelmetalle auf ein außergewöhnliches Jahr 2020 zurück, in dem sich die Branche uneinheitlich entwickelte.

Die Corona Pandemie und ihre mannigfaltigen Auswirkungen auf die Betriebe stand in der Edelmetallindustrie im Jahr 2020 im Vordergrund. So zeigte sich im Jahresverlauf die Entwicklung der Edelmetallwirtschaft sehr uneinheitlich. „Die schwere Rezession, welche die deutsche Wirtschaft im letzten Jahr durchlebte, spiegelte sich in der Edelmetallindustrie deutlich wider“, erklärte York Alexander Tetzlaff, Geschäftsführer der Fachvereinigung Edelmetalle, in der Pressekonferenz des Verbandes im Online-Format. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie erfordern von den Unternehmen viel Flexibilität und stellen die vielseitig aufgestellte Branche vor unterschiedliche Herausforderungen.“

Die beiden Vorsitzenden des Arbeitsausschusses Edelmetallwirtschaft des Verbandes, Georg Steiner, Geschäftsführer, Heimerle + Meule GmbH, Pforzheim und Franz-Josef Kron, Vorstandsvorsitzender/CEO, Agosi – Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG, erläuterten die Hintergründe der uneinheitlichen Branchenentwicklung im Jahr 2020:

Nach einem guten Start in den ersten Monaten des Jahres 2020 wurden die Abnehmermärkte für Edelmetalle zum Ende des ersten Quartals stark von den Folgen der Pandemie getroffen. Ursache war vor allem der Lockdown in Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern, die wichtige Märkte für die Edelmetallwirtschaft bilden. „Für viele Unternehmen der Edelmetallindustrie bedeutete das die Störung von Lieferketten sowie Kurzarbeit“, so Kron. Er führte weiter aus: „Andererseits zeigte das vergangene Jahr einmal mehr, dass Teilbereiche der Edelmetallwirtschaft auch sehr von Wirtschaftskrisen, unsicheren Märkten und einer wachsenden Zukunftsangst der Verbraucher profitieren“.

Insgesamt hat sich der weltweite wirtschaftliche Abschwung durch die Corona-Pandemie ebenso wie die weiteren europäischen und internationalen Entwicklungen massiv auf die Exporte der Edelmetallwirtschaft ausgewirkt. „Auf europäischer Ebene sind außerdem mittlerweile die Folgen des zum Jahresende 2020 vollzogenen Brexit zu spüren. Die Folge sind Logistikprobleme, die in höhere Preise und Lieferverzögerungen münden“, so Kron.

Die Schmuckindustrie blickt auf ein sehr schwieriges Jahr zurück. „Schwer getroffen durch den weltweiten Lockdown im ersten Halbjahr, führte eine leichte Erholung über die Sommer- und Herbstmonate in den nächsten Lockdown und dies im verkaufsstärksten Zeitraum des Jahres, kurz vor Weihnachten“ erläutert Steiner. Auch der Trauringbereich, der besonders in Deutschland ein wichtiges Standbein für die Schmuckindustrie ist, konnte die entgangenen Verkaufsmengen nicht kompensieren und verzeichnete einen durchschnittlichen Rückgang der Verkaufsmengen um mehr als 25%. Die hohen Edelmetallkurse führten zusätzlich zu einem reduzierten Absatz an Schmucklegierungen.

In der Folge ging die Menge der verkauften Goldlegierungen insgesamt um 23,8% zurück. „Am stärksten betroffen waren hier die europa- und weltweit meistnachgefragten 18 Karat- Legierungen mit einem Feingehalt an Gold von mindestens 750/1000“, so Steiner. Die Verkaufsmengen verringerten sich gegenüber dem Vorjahr um 28% auf 18 t Legierungsmenge. Die Gesamtverkaufsmenge an Edelmetalllegierungen verringerte sich im Jahr 2020 dramatisch von 36,4 t auf 27,8 Tonnen. Einzig das preislich attraktive Platin und seine Legierungen hielten sich im Jahr 2020 mit 4 t verkauftem Feinplatin recht stabil.

„Wie in den Vorjahren war der Absatz von Dentallegierungen auch im Jahr 2020 weiter rückläufig“, ergänzte Steiner. Neben dem allgemeinen Trend kam erschwerend hinzu, dass im ersten Halbjahr die Herstellung von Zahnersatz signifikant einbrach. Verursacht durch die Beschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie konnten Zahnärzte ihren Praxisbetrieb über mehrere Wochen nicht weiterführen und auch im weiteren Verlauf des Jahres wurde weniger Zahnersatz hergestellt. „Auch die Verdrängung von Edelmetallen aus den Laboren durch preisgünstigere Alternativen wird gerade vor dem Hintergrund der erneut gestiegenen Edelmetallpreise weiter rasant vorangetrieben“, so Steiner.

Das Recyclinggeschäft folgte im Jahr 2020 dem wellenförmigen Verlauf der gesamten Edelmetallwirtschaft. „Stark negativ beeinflusst durch die reduzierten Produktionsmengen im industriellen Bereich und durch die Schließung von Ankaufsgeschäften während des ersten Lockdowns, verschafften demgegenüber die hohen Edelmetallkurse dem Recycling von edelmetallhaltigen Materialien einen Auftrieb“, so Kron. Über das Jahr hinweg konnte somit das Vorjahresniveau in den meisten Betrieben aufrechterhalten und die Gesamtaufarbeitungsmenge an Feingold um ca. 3 t im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Dies entspricht einem leichten Anstieg der recycelten Feingoldmenge von 4%.

Kron erklärte zur Nachfrage von Edelmetallen in der Industrie, dass „ungefähr 60% des weltweiten Bedarfes an Silber auf industrielle Anwendungen zurück gehen und diese in 2020 einen moderaten, COVID-bedingten Rückgang verzeichneten.“ Denn Edelmetalle wie Silber und Gold übernehmen in Steuerungsgeräten wichtige Funktionen. „Auch die Platingruppenmetalle (Platin, Palladium, Rhodium, Ruthenium, Osmium, Iridium) werden als Technologiemetalle noch weiter an Bedeutung gewinnen, besonders in der Automobilindustrie im Bereich Autoabgaskatalysatoren, Brennstoffzellen und in der Elektronik“, so Kron. Insbesondere strengere Abgasnormen trieben und treiben weiterhin den Preis von Rhodium, der in 2020 um 300% stieg, nachdem er schon in 2019 um 250% zugelegt hatte. „So könnte eine Teetasse voll Rhodium einen Preis von über 1 Million USD erreichen“, merkt Kron an. Die Preise von Platin und Palladium waren in 2020 vergleichsweise stabil.

Insgesamt hatten im Laufe des Jahres neben der Pandemie die Preissteigerungen von Edelmetallen einen erheblichen Einfluss auf die Abnehmerindustrien. So ging mit der Ausbreitung der Corona-Pandemie in Europa bis zur Mitte des zweiten Quartals ein deutlicher Anstieg des Goldkurses einher, der im August 2020 mit 2.075 USD pro Unze einen neuen Rekordwert erreichte. Parallel dazu stieg die Nachfrage nach Investmentprodukten an. „Letztere wurde bei den Herstellern von Feinmetallbarren in Deutschland auch dadurch befeuert, dass große Hersteller in der Schweiz einige Wochen die Produktion stilllegen mussten und kein Material mehr auf den Markt bringen konnten“, erläuterte Steiner.

Während die physisch gedeckten Gold Investitionen (ETFs, Barren und Münzen) in 2020 weltweit um 40% zunahmen und ein Allzeithoch sahen, verzeichnete die Schmuckindustrie einen weltweiten Einbruch des Goldbedarfes um 34% und landete so auf einem Tiefpunkt. „Deutschland gehörte bei physisch gedeckten Gold-Investitionen zu den 2020 am stärksten wachsenden Märkten“, so Steiner. Der Aufkauf von Zentralbanken sank sogar um 60%. Bei industriellen Anwendungen sank der Bedarf um 7%. Über alles sank die Nachfrage nach Gold um 14% gegenüber 2019. Gleichzeitig war Silber als Investition in Form von Münzen und Barren in 2020 deutlich im Aufwind. Die Preisentwicklung von Silber war mit einem Plus von ca. 40% außerordentlich stark.

Mit den Grenzschließungen kam es aufgrund der Unterbrechung von Lieferketten zu einer Verknappung des Angebotes. „Einige Wochen zeigte sich auf den Märkten eine physische Knappheit der Feinmetalle, die selbst durch das Hochfahren der inländischen Produktionskapazitäten nur teilweise ausgeglichen werden konnte und die einer weiterhin wachsenden Nachfrage nach Investmentprodukten gegenüberstand“, erklärte Steiner. Mitte 2020 stabilisierte sich die Nachfrage nach Feinmetallen in Form von Barren oder Münzen auf einem hohen Niveau, welches bis zum letzten Quartal des Jahres erhalten blieb. Am Ende eines furiosen Jahres 2020 für Investmentprodukte folgte noch der deutliche Anstieg des Silberkurses verbunden mit einer physischen Knappheit von Feinsilber am Markt.

Weltweit ging auch das Goldangebot um 4% zurück. „Dem Recycling kommt mit 30% ein bedeutender Anteil an der gesamten Goldversorgung weltweit zu. Für 2020 ist besonders zu vermerken, dass die Recyclingmenge trotzt des deutlichen Preisanstieges von Gold nur um 1% zunahm“, erklärt Steiner und ergänzt: „Recyceltes Gold erfüllt dabei hervorragend die Voraussetzungen internationaler Initiativen und Compliance-Regeln, konfliktfreies Gold aus ethisch einwandfreien Quellen und verantwortungsvoller Herstellung anzubieten“. Zur globalen Silberproduktion trägt das Recycling mit 17% bei.

„Als Ausblick auf das Jahr 2021 ist den Prognosen wenig Positives zu entnehmen, merkt Steiner an. Der anhaltende Lockdown wirkt sich massiv auf das Recyclinggeschäft, das wichtigste Glied in den nachhaltigen Edelmetall-Lieferketten aus. Die hohe Nachfrage nach Investmentprodukten droht wiederum zeitweise durch die physische Knappheit von Feinmetallen nicht vollständig bedient werden zu können. Für die Schmuckindustrie fehlt derzeit die internationale Planbarkeit bei zusätzlichen Belastungen durch die anhaltend hohen Edelmetallkurse. „Die Vielseitigkeit unserer Branche ist auch 2021 gefordert. Insgesamt hoffen wir auf ein Licht am Ende des Tunnels der Corona-Pandemie“, so Steiner.

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