Das deutsche PEN-Zentrum ernennt die Journalistin Lina Attalah zum Ehrenmitglied. Attalah ist eine der wichtigsten kritischen Stimmen in der ägyptischen Medienlandschaft; sie war bereits wiederholt von Repressalien bedroht.

Zehn Jahre nach dem Arabischen Frühling und den Protesten auf dem Tahrir-Platz ist von der damaligen Aufbruchsstimmung nichts mehr übrig. Die Militärjunta um General al-Sisi kontrolliert Justiz, Wirtschaft und Medien; Regime-Kritiker sitzen entweder bereits im Gefängnis oder es droht ihnen die Verhaftung.

Die 1982 geborene Lina Attalah kämpft seit Jahren gegen die Einschränkung des unabhängigen Journalismus in ihrem Land, wofür der deutsche PEN sie 2020 mit dem Hermann Kesten-Förderpreis ausgezeichnet hat. Attalah ist Mitbegründerin und Chefredakteurin von Mada Masr“, einer unabhängigen ägyptischen Online-Zeitung, die allerdings nicht mehr in Ägypten gelesen werden kann, da sie seit 2017 von den Machthabern im ägyptischen Internet blockiert wird. Attalah veröffentlichte Artikel in „Al-Masry Al-Youm“, „Cairo Times“, „The Daily Star“ sowie dem „Christian Science Monitor“ und arbeitete zudem für die Nachrichtenagentur „Thomson Reuters“. Das Time Magazin zählt sie zu den 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2020 weltweit und würdigt damit ihren Mut, sich der Staatspropaganda zu widersetzen.

Mehrfach ist Lina Attalah in der Vergangenheit bedroht worden. Bereits im November 2019 wurde sie kurzzeitig von ägyptischen Sicherheitsdiensten inhaftiert und im Juni 2020 erneut von den Behörden bei ihrer Arbeit behindert und eingeschüchtert. „Die Ernennung zum Ehrenmitglied des deutschen PEN-Zentrums ist verknüpft mit der Sorge um Lina Attalahs Sicherheit und der Sorge um ihr Wohlbefinden sowie mit der Hoffnung auf mehr Pressefreiheit und Demokratie in Ägypten. Wir versichern ihr, wie unseren anderen Ehrenmitgliedern, unsere uneingeschränkte Solidarität“, erklärt Ralf Nestmeyer, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des deutschen PEN.

Zu den Ehrenmitgliedern gehörten Václav Havel und Liu Xiaobo, aktuell beispielsweise Anabel Hernández und Maria Ressa sowie Raif Badawi, Selahattin Demirtaş und Ahmet Altan, die sich gegenwärtig in Haft befinden.

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Das deutsche PEN-Zentrum ist mit seinem Geschäftssitz in Darmstadt eine von weltweit über 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung hat sich als Anwalt des freien Wortes etabliert und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der deutsche PEN begleitet mit Initiativen und Veranstaltungen das literarische Leben in der Bundesrepublik. Er bezieht Stellung, wenn er die Meinungsfreiheit, gleich wo, in Gefahr sieht. Er mischt sich ein, wenn im gesellschaftlichen Bereich gegen den Geist seiner Charta verstoßen wird.

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