Die Medizinerin erhält die Auszeichnung für ihre hervorragende im American Journal of Clinical Nutrition im November 2019 erschienenen Originalarbeit zum Thema „Short-term dietary reduction of branched-chain amino acids reduces meal-induced insulin secretion and modifies microbiome composition in type 2 diabetes: a randomized controlled crossover trial“.
In ihrer Arbeit befasst sich Dr. Karusheva mit der Rolle der verzweigtkettigen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin bei Diabetes-Patienten. Epidemiologische Studien zeigen, dass erhöhte Serumspiegel dieser Aminosäuren die Insulinsensitivität beeinflussen und mit dem Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 assoziiert sind. Die Ursachen für erhöhte Serumspiegel waren bisher nicht bekannt. Im Rahmen einer Interventionsstudie untersuchte Dr. Karusheva die Effekte einer diätetischen Reduktion verzweigtkettiger Aminosäuren auf die Insulinsensitivität. Die kurzfristige Reduktion der Zufuhr steigerte die postprandiale Insulinsensitivität bei verminderter Insulinausschüttung, verbesserte die Mitochondrienfunktion im Fettgewebe und veränderte die Zusammensetzung des Darmmikrobioms.
Die vorgelegte Arbeit ist die erste, die derartige Effekte an Patient*innen mit Diabetes mellitus Typ 2 beschreibt. Die Ergebnisse können als Basis für weitere, längerfristig angelegte Interventionsstudien dienen, die Ansätze für die Diabetesbehandlung mittels Lebensstilinterventionen entwickeln. „Die Jury beeindruckt die Publikation durch die Originalität der Fragestellung sowie der Kombination eines klassischen, diätetischen Versuchsansatzes mit einer gleichzeitig tiefen Phänotypisierung der Diabetespatient*innen“, sagt Prof. Watzl in seiner Laudatio.
Für die DGE ist im Rahmen der Diskussion zu einer nachhaltigeren Ernährung das Thema Proteinmenge und -zusammensetzung eine zentrale Fragestellung. „Proteine aus tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln sowie aus neuartigen Proteinquellen unterscheiden sich hinsichtlich der Gehalte an verzweigtkettigen Aminosäuren. Dies ist bei der Formulierung von lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen zukünftig vermehrt zu berücksichtigen. Auch in diesem Kontext ist die ausgezeichnete Arbeit von Frau Karusheva sehr bedeutsam“, betont Watzl.
Die 35-jährige Preisträgerin studierte Medizin an der Charité Berlin und an der Medizinischen Universität in Sofia. Seit 2015 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Ärztin in der Forschung am Klinischen Studienzentrum des Deutschen Diabetes-Zentrums, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf tätig. In der Arbeitsgruppe „Klinisches Studienzentrum“ arbeitet sie vorrangig mit Patienten, die an Diabetes mellitus Typ 2 leiden und führt klinische Studien durch, die einen engen Bezug zu ernährungswissenschaftlichen Fragestellungen haben. Die ausgezeichnete Arbeit erstellte sie im Rahmen ihrer Dissertation unter Leitung von Prof. Michael Roden.
Dr. Karusheva ist die 13. Wissenschaftlerin, die den Hans Adolf Krebs-Preis erhält. Seit 1981 zeichnet die DGE wegweisende Forschungsarbeiten im Bereich der Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften mit dem Preis aus, der in diesem Jahr mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vergeben wird.
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